Alle Storys
Folgen
Keine Story von economiesuisse mehr verpassen.

economiesuisse

economiesuisse - Tag der Wirtschaft: Standort Schweiz im globalen Wettbewerb Jahresversammlung des Wirtschaftsdachverbands

Zürich (ots)

Im Zentrum des diesjährigen Tages der Wirtschaft
stand der Standort Schweiz im globalen Wettbewerb. Der Präsident des 
Wirtschaftsdachverbands rief Politik und Wirtschaft auf, 
Handlungsspielräume zu öffnen, welche Wachstum möglich machten. Auch 
kleine Länder wie die Schweiz hätten in einer globalen Wirtschaft 
genügend Freiheiten, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Doch 
diese müssten konsequent genutzt werden. In seinem Gastreferat wies 
der Präsident des ABB-Verwaltungsrats, Jürgen Dormann, eindringlich 
darauf hin, dass nicht allein die Schweiz gefordert sei, sondern 
sämtliche westlichen Industrieländer. Der globale Wettbewerb liesse 
keinen Stillstand zu und würde den Westen zu höherer Leistung 
zwingen. Noch gehe es um den Wettbewerb der Produktionsstandorte, 
doch in wenigen Jahren werde auch der Wettbewerb der Forschungs- 
standorte in vollem Gange sein.
Schwieriger Anpassungs- und Reformprozess 
Trotz wieder etwas aufgehellteren Konjunkturaussichten und dank 
einem etwas freundlicheren aussenwirtschaftlichen Umfeld gebe es 
eine erhebliche Verunsicherung von Verbrauchern und Investoren, 
meinte der Präsident von economiesuisse, Ueli Forster. Grund dafür 
sei der teilweise schmerzhafte Anpassungsprozess der schweizerischen 
Volkswirtschaft an die neuen ökonomischen Realitäten. Die 
Gestaltungsräume der nationalen Wirtschaftspolitik hätten sich 
verändert. Die Globalisierung zeige schonungslos auf, dass die 
Politik nur das verteilen könne, was am Markt erwirtschaftet werde. 
Daher müsse die Einsicht wachsen, dass politische Macht gegen 
weltwirtschaftliche Veränderungen wenig ausrichten könne. Forster 
sprach sich dafür aus, den Anpassungs- und Reformprozess in der 
Schweiz unbedingt fortzusetzen: Durch Strukturwandel sei bisher noch 
keine Volkswirtschaft zugrunde gegangen, wohl aber durch Zuwarten 
und Verharren.
Ja zur Personenfreizügigkeit und klares Bekenntnis zu 
Freihandelsabkommen 
Insbesondere in der Aussen- und Wirtschaftspolitik bestehe grosser 
Handlungsbedarf, gab der economiesuisse-Präsident zu bedenken. Von 
zentralem Interesse für die Schweiz sei die Ausdehnung der 
Personenfreizügigkeit auf die zehn neuen EU-Mitgliedsländer. Nachdem 
die Bevölkerung im Mai 2000 mit Zweidrittelmehr der 
Personenfreizügigkeit zugestimmt habe, gehe es am 25. September 2005 
nicht mehr ums Prinzip, sondern bloss um die zusätzliche Verschär- 
fung der Schutzbestimmungen zu Gunsten unserer Arbeitnehmer. Das 
Abkommen sei praktisch massgeschneidert für unser Land. Wer nun 
dagegen Sturm laufe, verleugne den erfolgreichen bilateralen Weg der 
Schweiz. Forster machte klar, dass die bilateralen Abkommen aus 
Sicht der Unternehmen einen wichtigen Standortvorteil darstellen und 
zu den unverzichtbaren Rahmen-bedingungen unseres Landes gehören. 
Der Wirtschaftsdachverband setze sich daher mit aller Kraft für 
diese Abstimmung ein. Forster appellierte an die Stimmbürgerinnen 
und Stimmbürger, ein überzeugtes Ja an der Urne einzulegen.
Der Präsident von economiesuisse forderte die Erweiterung von 
Freihandelsabkommen mit wichtigen Ländern. Mit der neuen 
strategischen Ausrichtung der Aussenwirtschaftspolitik trage der 
Bundesrat den Veränderungen im weltweiten Handelssystem Rechnung. Es 
sei wichtig – neben der Förderung von Fortschritten in der WTO –, 
auch neue intensive Beziehungen mit den wichtigsten 
Wirtschaftspartnern in Übersee (USA), Japan, China, Indien und 
Brasilien anzustreben.
Wirtschaftspolitische Herausforderungen: kein Grund zum Zurücklehnen
In den letzten Jahren seien zwar einige Reformen wie das 
Wettbewerbsrecht, die Liberalisierung der Telekom, die Revision des 
Binnenmarktes und die bilateralen Abkommen I in Gang gekommen, 
meinte Forster anerkennend. Dennoch bestehe für die Schweiz kein 
Grund zum Zurücklehnen. Die Schweiz schneide im internationalen 
Standort-Ranking bei wichtigen Kennziffern noch gut ab, aber bei 
diesen Vergleichen würden verschiedene Probleme einfach weggeblendet 
wie der Schuldenberg der öffentlichen Hand, die Milliardenlöcher bei 
den staatlichen Pensionskassen und die enormen Kosten im 
Gesundheitswesen. Im Vergleich mit dem „neuen“ Europa, den 
Transformationsländern, werde deutlich, unterstrich Ueli Forster, 
dass nur mit klaren Visionen und konsistenten Programmen 
voranzukommen sei. Nicht die Politik der kleinen Schritte, sondern 
mutige Entscheide und Reformen seien jetzt gefragt. Dies gelte 
insbesondere für die
- Sanierung der Staatsfinanzen 
- Erhaltung eines international wettbewerbsfähigen Steuersystems 
- Ausgestaltung eines zukunftsfähigen Gesundheits- und 
Bildungssystems 
- Sanierung der Sozialwerke
Dazu brauche es eine stringente Ordnungspolitik. economiesuisse 
sei sich bewusst, meinte Ueli Forster, dass nicht alles so laufe, 
wie das die Wirtschaft möchte, aber er stelle fest, dass sich die 
Schweiz bewege – wenn auch langsam.
Reparaturarbeiten am bestehenden System genügen nicht mehr 
In seinem Gastreferat wies Jürgen Dormann, Präsident des 
Verwaltungsrats der ABB, darauf hin, dass die Schweiz klar zu den 
Gewinnern der freien internationalen Märkte gehöre und nach wie vor 
in vielen Kategorien Bestnoten erreiche. Doch der Standort Schweiz 
sei nicht konkurrenzlos, denn der globale Wettbewerb stelle für den 
gesamten Westen eine grosse Herausforderung dar. Wer heute 
stillstehe, der falle zurück. Die immer wieder geäusserten Klagen 
über die Zukunft der Schweiz seien deshalb nicht unberechtigt. 
Symptome wie akute Wachstumsschwäche oder Arbeitsplatzverluste 
stellten aber kein schweizerisches, sondern ein europäisches Problem 
dar. Dazu komme das abnehmende Wachstumspotenzial aus demografischen 
Gründen. Zu den Wachstumsproblemen gehöre fatalerweise auch die 
Investitionsmüdigkeit. Stattdessen hätten die Auslandinvestitionen 
rasant zugenommen (Nettokapitalabfluss von 260 Milliarden Dollar). 
Die Mittel seien nach Asien und Lateinamerika geflossen. Vor diesem 
Hintergrund genügten Rezepte wie Zurückführen der Staatsquote, 
Stärkung der Eigenverantwortung, Senkung der Gesamtbelastung von 
Bürgern und Unternehmen sowie der Abbau von Protektionismus und 
Subventionen nicht mehr. Angesichts der immensen Herausforderungen, 
die vom Weltmarkt auf uns zukämen, gab Jürgen Dormann zu bedenken, 
reichten Reparaturarbeiten am bestehenden System nicht mehr aus. Am 
Beispiel China machte er deutlich, wie Politik, Staat und Wirtschaft 
dieses riesigen Landes alles daran setzten, eine strategisch 
herausragende Po-sition im Weltmarkt zu erreichen. Wenn es bisher im 
Globalisierungswettstreit primär um die Produktionsstandorte 
gegangen sei, so spüre man immer deutlicher den Wettbewerb um die 
Entwicklungsstandorte, und es werde nicht lange dauern, werde auch 
der Wettbewerb um die Forschungsstandorte in vollem Gang sein. Damit 
stehe die letzte Domäne Westeuropas in zehn Jahren zur Disposition, 
räsonierte Jürgen Dormann.
Schweizer Standards besser nutzen 
Jürgen Dormann plädierte dafür, die eigenen Stärken viel besser zu 
nutzen. Die Schweiz verfüge über eine einzigartige wirtschaftliche 
Infrastruktur. Die Verbindung von innovativen, weltweit 
erfolgreichen Grosskonzernen mit dem Netzwerk vieler 
spezialisierter, hochkompetenter Klein- und Mittelunternehmen 
ergebe eine reiche Mischung von Möglichkeiten, Erfahrungen und 
Kön-nen, was sich in feingegliederten Wertschöpfungs- und 
Lieferbeziehungen zeige. Dazu kämen die Vorteile einer 
hervorragenden Infrastruktur wie Bildung, Verkehr, Kommunikation, 
Verwaltung sowie politische und soziale Stabilität. Diese Standards, 
die in andern Regionen der Erde bei weitem nicht erreicht seien, 
befähigten die Schweiz, im Bereich der technologisch anspruchsvollen 
Produktionen und Dienstleistungen massgeschneiderte Lösungen 
anzubieten, rasch zu reagieren und ein verlässlicher 
Geschäftspartner zu sein. Diese charakteristische Stärke der Schweiz 
gelte es weiter auszubauen.
Zusammenspiel Wirtschaft – Wissenschaft fördern 
Im Bildungs- und Forschungsbereich sollten Wissenschaft und 
Wirtschaft noch besser aufeinander abgestimmt sein. Jürgen Dormann 
plädierte für eine stärkere Fokussierung wissenschaftlicher Arbeiten 
auf Projekte, die zu wirtschaftlich wettbewerbsfähigen Innovationen 
führten. Dazu brauche es eine engere Zusammenarbeit zwischen 
Institutionen, Hochschulen und Wirtschaft bereits ab der 
Projektierung unter Einbezug kleiner und mittlerer Unternehmen. 
Schliesslich bedürfe es vermehrt der Etablierung von „public private 
partnerships“, vielfältigeren Formen der Zusammenarbeit und der 
gemeinsamen Finanzierung von Forschungsprojekten. Das ABB-
Forschungszentrum Dättwil sei ein gutes Beispiel, wie dieses 
Zusammenspiel im Alltag erfolgreich funktioniere.
Glaubwürdige Wirtschaftsführer gefragt 
Abschliessend äusserte sich Jürgen Dormann zum Bild, das Unternehmer 
und Manager in der Öffentlichkeit abgeben. Es sei mitentscheidend, 
wie viel Vertrauen die Gesellschaft gegenüber der Wirtschaft habe. 
Bei der Krisenbewältigung der ABB lasse sich ablesen, wie mit 
symbolischen Akten – Veränderung des Führungsstils, Offenheit und 
intensive Kommunikation – Vertrauen und wirtschaftlicher Erfolg 
zurückgewonnen werden könnten. Wo immer Vertrauensver-lust in die 
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Schweiz oder in die Leitung 
eines Unternehmens auftauchten, sollte mit Führung und Kommunikation 
wirksam entgegengetreten werden, schloss Jürgen Dormann.
Zürich, 2. September 2005
Rückfragen:
Fredy Müller, economiesuisse, 079 352 61 59

Weitere Storys: economiesuisse
Weitere Storys: economiesuisse