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SNF: Bild des Monats September 2008: Strahlentherapie

SNF: Bild des Monats September 2008: Strahlentherapie
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Bern (ots)

- Hinweis: Bildmaterial steht zum kostenlosen Download bereit  
     unter: http://www.presseportal.ch/de/pm/100002863 -
Auf dem Weg zu einer individuell abgestimmten Dosis in der 
Krebsbehandlung
Ein Forscher des Universitätsspitals Lausanne untersucht die 
Wirkungen einer 2004 in der Schweiz eingeführten neuen 
Strahlentherapie auf den Organismus. Diese Radioimmuntherapie, die 
sich gegen bestimmte Arten von Lymphomen (Krebserkrankungen des 
Lymphsystems) richtet,  beruht auf der Injektion von Antikörpern, an 
die ein radioaktives Atom gekoppelt ist, in die Blutbahn. Ziel des 
vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Projekts ist die 
Optimierung der Behandlung durch eine individuell auf den einzelnen 
Patienten abgestimmte Dosis.
Die auf den einzelnen Krebspatienten zugeschnittene Behandlung ist
eine Verheissung der Medizin der Zukunft. Und gleichzeitig das Ziel 
des Projekts von Sébastien Baechler, Forschungsleiter am Institut für
angewandte Strahlenphysik des Universitätsspitals Lausanne. Er 
befasst sich mit einer neuen Strahlentherapie gegen bestimmte 
Krebsarten, die zur Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome gehören. Bei 
dieser 2004 in der Schweiz eingeführten Radioimmuntherapie mit 
90Y-Zevalin® wird das radioaktive Element Yttrium-90 (90Y) in den 
Blutkreislauf gebracht. Die Arbeiten des Lausanner Forschers 
konzentrieren sich unter anderem auf die Messung der 
Strahlenbelastung der Niere und das Abfallen der Konzentration an 
Blutplättchen im Blut.
Strahlenquelle in unmittelbarer Nähe des Tumors
Der innovative Ansatz der Strahlentherapie besteht darin, dass die 
Strahlenquelle zielgerichtet in den Tumor geleitet wird. Konkret 
werden Antikörper, an die Yttrium-Atome gekoppelt sind, in den 
Blutkreislauf injiziert. Die Antikörper werden so gewählt, dass sie 
bestimmte Lymphome erkennen und sich an ihre Oberfläche heften. Nach 
dieser Verankerung beginnen die Yttrium-Atome durch die von ihnen 
ausgesendete Strahlung mit der Zerstörung des Tumors. Später 
übernimmt das Immunsystem die vollständige Beseitigung des 
Krebsgewebes. Diese Behandlung ist so wirksam, weil die Lymphome sehr
empfindlich auf ionisierende Strahlung reagieren.
Doch die Behandlung verschont das Knochenmark nicht ganz, wo sich 
die Stammzellen des Bluts befinden, aus denen sowohl die roten und 
weissen Blutkörperchen als auch die Blutplättchen hervorgehen. Die 
Strahlung stört diese Produktion, verursacht starke Müdigkeit und 
erhöht das Risiko für Infektionskrankheiten und Blutungen.
Im Rahmen der ersten Studie führteSébastien Baechler Messungen zur
Strahlenbelastung der Niere bei 17 Patientinnen und Patienten durch. 
Da das Yttrium an einen Antikörper gekoppelt ist, der zum Immunsystem
gehört, wäre eigentlich nicht zu erwarten, dass in diesem Organ eine 
hohe Radioaktivität gemessen werden kann. Der Forscher stellte jedoch
überraschenderweise fast zehn Mal höhere Werte fest, als im Gesuch 
für die Marktzulassung von 90Y-Zevalin® in den USA angegeben worden 
waren. «Wir können uns diesen Unterschied nicht erklären», sagt 
Sébastien Baechler. Trotzdem stellt dies die Behandlung nicht in 
Frage, da die Dosen gering und Beeinträchtigungen der Nieren wenig 
wahrscheinlich sind. Bei einer intensiven Radioimmuntherapie mit 
anschliessender Autotransplantation von Knochenmark muss dieses 
Risiko allerdings beachtet werden.
Blutplättchen: Vorläuferzellen nach Chemotherapie empfindlicher
Ein weiteres wichtiges Ergebnis betrifft das Abfallen der 
Blutplättchenkonzentration im Blut. Noch ist die Radioimmuntherapie 
in der Onkologie keine gängige Methode und wird nur in zweiter Linie 
nach der traditionellen Chemotherapie eingesetzt. Problematisch ist 
dabei, dass die Zahl der Blutplättchen im Blut durch die beiden 
Behandlungen mehr oder weniger stark abfällt. Deshalb warten die 
behandelnden Ärzte im Allgemeinen, bis sich die 
Blutplättchenkonzentration wieder normalisiert hat, bevor sie mit der
Radioimmuntherapie beginnen.
Trotz dieser Vorsichtsmassnahme beobachtete Sébastien Baechler im 
Rahmen der zweiten Studie mit 32 Patientinnen und Patienten, die er 
in Zusammenarbeit mit dem Johns Hopkins Hospital in Baltimore 
durchführte, dass die Blutplättchenzahl das zweite Mal umso markanter
fällt, je kürzer der Zeitraum zwischen den beiden Behandlungen ist. 
Das bedeutet, dass die Vorläuferzellen der Blutplättchen in der 
Erholungsphase nach der Chemotherapie gegenüber Strahlungen 
empfindlicher sind. «Wir haben ein mathematisches Modell für dieses 
Phänomen entwickelt, mit dem sich Simulationen durchführen lassen, 
die sich gut mit unseren Beobachtungen decken», erklärt Baechler.
Individuell abgestimmte Dosen
«Das Ziel unserer Forschung ist es, eine Methode zur Festlegung der 
Strahlendosis zu entwickeln, mit der eines Tages für jeden Patienten 
die ideale Dosis gefunden werden kann, die für die Zerstörung des 
Tumors ausreichend ist und gleichzeitig das gesunde Gewebe 
verschont», sagt der Medizinphysiker. «Die Messung der Strahlendosis,
die auf das Knochenmark wirkt, wird im Hinblick auf den 
unvorhersehbaren Zusammenhang mit den beobachteten klinischen 
Wirkungen weiter diskutiert. Dieser Zusammenhang beruht im Übrigen 
auf einer Vielzahl von Faktoren, die sich von Patient zu Patient 
stark unterscheiden können.»
In der Schweiz erkranken jährlich 1300 Personen an einem 
Non-Hodgkin-Lymphom. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von 
Krebstumoren des lymphatischen Systems, zu dem das Knochenmark, die 
Milz, der Thymus und die Lymphknoten gehören.
Texte und Bilder dieses Berichts können auf der Website des 
Schweizerischen Nationalfonds heruntergeladen werden unter: 
www.snf.ch > Medien > Bild des Monats

Kontakt:

Dr. Sébastien Baechler
Institut für angewandte Radiophysik der Universität Lausanne
Grand-Pré 1
CH - 1007 Lausanne
Tel.: + 41 21 623 34 60
Fax: + 41 21 623 34 35
E-Mail: sebastien.baechler@chuv.c

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