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Verein Zürcher Museen

Museum des Monats Oktober: NONAM
Faszinierende Hörwelten der Ureinwohner

Zürich (ots)

Im Nordamerika Native Museum NONAM kann man die
Lebenswelten der Indianer und der Inuit nicht nur mit den Augen 
erfahren, sondern auch mit den Ohren erleben: Ein Klangraum versetzt 
die Besucher mit Gesängen und Geräuschen in die originale akustische 
Umgebung der Ureinwohner. Der Klangraum ist von der Schweizer 
UNESCO-Kommission anerkannt worden als Beitrag zum Jahr der 
Annäherung der Kulturen (2010). Der Verein Zürcher Museen VZM hat das
für Kinder und Erwachsene gleichermassen attraktive Museum deshalb 
zum Museum des Monats Oktober gewählt.
Es grunzt, es rattert, es knirscht und es plätschert. Die Besucher
stehen im kuppelähnlichen Klangraum und versuchen, die Geräusche zu 
verorten. Was hört man nun genau? Und wie weit entfernt sind die 
Geräusche? War das nicht ein sprechender Mensch? In welcher Sprache? 
Für einmal befindet man sich in einer Ausstellung, in der man nicht 
die Augen braucht, sondern gebannt die Ohren spitzt. Trommelschläge, 
indianische Gesänge, Geheul, ein Auto, ein Lachen sind zu hören, und 
jemand erzählt von der Begegnung mit einem Bären. Und dann krächzt 
plötzlich ein Vogel. Der kleine Junge im Klangraum legt den Kopf in 
den Nacken und guckt unwillkürlich nach oben, als wäre er draussen 
unter freiem Himmel. Geräusche, Töne und Klänge rufen eben sofort 
Erinnerungen und Bilder wach, die Besucher befinden sich ein Stück 
weit in der Haut der Indianer, die, um in der Natur zu überleben, mit
offenen Ohren im Wald, in der Arktis und in der Wüste unterwegs 
waren. Die Ohren sind selbst nachts geöffnet, wenn das Auge ruht.
Drei verschiedene Lebensräume, zwei davon sind ganz neu gestaltet,
lassen sich akustisch in den Klangraum einspielen, und sie 
unterscheiden sich stark. Die eine Klanginstallation gilt den Navajo,
den Hopi und den Puebloindianern, die im Süden der USA leben. Man 
vermeint die Trockenheit der Wüste auf den Tafelbergen der Hopi fast 
zu hören. Still ist es hier, ein Rabe krächzt, der weite Himmel 
verschluckt den Schall. In den nahen Canyons aber hallt es gewaltig: 
Die Bewohner der Pueblos in den Felsnischen nutzten das entstehende 
Echo, um sich über viele Kilometer zu verständigen.
Ganz anders klingt es an der bewaldeten Nordwestküste. Die 
akustische Welt wirkt hier viel heftiger. Ein Feuer knistert, Möwen 
rufen, der Wind pfeift, ein Chor von Schulkindern singt, Wellen 
schlagen, Geheul ertönt: Sind es Tiere? Lockrufe? Gesänge an einem 
Ritual? Ja, ein Potlatch wird gefeiert. Die Menschen treffen sich, 
nachdem sie sich zum Teil lange nicht gesehen haben. Bei diesen 
Zusammenkünften überhäufen sie sich mit Geschenken, feiern zusammen 
und bekräftigen ihre Beziehungen untereinander, bevor sie sich wieder
trennen.
Im Klangraum wird erfahrbar, wie Traditionen über das Ohr 
weitergegeben werden: Durch Erzählungen, durch Gesänge, mit Musik und
Zeremonien. Und auch in der Sonderausstellung nebenan begegnet man 
einem Medium, das für die Überlieferung keine Schrift braucht: 
Glasperlen. Die bunten Kügelchen sprechen ihre eigene Sprache, sie 
zieren mit ganz bestimmten Zeichen und Ornamenten Mokassins, Taschen,
Röcke, Westen, Medizinbeutel. Eines der Prunkstücke in der 
Ausstellung ist eine Kindertrage, die mit nicht weniger als 130'000 
Glasperlen geschmückt ist. Die geduldig stickenden Indianerinnen 
müssen die Glasperlen tatsächlich sehr geliebt haben. Und die 
Ureinwohner haben die Kügelchen als sehr wertvoll betrachtet, wenn 
auch nicht als so teuer, dass sie für eine Handvoll davon ganz 
Manhattan weggegeben haben - dieser Tausch gehört ins Reich der 
Legende. Aber die wunderbar glänzenden Glasperlen haben die 
Ureinwohner ungemein fasziniert, und darum haben sie damit sehr viele
ihrer Alltagsgegenstände verschönert. Die vorgefertigten, feinen 
farbigen Glasperlen haben das Verzieren auch erleichtert, denn zuvor,
bevor die Weissen den Indianern Perlen gegen Felle anboten, mussten 
die Indianer schmückendes Material in sehr aufwändiger Technik aus 
Tierborsten gewinnen.
Die äusserst sehenswerte Ausstellung im NONAM, die auf viele 
eigene Bestände zurückgreifen kann, macht mit den verschiedenen 
Formen der Glasperlenstickerei bekannt. Und durch Filme auch sehr 
anschaulich mit den Techniken der Herstellung der Glasperlen in 
Europa. Besonders interessant sind auch die Hinweise auf die 
Veränderung der Ornamente durch den Einfluss der Missionare. Diese 
betrachteten die geometrische Zeichensprache der Indianer als 
heidnisch und wollten sie durch modische Blumenmuster ersetzen. Die 
Indianerfrauen machten sich die neuen Formen zwar zu eigen, 
arbeiteten aber heimliche Zeichen in die Blumen ein. So überlieferten
sie zum Beispiel in einer Art Geheimsprache traditionelle 
medizinische Rezepte. Die Mütter gaben ihre Kenntnis der Heilkräuter 
an ihre Töchter weiter, in unverfänglichen Blumenmustern aus 
Glasperlen auf Kleidern, Taschen und Mokassins. Es gibt eben die 
verschiedensten Arten, etwas durch die Blume zu sagen.
Informationen:
Der Klangraum in der Dauerausstellung des NONAM ist während der 
Öffnungszeiten des Museums frei zugänglich.
Die Sonderausstellung "Die Sprache der Glasperlen" ist noch bis 
14. November geöffnet. Dazu ist ein Katalog erhältlich.
Es werden Workshops für Schulen und Kinder angeboten: Auskunft 
043/499'24'40,  Peter.Kuhn@zuerich.ch und  Veronika.Ederer@zuerich.ch
Führungen für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren: In der 
Dauerausstellung jeweils So 12 Uhr, in der Sonderausstellung Mi 18 
Uhr. Nordamerika Native Museum, Seefeldstr. 317, 8008 Zürich, 
043/499'24'40.
Geöffnet: Di-Fr 13 bis 17 Uhr, Mi bis 20 Uhr, Sa und So 10 bis 17 
Uhr, Montag geschlossen

Kontakt:

Nordamerika Native Museum
Seefeldstr. 317
8008 Zürich
Tel.: +41/43'499'24'40
Internet: www.nonam.ch

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