Medienmitteilung: Corona-Pass - grosser Gender- und Bildungsgraben
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Medienmitteilung
Repräsentative Comparis-Umfrage zum Corona-Pass
Corona-Pass - grosser Gender- und Bildungsgraben
Die Corona-Impfung rückt in Sichtweite und damit auch die Fragen: Soll es einen Corona-Pass für mehr Freiheiten geben? Oder sollen Impf- und Testgegner diskriminiert werden? Eine repräsentative Umfrage von Comparis zeigt: Die Mehrheit will keine Diskriminierung. Das gilt besonders für Frauen und Personen mit tieferem Bildungsniveau. Würden Impfungen und Tests dagegen belohnt, bröckelt der Widerstand.
Zürich, 1. Dezember 2020 - Im Zuge der möglicherweise schon bald verfügbaren Corona-Impfstoffe werden die Forderungen nach einem Corona-Pass lauter; Geimpfte und negativ Getestete sollen mehr Bewegungsfreiheit bekommen.
Die Ende November durchgeführte repräsentative Befragung des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch zeigt in der Schweiz allerdings grosse Skepsis in der Bevölkerung gegenüber einer derartigen Zweiklassengesellschaft. Die Skepsis deckt sich mit den zwei Dritteln der von der Universität Genf* im Kanton Genf befragten Personen, die trotz grundsätzlicher Zustimmung zum Corona-Pass eine Diskriminierungsgefahr wittern.
Die Comparis-Befragung zeigt zudem: Es bestehen deutliche Unterschiede zwischen der Haltung gegenüber Restriktionen für Nichtgeimpfte oder Personen ohne negativen Testnachweis und jener gegenüber Belohnungen für Geimpfte oder negativ Getestete.
Drei Viertel lehnen eine negative Diskriminierung ab
77,7 Prozent der Befragten lehnen eine Diskriminierung wie Zugangsbeschränkungen zu Infrastruktur, Produkten und Dienstleistungen für nicht Geimpfte und Personen ohne negativen Corona-Test durch private Unternehmen ab. Es gibt dabei keine signifikanten Unterschiede zwischen den Sprachregionen oder Altersgruppen.
70,8 Prozent lehnen es ab, dass Unternehmen Ungeimpfte oder Personen ohne negativen Corona-Test den Zugang zu ihren Angeboten verweigern dürfen. 75,8 Prozent wollen zudem nicht, dass der Staat Personen ohne Impfung von bestimmten Aktivitäten ausschliessen darf.
"Diese grosse Solidarität ist ein konstantes Ergebnis bei Umfragen. Und auch in der aktuellen Krise akzeptiert eine starke Mehrheit der Befragten keine Diskriminierungen", beobachtet Comparis-Gesundheitsexperte Felix Schneuwly. Er weist aber auch darauf hin, dass Impfungen nicht nur die Geimpften, sondern auch andere Personen schützen. "Insofern ist Impfen ein Akt der Solidarität und sollte belohnt werden dürfen", findet er.
Nicht einmal zwei Drittel sind gegen Belohnungen
Auch danach hat Comparis gefragt: Bei der Frage nach einer Belohnung für eine Impfung oder einen negativen Test bröckelt der Widerstand. Nur noch 59,2 Prozent sind dagegen, dass Unternehmen geimpfte und negativ getestete Kundinnen und Kunden belohnen und sie zum Beispiel von der Maskentragepflicht befreien oder ihnen Rabatte gewähren dürfen.
"Man kann allerdings nicht gegen Corona geimpfte oder kürzlich negativ getestete Kundinnen und Kunden belohnen, ohne ungeimpfte und ungetestete indirekt zu bestrafen. Insofern ist die grössere Zustimmung zu Belohnungen als zu Strafen bloss eine Frage der politisch korrekten Formulierung", erklärt Schneuwly die höhere Zustimmung zu Belohnungen. Eine ethisch korrekte Diskriminierung sieht er darin, zum Beispiel bei Grossanlässen Personen ohne Corona-Pass besser durch Sicherheitsmassnahmen zu schützen.
Männer befürworten Belohnungen doppelt so häufig wie Frauen
Bei allen Fragen ist der Anteil der Männer unter den Befürwortern einer Zweiklassengesellschaft signifikant höher als bei den Frauen. Beim Thema Belohnung ist der Geschlechtergraben am grössten. 40 Prozent der befragten Männer wollen Belohnungen für Geimpfte oder negativ Getestete. Mit 20,7 Prozent stimmen nur halb so viele Frauen den Belohnungen zu.
"Dieser massive geschlechterspezifische Unterschied dürfte alle erschrecken, die glauben, wir hätten Geschlechterdiskriminierung mehr oder weniger beseitigt", so Schneuwly. Er bestätige aber Untersuchungen, die zeigen, dass für Männer die extrinsische Motivation wichtiger sei, für Frauen dagegen die intrinsische.
Signifikant mehr Zweiklassenbefürworter bei den Personen mit hoher Bildung
Bei allen Fragen öffnet sich neben dem Gender- auch ein Bildungsgraben. Sowohl bezüglich Restriktionen durch den Staat oder private Unternehmen als auch bezüglich Belohnungen ist der Anteil der Befürwortenden bei Personen mit einer hohen Bildung (Gymnasium, Fachhochschule, Universität) signifikant grösser als bei der Gruppe der weniger Gebildeten.
Für den Comparis-Experten ist das problematisch: "Dieser Unterschied ist insofern besorgniserregender als der geschlechterspezifische, weil weniger privilegierte Menschen mehr auf Solidarität angewiesen sind als privilegierte." Für Schneuwly müsste das Ziel des Corona-Passes ein Beitrag sein, eine erneute weitgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens zu vermeiden. "Krisen allgemein und besonders Lockdowns vergrössern nämlich soziale Ungleichheiten", warnt er.
Methodik
Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut innofact im Auftrag von comparis.ch Ende November 2020 unter 1'044 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.
Weitere Informationen: Felix Schneuwly Krankenkassenexperte Telefon: +41 79 600 19 12 E-Mail: media@comparis.ch comparis.ch Über comparis.ch Mit über 100 Millionen Besuchen im Jahr zählt comparis.ch zu den meistgenutzten Schweizer Websites. Das Unternehmen vergleicht Tarife und Leistungen von Krankenkassen, Versicherungen, Banken sowie Telecom-Anbietern und bietet das grösste Schweizer Online-Angebot für Autos und Immobilien. Dank umfassender Vergleiche und Bewertungen bringt das Unternehmen Transparenz in den Markt. Dadurch stärkt comparis.ch die Entscheidungskompetenz der Konsumenten. Gegründet 1996 vom Ökonomen Richard Eisler beschäftigt das Unternehmen heute rund 180 Mitarbeiter in Zürich.