Museum des Monats Juni 2010: Die Fotoausstellung von Thomas Struth macht das Kunsthaus Zürich zum Museum des Monats
Zürich (ots)
Thomas Struth gilt als einer der weltweit bekanntesten Fotografen. Das Kunsthaus Zürich zeigt in seiner ersten europäischen Retrospektive hundert Fotografien aus allen Werkgruppen. Zum ersten Mal zu sehen ist eine neue Serie, die Einblick in spektakuläre Hi-Tech-Anlagen, zum Beispiel vom Cape Canaveral Space Center oder dem Max-Planck-Institut, bietet. Die monumentalen, bis dreieinhalb Meter breiten Bilder ziehen Foto- und Kunstfreunde aus dem In- und Ausland an. Die Einzigartigkeit dieser Ausstellung macht das Kunsthaus Zürich zum Museum des Monats Juni.
Mit dem ersten Schritt in den Bührle-Saal des Kunsthauses erkennen sich die Besucher als Teil der Bilderwelt von Thomas Struth: Die mit "Audience" betitelten Fotografien zeigen Menschen, die zu einem Kunstwerk hochblicken. Für diese Serie hat Thomas Struth in einem Florentiner Museum fotografiert. Gleich hinter den "Audiences" hängen die "Museum Photographs". Hier hat der Fotograf in verschiedenen weiteren Museen frappierende Wechselwirkungen zwischen Gemälden und ihren Betrachtern beobachtet: Im Louvre drängen sich japanische Betrachter vor Géricaults "Floss der Medusa" derart in einer Ecke zusammen, als sähen sie sich angesichts der verzweifelten Schiffbrüchigen selber hilflos im stürmischen Meer ausgesetzt.Den neugierigen Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung derart direkt und emotional zu verwickeln ist ein höchst gelungener Schachzug von Kurator Tobia Bezzola, der die Ausstellung zusammen mit dem Künstler eingerichtet hat. Nachdem jedem beim Eintritt der Spiegel vorgehalten worden ist, flaniert keiner mehr unbeteiligt zwischen den einhundert Bildern: Es geht um ihn, um seinen Blick, um die Perspektive, die er gegenüber den Bildern einnimmt. Oder, wie es Thomas Struth im Hinblick auf seine "Paradiese", die Dschungelbilder, formuliert: "Die Betrachter sind mit sich selber konfrontiert."
Dieser Betrachter begegnet menschenleeren Strassen. Deren Stille wirkt so präsent, dass Unrat und Staub förmlich zu riechen sind. Er trifft auf Familien, die sich selbst präsentieren und mit der Wahl des Raums und der Anordnung der Personen ein Kapitel aus ihrem Familienroman erzählen. Er steht vor Andachtsstätten, Kathedralen, Kirchenschiffen, in denen die Menschen im Bild die sakrale Malerei und Skulptur mit ihrer Gegenwart ganz selbstverständlich in unsere Zeit führen. Städtische Bilder aus Lateinamerika wirken wie vergrösserte Modellbaulandschaften; umgekehrt verlocken die hyperrealistisch fotografierten artifiziellen Hi-Tech-Räume geradezu dazu, selber einzutreten. Bei den Dschungelfotografien stossen die Betrachter an eine Wand. Sie finden sich vom Bildraum ausgeschlossen, aus dem "Paradies" verstossen. Struths Urwälder sind so undurchdringlich wie der Kabelsalat auf einem der neuen Hi-Tech-Bilder.
"Fotografie ist als Medium für Ausstellungen dankbar", meint Tobia Bezzola. "Es gibt viele Möglichkeiten, die Bilder von Thomas Struth zu lesen und die Besucher scheuen sich auch nicht, dies zu tun. Fotografie ist allgegenwärtig, die Leute fühlen sich kompetent und haben keine Angst, nichts zu wissen, wie bei Skulpturen, Installationen oder Video." Die Fotografie ist ein Türöffner zur Welt der Kunst. Und Thomas Struth, der selber Malerei studiert hatte, bevor er sich der Fotografie zuwandte, einer ihrer faszinierendsten und erfolgreichsten Vertreter.
Im Eintrittspreis ist die Benutzung eines Audioguides inbegriffen, der den Besucherinnen und Besuchern vertiefende Informationen vermittelt. Die Ausstellung von Thomas Struth dauert bis 12. September.
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