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Coronavirus: Die Situation ist noch nicht vorbei - Einschätzungen der Comparis-Experten

Coronavirus: Die Situation ist noch nicht vorbei - Einschätzungen der Comparis-Experten
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Sie erhalten anbei die Einschätzungen und Meinungen der Comparis-Experten zur Corona-Situation. Die nachfolgenden Informationen stehen Ihnen zur Nutzung in Ihrer Berichterstattung zur Verfügung.

Die Themen dieser Woche:

  • Bei Auslandsreisen drohen Quarantäne und happige Bussen
  • Tracing-App: Unbegründete Bedenken beim Datenschutz und unnötiges Referendum
  • Weniger Umsatzeinbussen im Gesundheitswesen als befürchtet
  • Auf den Wirtschaftsabschwung vorbereitet sein - ohne Panik

Gerne können Sie auch wie gewohnt direkt auf uns zukommen, wenn Sie spezifische Fragen an unsere Experten und Expertinnen haben. Im Anhang finden Sie Fotos der Experten, die Sie kostenfrei nutzen können.

Freundliche Grüsse

Andrea Auer

Mediensprecherin Comparis

Telefon: 044 360 53 91

E-Mail: media@comparis.ch

www.comparis.ch

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Bei Auslandsreisen drohen Quarantäne und happige Bussen

Wer in ein vom Bundesrat identifiziertes Corona-Risikoland reist, muss die ersten zehn Tage nach der Rückreise in Quarantäne verbringen. Eine Pflicht zur Lohnfortzahlung seitens des Arbeitgebers während der Quarantänezeit besteht nicht. Die Anordnung soll helfen, eine zweite Welle von Infektionen mit dem Coronavirus zu verhindern. Wer sich dieser Anordnung widersetzt, dem droht eine Busse von bis zu 10'000 Franken.

Problematisch ist: Reiserouten sind für die Behörden schwer nachvollziehbar, wenn Leute zum Beispiel mit dem Auto in die Schweiz einreisen. Rückkehrer aus Risikoländern müssen sich freiwillig bei den Behörden melden und sich in Quarantäne begeben. Besser, aber noch schleppend funktioniert die "Spurverfolgung" bei Reisenden, die per Flugzeug zurück in die Schweiz gelangen. Der Zürcher Regierungsrat hat kurzerhand beschlossen, dass der Flughafen Zürich die Passagierlisten zuerst dem Kanton Zürich aushändigt, bevor sie Bundesbern erreichen. Der Kanton Zürich will damit Rückkehrer aus Risikoländern schneller identifizieren und verhindern, dass sie sich der obligatorischen Quarantäne entziehen. Dieses beschleunigte Verfahren will nun auch der Kanton Bern für seine Einwohner nutzen. Es ist davon auszugehen, dass weitere Kantone davon Gebrauch machen werden.

Wen es trotz Corona in die Ferne zieht, tut gut daran, gewisse Vorbereitungen zu treffen: Achten Sie bei der Buchung auf grösstmögliche Flexibilität. Es kann passieren, dass Sie beispielsweise heute ein Arrangement in eine ausländische Region buchen und das BAG morgen die Destination auf die Quarantäneliste setzt. Findet der Flug statt und haben Sie keine kostengünstige Stornierungsbedingung ausgehandelt, bleiben Sie auf den Kosten sitzen. Treten Sie die Reise dennoch an, müssen Sie danach in Quarantäne.

Der Kauf einer Pauschalreise hat den Vorteil, dass Reisen in der Regel kostenfrei umgebucht oder annulliert werden können, sollte ein Land oder eine Region auf die Quarantäneliste des BAG gelangen.

Einige Reiseversicherer verweigern die Rückerstattung der Kosten, wenn eine Reise wegen Corona nicht stattfinden kann oder vorzeitig unterbrochen werden muss. Befragen Sie deshalb Ihre Reiseversicherung, welche coronabedingten Risiken abgedeckt sind und welche nicht.

Frédéric Papp, Comparis-Finanzexperte

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Tracing-App: Unbegründete Bedenken beim Datenschutz und unnötiges Referendum

Mit der SwissCovid-App fürs Smartphone steht seit Ende Juni ein Hilfsmittel zur Verfügung, welches uns bei der Eindämmung des Coronavirus unterstützen kann. Die Downloadzahlen sind anfänglich in die Höhe geschossen und stehen aktuell bei rund 2,1 Millionen. Davon sind rund 1,25 Millionen täglich aktiv. Das reicht, um in den App-Stores von Google und Apple die Charts anzuführen, ist aber zu wenig, um bei der Bekämpfung des Virus eine grosse Rolle zu spielen.

In einer Umfrage Ende Juni wollte Comparis wissen, warum Leute die App nicht installieren. Dabei wurden neben dem fehlenden Glauben an den Nutzen der App vor allem die Angst vor einer Datenschutzverletzung als Gründe genannt. Gleichzeitig nutzen dieselben Personen aber WhatsApp, Facebook und Co. - teilweise auch mehrmals täglich.

Das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Einer App, die den Datenschutz ins Zentrum stellt, und die auch noch gegen die allgegenwärtige Pandemie helfen könnte, wird misstraut. Persönliche Daten werden jedoch ohne Bedenken amerikanischen und chinesischen Firmen anvertraut.

Der Datenschutz der SwissCovid-App ist jederzeit gewährleistet. Smartphones, auf denen die App installiert ist, tauschen anonyme, verschlüsselte Codes aus. Wer positiv auf Corona getestet wurde, kann das in der App freiwillig angeben. Dadurch werden App-Nutzer, die der betroffenen Person zu nahe kamen, gewarnt.

Weder der Bund noch das BAG oder sonst jemand kann mit der App herausfinden, wo sich jemand aufhält oder ob sich die Person mit Corona infiziert hat. Dank dem Schutz der Daten und der Anonymisierung der Codes verzichtet die App sogar auf gewisse Daten, die für die Bekämpfung des Coronavirus wichtig wären. Es lässt sich zum Beispiel nicht feststellen, wo sich Personen besonders häufig mit dem Virus infizieren.

Dank dem im Juni vom Parlament beschlossenen Gesetz ist die Nutzung der SwissCovid-App freiwillig. Niemand muss die App nutzen, und niemand ist verpflichtet, ein positives Corona-Testresultat in der App anzugeben. Die Schweiz verfügt damit als eines der wenigen Länder auf der Welt über ein Gesetz, welches die Freiwilligkeit der App-Nutzung regelt. Mit dem Gesetz wird zudem sichergestellt, dass nicht benachteiligt werden darf, wer die App nicht nutzen möchte.

Da erscheint es verrückt, dass gegen das Gesetz ein Referendum ergriffen wurde. Sollte dieses Gesetz durch das Referendum aufgehoben werden, könnte jedoch genau das passieren, wovor sich die Exponenten aus dem rechten Lager fürchten: Nur wer die App installiert hat, darf in gewissen Läden einkaufen. Das sowie die Episode, dass die angeblichen Hüter über den Datenschutz ihre Referendumsunterlagen auf amerikanischen Cloudservern gespeichert haben, zeigt die Absurdität hinter diesem Vorstoss.

Globale Pandemien gehen immer mit grosser Verunsicherung und massiven Einschränkungen unseres gewohnten Lebens einher. Das war schon immer so. Schon während der Pest im Mittelalter haben Verschwörungsideologien breit um sich gegriffen. Doch heute wie damals wurde die Lage der Bevölkerung nicht durch krude Theorien verbessert, sondern durch die Befolgung wissenschaftlicher Ratschläge. Daher würde ich mir heute, wo das Internet jeder dummen Idee sofort ein grosses Publikum bietet, etwas mehr Gelassenheit wünschen.

Jean-Claude Frick, Comparis-Digitalexperte

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Weniger Umsatzeinbussen im Gesundheitswesen als befürchtet

Die zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (Grundversicherung) abgerechneten medizinischen Leistungen haben sich je nach Leistungserbringer im ersten Halbjahr laut NZZ unterschiedlich entwickelt. Im Mai 2020 betrugen die Kosten pro versicherte Person 287 Franken. Im Mai 2019 waren es 349 Franken. Im Juni waren die Kosten bereits wieder höher als Juni des Vorjahres. Bei den Spitälern, welche massive Umsatzeinbussen beklagten und Geld vom Staat und von den Krankenkassen forderten, sind sie im ambulanten und stationären Bereich gleich hoch wie im ersten Halbjahr 2019. Die grössten Umsatzeinbussen mussten mit minus 8 Prozent die Physiotherapiepraxen hinnehmen, die Arztpraxen 4 Prozent. Die Apotheken steigerten ihren Umsatz um rund 5 Prozent. Damit scheint sich unsere im Juni gemachte Prognose des Kostenwachstums im laufenden Jahr zu bestätigen. Und da es keine Anzeichen gibt, dass im kommenden Jahr weniger medizinische Leistungen zu Lasten der Grundversicherung konsumiert werden, wird sich das Wachstum im Bereich von 3 Prozent pro Jahr fortsetzen. Auch unsere Forderung, dass die Krankenversicherer ihre Reserven etwas abbauen, weil viele von der Corona-Krise betroffene Versicherte weniger Geld haben werden, ist weiterhin berechtigt. Gibt das Bundesamt für Gesundheit bei der im August und September laufenden Prämiengenehmigung den notwendigen Spielraum für den Reserveabbau, werden wir auch mit unserer Prognose einer durchschnittlichen Prämienerhöhung von 1 Prozent für das kommende Jahr richtigliegen.

Das Thema Masken scheint fast so stark zu polarisieren wie das Thema Impfen. Wir haben entsprechend viele Reaktionen zum Thema Masken bekommen. Und möchten hier kurz den wissenschaftlichen Stand der Erkenntnisse über die Wirkung von Marken gemäss einer Meta-Studie zusammenfassen, welche die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Auftrag gegeben hatte und im Juni in "The Lancet" und am 27. Juli von Urs P. Gasche in Infosperber-Newsletter publiziert wurde:

  • Durchschnittlich 31 von 1000 Personen mit Maske, die einer infizierten Person nahe kommen, stecken sich an.
  • Durchschnittlich 174 von 1000 Personen ohne Maske, die einer infizierten Person nahe kommen, stecken sich an.
  • Für das Ansteckungsrisiko bleibt auch mit Maske entscheidend, wie nahe und wie lange sich eine infizierte Person in unmittelbarer Nähe aufgehalten hat.

Welche Masken nützen und welche nicht und wie man sie korrekt anwendet, finden Sie hier.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erinnert uns in der neusten Kampagne daran, dass das Coronavirus immer noch da ist. Die steigende Anzahl positiver Testresultate, dass immer mehr Leute glauben, das Virus sei weg oder harmlos. Da aber neben den Verdachtsfällen nicht stetig repräsentative Teststichproben gemacht werden, zeigen die Testresultate nicht, wie sich das Virus tatsächlich verbreitet. Wir wollen weder dramatisieren noch verharmlosen sondern stellen einfach fest, dass die Behörden immer noch auf einer dünnen Datenbasis entscheiden müssen.

Felix Schneuwly, Comparis-Gesundheitsexperte

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Auf den Wirtschaftsabschwung vorbereitet sein - ohne Panik

Teilweise wird sie regelrecht heraufbeschworen, die sogenannte zweite Corona-Welle. Ihr folgen würden Lockdowns und damit verbunden eine dramatische Wirtschaftskrise. Doch diesem Zukunftspessimismus liegen verschiedene Irrtümer zugrunde.

Irrtum 1: "Die politisch verordneten Einschränkungen würgen den Konsum ab." Nicht das Stadionbesuchsverbot und die Maskenpflicht sind dafür verantwortlich, sondern die Angst vor dem Virus. Das zeigen unter anderem die beiden Wissenschaftler Austan Goolsbee und Chad Syverson in einer kürzlich veröffentlichten Studie. Die Menschen schränken ihre Mobilität und ihr Ausgabeverhalten präventiv ein. Damit erübrigen sich zum Teil auch die Abnutzungskämpfe um Maskenpflicht und Verbote; nicht daran geht die Wirtschaft zugrunde, sondern wenn überhaupt, dann an einer zu laxen Virusbekämpfung. Das neue Coronavirus ist der Feind, den es in Schach zu halten gilt, bis wirksame Medikamente und Impfstoffe für die breite Bevölkerung vorhanden sind. Wird diese Aufgabe gut gemeistert, wird, nach dem zu erwartenden Rückgang von 5,5 bis 6,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr, 2021 ein deutliches Wachstum folgen.

Irrtum 2: "Die Vor-Corona-Normalität muss um jeden Preis möglichst rasch wiederhergestellt werden." Klar möchten wir alle wieder leben, ohne ständig an Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel denken zu müssen. Wir möchten wieder Konzerte und Sportereignisse besuchen, uns ungezwungen umarmen und andere Menschen nicht mehr als potenzielle Gefahr sehen. Doch genau hier müssen alle verantwortlichen Personen, insbesondere die Politikerinnen und Politiker, einen unmissverständlichen Punkt setzen: Nur wenn sich eine deutliche Mehrheit der Menschen in der Schweiz an alle notwendigen Einschränkungen hält, wird es keinen flächendeckenden Lockdown mehr geben. Nur dann kann sich auch das Vertrauen, dass es nicht nochmals zu einem Einbruch kommt, festigen. Dieses Vertrauen ist die Basis für stabilen Konsum und damit die Sicherung der Arbeitsplätze.

Doch auch beim grössten Mass an Disziplin: Die Pandemie wird unser Leben über die aktuellen Einschränkungen hinaus noch über Jahre beeinflussen. Obwohl die vereinfachte Kurzarbeitsregelung erst am 31. Dezember ausläuft, wird es wohl zu zusätzlichen Entlassungen kommen. Die Arbeitslosenquote dürfte ab Herbst ansteigen. Verschiedene Branchen, etwa in den Bereichen Kultur, Gastronomie und Tourismus, werden teils Jahre benötigen, um die Einbussen wettzumachen und ihre Vor-Corona-Zahlen zu erreichen. Auch viele exportabhängige Unternehmen werden weit ins nächste, eventuell sogar übernächste Jahr hinein mit Rückgängen bzw. mit kaum anziehenden Aufträgen zu kämpfen haben.

Darauf müssen wir uns vorbereiten. Als Land, aber auch jede und jeder Einzelne von uns. Wie? Indem wir unser Geld nicht horten, sondern sinnvoll ausgeben. Das heisst: Angebote vergleichen und, wenn möglich, lokal einkaufen. Auch ein Durchsehen aller regelmässigen Ausgaben wie Abos kann helfen; vielleicht finden Sie ja Dienste, die Sie nicht mehr benötigen. Gönnen Sie sich daneben ab und an einen Restaurantbesuch und kulturelle Anlässe. Um sich selbst eine Freude zu machen und Branchen zu unterstützen, die besonders hart vom Virus in Mitleidenschaft gezogen wurden. Zudem sollte, wer kann, mindestens einige Brutto-Monatsgehälter als frei verfügbare Mittel für Notfälle und unvorhergesehene Ausgaben zur Seite legen. So etwa, um eine Weiterbildung zu finanzieren, um so nach der Corona-Wirtschaftsdelle bestens auf den wieder anziehenden Arbeitsmarkt vorbereitet zu sein.

Bereiten wir uns also auf die Corona-Folgen vor. Grund zur Panik besteht nicht - solange wir dem Virus keine Chance geben.

Michael Kuhn, Comparis-Finanzexperte

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