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EMPA: EMPA: Erneuerbare Energien - Realität und Visionen Die Sonne schickt uns keine Rechnung

Dübendorf (ots)

Die von der Empa-Akademie und der Schweizerischen
Vereinigung für Sonnenenergie (SSES) durchgeführte Fachtagung vom 
15. November brachte eine breite Palette an Einblicken in 
verschiedene Aspekte im Umgang mit erneuerbaren Energien - und mit 
dem heutigen Raubbau an fossilen Brennstoffen. Im Spannungsfeld von 
Forschung, Praxis, Gegenwart und Zukunft versammelten sich Experten 
an der Empa- Akademie und lebten den aktiven Austausch vor.
Die Ausgangslage ist klar: Früher oder später sind die fossilen 
Energiereserven aufgebraucht. Grund genug, nicht bis zu diesem 
Zeitpunkt mit der Suche nach Alternativen und deren Einsatz zu 
warten. Bereits heute ist im Hausbau eine Vielzahl von Möglichkeiten 
zum haushälterischen Einsatz von Energie Tatsache: bis hin zum Null- 
Energie-Haus. Dass dabei nicht nur bei Neubauten Energie sparende 
Bauweisen zum Zuge kommen, zeigte Karl Viridén. Der Zürcher 
Architekt unterstrich am Beispiel des Umbaus einer über 
hundertjährigen Liegenschaft im Zürcher Kreis 4, dass selbst bei 
alter Bausubstanz es nicht Vision bleiben müsse, den Passivhaus- 
Standard mit einer Reduktion der benötigten Energie um den Faktor 10 
zu erreichen.
2000 Watt sind genug Mark Zimmermann, Leiter des Zentrums für 
Energie und Nachhaltigkeit im Bauwesen an der Empa, präsentierte 
seine Vision der 2000-Watt- Gesellschaft. Diese geht davon aus, dass 
der Energiebedarf pro Einwohner auf den Stand von 1960 zurückgeht. 
Das bedeutet eine Reduktion von beinahe zwei Dritteln im Vergleich 
zum heutigen Durchschnittsverbrauch. Er fordert, dass drei Viertel 
der benötigten Energie aus erneuerbaren Ressourcen stammen müssen 
und in den kommenden 50 Jahren primär eine generelle Reduktion des 
Energiebedarfs und eine deutliche Erhöhung des Wirkungsgrads der 
genutzten Energien angestrebt werden sollen.
Vom PR-Instrument zum wirtschaftlich aussichtsreichen Geschäftszweig 
Die Verbesserung des Wirkungsgrades stellte auch Kai Deponte ins 
Zentrum seiner Ausführungen. Der Vertriebsverantwortliche Europa von 
BP Solar will die Photovoltaikanlagen seiner Firma, die bereits 
heute mit einem Marktanteil von 18 Prozent weltweit zu den führenden 
Produkten zählen, noch weiter verbessern. Ohne gesteigertes 
Energiebewusstsein geht aber nichts: «Erst das Sichtbarmachen, wo 
die Energie herkommt, schafft ein breites Bewusstsein in der 
Bevölkerung», verkündete Deponte. Dem Mineralöl- und 
Petrochemiekonzern BP ist es Ernst mit alternativen Energien. Der 
vor knapp 30 Jahren als Antwort auf Vorwürfe von Umweltaktivisten 
gegründete Photovoltaik-Ableger von BP ist heute zum bedeutsamen 
Geschäftszweig mutiert, der sich vom künftigen Milliardenmarkt ein 
gewichtiges Stück abschneiden will.
Auch der Wind bläst gratis Windenergieanlagen sind neben 
Photovoltaikpanels eine weitere Möglichkeit, erneuerbare Energien in 
praktisch unbeschränktem Mass zu nutzen. Thea Hefti von der Zürcher 
Windcraft AG präsentierte anhand konkreter Projekte den Bau und 
Einsatz von Windenergieanlagen. "Windenergie ist marktfähig und 
ergänzt andere Energien" rief sie dem Plenum zu und zog als 
leuchtendes Beispiel Deutschland heran. "Seit April 2000 hat unser 
nördliches Nachbarland das weltweit modernste Gesetz für erneuerbare 
Energien (EEG) mit einer Einspeisegarantie in alle Netze und einem 
garantierten Mindesteinspeisepreis für den Erzeuger." Das macht 
Investitionen in Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien viel 
einfacher. Dem pflichtete BP-Vertreter Deponte bei und ergänzte, 
dass das EEG einer der Hauptgründe war für die Wachstumsrate bei 
Photovoltaikanlagen von über 60 Prozent allein im vergangenen Jahr. 
Noch mehr verspricht sich Hefti von den ersten Offshore-Windparks, 
die in naher Zukunft in den Weltmeeren errichtet werden und den 
Windenergie-Boom weiter unterstützen. "Die Windindustrie hat die 
Computerbranche bereits heute überholt und ist die weltweit am 
stärksten wachsende Industrie."
Öko-Fonds im Keller Dass der Boom abgeflacht ist, musste hingegen 
Erol Bilecen feststellen. Der Fondsmanager der Bank Sarasin 
erklärte, dass der Sinkflug bei nachhaltigen Kapitalanlagen allein 
zwischen Mai 2001 und Oktober 2002 zu einem Wertverlust von 63 
Prozent geführt hat. Besonders negativ erweist sich, dass diese 
"vernichteten" Gelder plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen, um 
erneuerbare Energien zielgerichtet und nachhaltig zu unterstützen. 
Die Konjunktur macht also auch vor der nachhaltigen Wirtschaft nicht 
Halt. Bereits ironisch mutet daher Bilecems Fazit an, dass die 
Aussichten für nachhaltige Kapitalanlagen zumindest langfristig 
positiv seien. Denn: "Irgend einmal sind die nicht erneuerbaren 
Energien aufgebraucht".
Das Volk hat doch nicht immer Recht Das Versagen der Politik 
- mit dem Segen des Volkes - thematisierte Nationalrätin Regine 
Aeppli. "Die Schweizer sind ein Volk von Neinsagern", erklärte sie 
provokativ und spielte auf die verloren gegangenen Abstimmungen in 
den letzten Jahren zu Energiethemen an. «Das Volk hat zwar immer 
Recht», so Aeppli. "Allerdings stelle ich diese Aussage in 
Verbindung mit dem Thema Energie deutlich in Frage." Sie plädierte 
für ein Umdenken in unserem Land und propagiert die Internalisierung 
von externen Kosten. Aeppli ist der Meinung, dass fossile Energien 
immer noch unnötig künstlich verbilligt würden und gibt die Schuld 
der starken wirtschaftlich- bürgerlichen Lobby. Allerdings versprach 
sie eine neue energiepolitische Offensive mit dem Ziel, die 
Eckpunkte des an der Tagung wiederholt gelobten deutschen Gesetzes 
für erneuerbare Energien auch in der Schweiz zu übernehmen.
Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne
Noch weiter in die Zukunft blickte der deutsche Fernsehmoderator 
Hans Alt, der sich für eine kompromisslose Nutzung erneuerbarer 
Energien einsetzt. Das gegenwärtige Muskelspiel der einzigen 
verbliebenen Weltmacht mit dem Ziel, sich noch vorhandene 
Erdölreserven nach Bedarf auf kriegerische Weise zu sichern, findet 
er erschreckend. In einer Horrorvision, die auf Schätzungen der 
Münchner Rückversicherung beruht, übersteigen die Kosten zur 
Beseitigung von Naturschäden bis ins Jahr 2050 das kumulierte 
Bruttosozialprodukt aller Länder der Welt. Dieses Szenario beruht 
auf der Annahme, dass die Menschheit ihren Umgang mit der Natur 
nicht anpasst. "In einer Welt, in der täglich über 100 Tier- und 
Pflanzenarten ausgerottet werden, können wir selber ausrechnen, wann 
auch wir Menschen nicht mehr leben", hielt Alt dem Publikum den 
Spiegel vor.
Den einzigen Ausweg aus diesem Dilemma sieht Hans Alt in einer 
nachhaltigen Energiepolitik. "Wir verbrauchen heute an einem 
einzigen Tag so viel Energie, wie die Natur in 500'000 Tagen 
produziert hat", gab Alt zu bedenken. Er plädierte angesichts der 
immer knapper werdenden fossilen Energiereserven für die Nutzung von 
Sonne und Wind. "Die Politik muss allerdings regulativ wirken und 
die dafür nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Nur so gelingt die 
Abkehr hin zu erneuerbaren Energien." Für Alt steht die Lösung des 
Überlebensproblems der Menschheit am Himmel, denn "die Sonne schickt 
uns 15'000-mal mehr Energie zur Erde, als wir alle benötigen." Und 
er schliesst mit der rhetorischen Frage, ob sich die Menschen 
endlich für das Licht am Himmel öffnen oder weiter in schwarze 
Löcher in der Erde blicken. Wir haben unsere Zukunft in der Hand.
Pascal Lorenzini
Text: 	Pascal Lorenzini, coteq.gmbh, Schlossstrasse 121. 3008 Bern
Redaktion: Rémy Nideröst, Empa Public Relations, Tel. 01/823 45 98, 
E-Mail:  remigius.nideroest@empa.ch 
Fachliche Auskunft: Beat Gerber, Schweiz. Vereinigung für 
Sonnenenergie SSES, Postfach 358, 3000 Bern, Tel. 031/371 80 00, E-
Mail:  office@sses.ch
Zur Mitteilung sind 2 Bilder elektronisch erhältlich bei:  
remigius.nideroest@empa.ch (Nationalrätin Regine Aeppli während 
ihres Referates und Moderator Dr. Franz Alt)

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