Admeira-CEO will keinen Datenpool für alle
Zürich (ots)
Seit drei Monaten leitet der ehemalige Manor-Chef Bertrand Jungo die höchst umstrittene Werbevermarkterin Admeira. Der CEO kann den Wirbel um das Joint-Venture von SRF, Swisscom und Ringier «nicht verstehen», wie er in seinem ersten Interview seit Amtsantritt gegenüber persoenlich.com sagt. Admeira sei von den massgeblichen Institutionen legitimiert worden und damit rechtens.
Der Verband Schweizer Medien (VSM) kämpft an allen Fronten gegen Admeira. Er stört sich daran, dass SRG und Swisscom mit nur einem privaten Medienunternehmen zusammenarbeiten. Beim Bundesgericht ist eine Klage des VSM hängig und auch das Parlament befasst sich mit möglichen Regeln bezüglich Kooperationen der SRG. Jungo dazu: «Wir haben immer wieder klar gesagt, dass wir offen sind für Partner und Aktionäre. Es ist eine unternehmerische Freiheit, davon Gebrauch zu machen oder nicht.»
Im Interview nimmt der Admeira-CEO erstmals Stellung zu verschiedenen Forderungen des VSM. Admeira müsse sich aufspalten und im Bereich Datenmanagement allen Zugang gewähren. Dies lehnt der 52-Jährige im Gespräch mit persoenlich.com «dezidiert ab». «Es kann nicht sein, dass sich am Schluss jeder aus einem grossen Datenpool bedienen kann», sagt er. Das Unternehmen verweigert Gespräche mit den Verlegern über eine solche Branchenlösung vehement. «Wir sind bereit, mit allen Mitgliedern des Verbands zu sprechen, aber nicht im Gesamtpaket», sagt der CEO. Nur auf Wirtschaftlichkeit und enger Kooperation basierende Allianzen könnten die Anforderungen für erfolgreiches Targeting erfüllen.
Angesprochen auf das Verbot von zielgruppengerechter Werbung bei der SRG, sagt Jungo: «Da liegt unausgeschöpftes Potenzial brach. Wir würden uns wünschen, es gäbe diese Einschränkung nicht». Welcher Umsatz dem Unternehmen dadurch entgeht, kann der CEO nicht beziffern. «Wir sind noch ganz am Anfang der Entwicklung. Es wäre noch viel zu früh, über Umsätze zu sprechen.»
Für Aufregung sorgte zudem die Lancierung der Content-Marketing-Abteilung Adtelier im Spätsommer. Das neunköpfige Team arbeitet laut Jungo stark projektbasiert und bemüht sich um komplett zugeschnittene Lösungen für Werbeauftraggeber. Aber: «Adtelier arbeitet nicht für SRG-Titel», stellt er klar. Native Advertising und Storytelling seien hauptsächlich Print- und Onlinewerbeformen. Und Onlinewerbung sei der SRG gesetzlich nicht gestattet.
Die Agenturen störten sich daran, dass sie mit Adtelier neu von einer Firma mit staatlicher Unterstützung konkurrenziert würden. Hierfür hat Bertrand «gewisses Verständnis», wie er im Interview sagt. Diese Ankündigung in einem nervösen Branchenumfeld habe viel Platz für Interpretation geboten. Inzwischen habe man sich mit den Mediaagenturen und dem Verband Leading Swiss Agencies (LSA) ausgesprochen.
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