Nationale Strategie gegen Krebs (NSK): Experten-Think Tank macht Empfehlungen zu Immunonkologie
Bern (ots)
Die aktuellen Fortschritte in der Immunonkologie wecken grosse Hoffnungen für die Krebsbehandlung. Aufgrund der dynamischen Entwicklungen sind gleichzeitig noch viele Fragen im Zusammenhang mit diesen neuen Therapien offen. Vor diesem Hintergrund hat die Nationale Strategie gegen Krebs (NSK) den Multi-Stakeholder-Think Tank "Immunonkologie - Chancen und Herausforderungen für die Versorgungsqualität" in Form eines NSK-Teilprojekts initiiert. Dieser Think Tank hat nun seine Empfehlungen veröffentlicht.
Im Think Tank sind neun Experten aus verschiedenen Stakeholder-Gruppen vertreten (NSK Projektleitung, Forschung, Medizinische Onkologie, Onkologie-Pflege, Grundversorger / Netzwerke, Krankenversicherer, Angehörigenvertreter, Krebsliga Schweiz, Industrie). Alle sind in die Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten involviert. Im Bericht «Immunonkologie - Chancen und Herausforderungen für die Versorgungsqualität» sind die Empfehlungen von drei Roundtables der Fachgruppe zusammengefasst. Um das Potential der Immunonkologie zur Steigerung von Versorgungsqualität und Patientennutzen optimal auszuschöpfen, benennt der Think Tank fünf prioritäre Hauptstossrichtungen, die im Bericht detailliert beschrieben sind. Diese Medieninformation fasst das Wichtigste in Kürze zusammen. Der vollständige Bericht ist auf der Webseite der NSK www.nsk-krebsstrategie.ch verfügbar.
Verstärkte Zusammenarbeit, Patient als Mit-Manager seiner Krankheit und neues Rollenverständnis von Onkologen
In einer "idealen Welt", wie sie im Bericht skizziert wird, werden individuelle Therapieempfehlungen standardmässig durch Onkologie-Teams gefällt. Der Patient hat sich als Mit-Manager seiner Krankheit etabliert und nimmt eine aktive Rolle im Behandlungsprozess ein. Die Bedürfnisse der Patienten unter immunonkologischen Therapien sind bekannt und werden adressiert. Dem Patienten steht ein Support-Netz von verschiedenen Leistungserbringern bzw. Anlaufstellen zur Verfügung, die er je nach Bedarf aktivieren kann. Die Onkologie ist gut mit den angrenzenden Fachrichtungen vernetzt. Ein Teil der Onkologen fungiert als "Onkologie-Manager" und gewährleisten die Zusammenarbeit und Koordination zwischen den verschiedenen involvierten Spezialisten. Die Pflege übernimmt eine verstärkte Koordinationsfunktion entlang des gesamten Behandlungspfades.
Positive Bilanz, aber Verbesserungspotential erkannt
Auch wenn die Qualität der Versorgung von Krebspatienten in der Schweiz insgesamt auf einem sehr hohen Niveau ist und der Zugang zur ärztlichen Behandlung, verschiedenen therapeutischen Optionen und diagnostischen Massnahmen insgesamt gewährleistet ist, besteht in der Realität noch Verbesserungspotential. Der Zugang zur ärztlichen Behandlung, verschiedenen therapeutischen Optionen und diagnostischen Massnahmen ist insgesamt gewährleistet. Allerdings existieren teils grosse Leistungsunterschiede zwischen Spitälern und Regionen sowie Defizite bei der Koordination von Leistungen und Akteuren. Allerdings sind innovative Therapien dagegen durch administrative Hürden schwerer erhältlich. Zudem wird die Zugangsgerechtigkeit beim "Off-label-use", dem Einsatz dieser Therapien ausserhalb der zugelassenen oder vergüteten Indikationen hinterfragt. Die Krebsforschung in der Schweiz ist heute mit immer anspruchsvolleren Auflagen in der klinischen Forschung konfrontiert, zudem mangelt es an einer flächendeckenden und koordinierten Erhebung von epidemiologischen und "Real World Evidence"- Daten. Verbesserungspotential besteht zudem beim Wissensaustausch unter den in die Behandlung involvierten Akteuren.
Herausforderungen und Chancen der neuen Therapie
Sprechen Krebsbetroffene auf eine immunonkologische Therapie an, erhalten sie dadurch die Chance ihre bisherigen Funktionen und Aufgaben zu einem grossen Teil weiter zu erfüllen und ein möglichst autonomes, selbständiges Leben zu führen. Der Patient und sein Umfeld stehen damit aber auch vor der Herausforderung, eine länger andauernde Behandlung und die therapiebedingten Auswirkungen in das Privat- und Berufsleben zu integrieren. Der zunehmend chronische Krankheitsverlauf erfordert eine stärker patientenzentrierte, integrierte Versorgung und damit eine intensivere Koordination entlang des Behandlungspfades. Eine ungenügende Vergütung von Koordinationsleistungen erschwert jedoch eine Umsetzung entsprechender Ansätze. Diese veränderten Anforderungen bieten auch eine Chance, die bestehenden Berufs- und Rollenbilder zu überdenken und weiterzuentwickeln.
Weiterführende Information: Der vollständige Bericht ist auf der Webseite der NSK www.nsk-krebsstrategie.ch verfügbar.
Kontakt:
Dr. Philippe Groux, MPH
Gesamtprojektleiter NSK
Nationale Strategie gegen Krebs NSK
Oncosuisse/KLS
Effingerstrasse 40
CH-3001 Bern
Tel.: +41 31 389 94 63
philippe.groux@nsk-krebsstrategie.ch
www.nsk-krebsstrategie.ch