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Eidg.Materialprüf.- u. Forschungsanstalt

Royal Military College of Canada ehrt stellvertretenden CEO der Empa -- Doktortitel honoris causa für Prof. Urs Meier

Dübendorf (ots)

Nach 38 Jahren «Pause» wieder ein
Ehrendoktortitel für einen Empa-Mitarbeiter. Die grosse Ehre gilt 
dem stellvertretenden CEO: Der langjährige ETH-Professor Urs Meier 
erhielt vom Royal Military College of Canada den Ehrendoktorhut. In 
seiner Laudatio bezeichnete Rektor Prof. Dr. John Scott Cowan den 
Schweizer Urs Meier als «unermüdlichen Freund der kanadischen 
Bauingenieure» sowie als «geistigen Urheber für Kanadas Erfolge» auf 
dem Gebiet der kohlenstofffaserverstärkten Bauwerke». Die Ehrung 
fand am 4. November in Kingston, Ontario/Kanada statt. Der folgende 
Text gibt die in Englisch und Französisch gehaltene Laudatio wieder.
Urs Meier war nie in Kanada beruflich tätig. Mit Ausnahme von zwei 
Aufenthalten, die er im Rahmen seines Nachdiplomstudiums am MIT 
absolvierte, war er immer an der Empa tätig, der Eidgenössischen 
Materialprüfungs- und Forschungsanstalt mit mehreren Standorten in 
der Schweiz. Am Standort Dübendorf war Meier u.a. auch 
geschäftsführender Direktor, heute bekleidet er die Position des 
stellvertretenden CEO. Dennoch hinterliess sein Wirken in Kanada 
erhebliche Spuren, da er im Bereich der Werkstoffe wahrhaft 
Bahnbrechendes leistete. Seine Vision, Werkstoffe aus dem Zeitalter 
der Raumfahrt an Gebäuden und Brücken einzusetzen, führte zum Aufbau 
eines äusserst produktiven Ingenieurnetzwerks in Kanada und 
erschloss kanadischen Herstellern einen neuen Markt.
Anfang 70er-Jahre hatte er die Idee, als Ersatz für Armierungen aus 
Stahl kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe zu verwenden, da dieses 
Material eine grössere Widerstandsfähigkeit als Stahl aufweist und 
nicht korrodiert. In kalten Klimazonen beschleunigen Tausalz und 
Temperaturschwankungen die Korrosion von Stahlarmierungen. So würden 
in Kanada die Reparaturen von Korrosionsschäden an Parkhäusern 6 
Milliarden Dollar kosten. Und die Kosten für die 
Wiederinstandsetzung aller Brückenfahrbahnen und anderer dringender 
Bauwerksprobleme würden sich auf mehr als 74 Milliarden Dollar 
belaufen.
1991 prägt Urs Meier die Geschichte des Bauingenieurwesens mit der 
Reparatur einer Strassenbrücke bei Luzern mit drei CFK-Lamellen. Die 
Strukturintegrität dieser Brücke war durch eine Beschädigung ihrer 
Vorspannkabel beeinträchtigt. Heute, nach Tausenden von Reparaturen 
mit diesem Material weltweit, ist diese schnelle Reparaturmethode 
Stand der Technik. Professor Meier hat bewiesen, dass 
kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe zur Herstellung von 
Schrägseilbrückenkabeln eingesetzt werden können und dass sie sich 
eignen zur Verstärkung von Gebäuden in erdbebengefährdeten Gebieten 
sowie zur Versteifung von Leichtbauteilen in der Automobilindustrie. 
Mit seiner preisgekrönten Arbeit aus dem Jahr 1987, in der er die 
Möglichkeit einer Brücke über die Meerenge von Gibraltar darstellte, 
regte er die Phantasie der internationalen Gemeinschaft der 
Bauingenieure an. Theoretisch gesehen ist eine solche auf 
Stahlkabeln basierende Brücke unmöglich, da die Stahlkabel nämlich 
bereits bei einer Spannweite von 7 km nicht einmal mehr ihr eigenes 
Gewicht tragen können. Bei der Meerenge von Gibraltar wäre eine 
mittlere Mindestspannweite von 8,4 km erforderlich. Professor Meier 
führte in der Arbeit aus, dass der Einsatz von CFK statt Stahl zu 
einer Verdopplung oder gar Verdreifachung der Spannweite führen 
würde, bis zu der sich die Struktur selbst zu tragen in der Lage 
ist. Dies könnte den Bau einer derartigen Brücke durchaus 
ermöglichen.
1988 statteten drei Mitglieder der kanadischen 
Bauingenieurgesellschaft Urs Meier einen Besuch ab, und das Ergebnis 
war die Gründung einer technischen Kommission zur Untersuchung der 
Anwendungsmöglichkeiten von CFK. Die Kommission hat zwei Bücher 
publiziert, die weltweit die allerersten sind über den Einsatz von 
CFK im Brücken- und Hochbau, und auch zwei Konferenzen organisiert. 
Die Arbeit der Kommission hat Kanada auf diesem Gebiet an die Spitze 
gebracht. Kürzlich wurden zwei nationale Normen über die Verstärkung 
von Bauwerken mit Fasern herausgebracht, eine für Brücken, die 
andere für Gebäude. Dies hat wiederum bestätigt, dass Kanada im 
Einsatz von CFK eine international führende Stellung einnimmt. 1995 
kam es im Rahmen des kanadischen Programms Networks of Centres of 
Excellence zur Gründung vom Canada Research Network ISIS, 
Intelligent Sensing for Innovative Structures. Sein Ziel besteht 
darin, das Bauwesen durch die Verwendung von faserverstärkten 
Polymeren und der in Kanada entwickelten faseroptischen Sensoren zu 
revolutionieren. Die dem Netzwerk angeschlossenen 280 
WissenschaftlerInnen aus 15 Universitäten bieten Kanada die 
Möglichkeit, den weltweiten Markt für Bauwerkserneuerungen im Wert 
von 900 Milliarden Dollar zu bewirtschaften. Urs Meier hat ISIS seit 
Beginn an beraten und unterstützt. Als Dank rief ISIS 2004 das 
Stipendium «Urs Meier Scholarship» ins Leben.
Die Bande zwischen Urs Meier und den kanadischen Streitkräften 
stammen aus seiner Mitarbeit in der Forschungsgruppe des Royal 
Military College auf dem Gebiet der faserverstärkten Kunststoffe. 
Diese Gruppe wird grosszügig vom Militär subventioniert, das bei 
seinen Operationen auf eine schnelle Instandsetzung von Strukturen 
und auf die Aufstellung von Leichtstrukturen angewiesen ist. Seine 
Arbeiten in dieser Gruppe haben ihm zahlreiche nationale und 
internationale Preise und Ehrungen verschafft. Professor Meier war 
den kanadischen Bauingenieuren stets ein zuverlässiger und 
wertvoller Freund. Er ist der geistige Urheber der wegweisenden 
Errungenschaften, die Kanada im Bereich der faserverstärkten 
Polymere vorweisen kann; sie sind eindeutig seiner herausragenden 
Arbeit zu verdanken. Urs Meier ist ein Mann mit festen Prinzipien 
und beeindruckendem Weitblick; er scheute selbst vor Kontroversen 
mit seinem Arbeitgeber, der Regierung, nicht zurück, als er 
befürchten musste, dass diese die wissenschaftliche Vision aufs 
Spiel gesetzt und sich für kurzfristigen, kommerziellen Nutzen 
entschieden habe.
Schon von jeher rekrutierten sich viele der kanadischen 
Soldier-Scholars, der «Gelehrten in Uniform» aus der Artillerie. 
Auch Urs Meier diente 34 Jahre lang in der Schweizer Armee. 1997 
schied er im Rang eines Oberstleutnants und stellvertretenden 
Kommandeurs eines M109-Artillerieregiments aus der Armee aus. Sehr 
geehrter Präsident, aus den genannten Gründe habe ich die Ehre, 
Ihnen Urs Meier, Ingenieur, Forscher, Manager, Soldat und geistiger 
Vater einer Revolution im Bereich des Bauwesens vorzustellen, auf 
dass er aus Ihren Händen den Titel eines Doktors der 
Ingenieurwissenschaften honoris causa in Empfang nehmen darf.

Kontakt:

Prof. h.c. Urs Meier, urs.meier@empa.ch

Links: www.empa.ch / www.rmc.ca / www.isiscanada.com 3 Bilder finden
Sie unter www.empa.ch/bilder/2005-11-11 Urs Meier Dr. h.c.

Bildlegenden: (( Bild Übergabe.jpg)): Kanadas Verteidigungsminister
Bill Graham gratuliert Urs Meier zum Titel eines Doktors honoris
causa (Dr.h.c.). ((Bild rede.jpg)):Prof. Dr.h.c. Urs Meier bei
seiner Dankesrede in der historischen Currie Hall des Royal Military
College of Canada in Kingston/Ontario. ((Bild Gruppe.jpg)): Prof.
Dr.h.c. Urs Meier neben dem Rektor des Royal Military College, Prof.
Dr. John Scott Cowan, dem kanadischen Minister Bill Graham sowie
General Jocelyn P. Lacroix (vordere Reihe, v.r.n.l.). Die weiteren
Personen auf dem Bild sind Mitglieder des Senats der Universität.

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