Wieder eine Umfrage zur zweiten Gotthardröhre
Altdorf (ots)
Die Vergangenheit lehrt, dass Umfragen und Abstimmungsergebnisse zweierlei sind: Anders als bei Umfragen hat die Bevölkerung in den Volksabstimmungen immer Nein zur zweiten Röhre gesagt. Statt Stimmungsmache wäre eine rationale Diskussion angesagt.
Die Coop-Zeitung hatte im Juli 2003 in einer Umfrage eine 60 Prozent-Mehrheit für eine zweite Röhre ermittelt. Das Volk hat den Avanti-Gegenvorschlag dann ein halbes Jahr später mit 63 Prozent Nein abgelehnt. Eine Umfrage des TCS hatte im Mai 2002 eine Tessiner Mehrheit von 63,9 Prozent für die zweite Röhre ermittelt. Doch auch das Tessin entschied sich im Februar 2004 mit 66 Prozent gegen den zweiten Strassentunnel.
Eine repräsentative Umfrage der "Neuen Urner Zeitung" vom Februar 2011 ergab in Uri eine 55 Prozent-Mehrheit für die zweite Röhre. Ein Jahr später verwarfen die Urnerinnen und Urner sowohl eine zweite Röhre "ohne Kapazitätserweiterung" (57 Prozent) wie auch den Gegenvorschlag einer "Ersatzröhre" (69 Prozent).
Die neue Umfrage von "Sonntags-Blick" und "Il Caffè" ist eher dazu angetan, die Stimmung anzuheizen als eine sachliche Diskussion zu fördern. Werden sich die Stimmberechtigten bewusst, dass sie mit einem Ja zur zweiten Röhre bei lediglich 17'000 Fahrzeugen pro Tag erneut Milliarden im Gotthard verbauen, während sie täglich in den Agglomerationen auf Strassen mit über 100'000 Autos im Stau stehen und in den übervollen S-Bahnen vergebens nach einem Sitzplatz suchen, werden sie sich wohl anders besinnen und eine rationale Zuordnung der Mittel verlangen. Zudem: Das Umfrageergebnis lässt auch Zweifel aufkommen am Ja zur zweiten Röhre. Offenbar scheinen nur 38 Prozent bereit, den bestehenden Alpenschutz aufzuweichen und mehr Verkehr zuzulassen.
Jeder Unfall ist ein Unfall zu viel. Doch auch hier ist eine rationale Beurteilung notwendig. Für nur 100 Millionen Franken, einem Zwanzigstel der Kosten einer zweiten Röhre, könnten beispielsweise in der ganzen Schweiz grossflächig Tempo-30-Zonen eingerichtet und damit 100 bis 150 Unfalltote, darunter 10 bis 15 Kinder, verhindert werden. Am Gotthard gibt es statistisch gesehen für 2 Milliarden Franken nur 1,5 Tote weniger.
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