Medienmitteilung: Alkohol und Inflation: Teurer Wein und Champagner-Schnäppchen
Ein Dokument
Medienmitteilung
Comparis-Konsumentenpreisindex November 2022
Alkohol und Inflation: Teurer Wein und Champagner-Schnäppchen
Die gefühlte Inflation ist in der Schweiz im November gegenüber Oktober 2022 zwar leicht gesunken. Verschiedene Produkte wurden aber teurer – etwa Weiss- und Rotwein. Das zeigt der Comparis-Konsumentenpreisindex*. Nach wie vor steigen die Preise für die Energie zum Heizen am stärksten.
Zürich, 15. Dezember 2022 – Der Comparis-Konsumentenpreisindex in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH misst die gefühlte Inflation der Konsumentinnen und Konsumenten. Dazu wird ausschliesslich die Preisentwicklung von regelmässig konsumierten Gütern wie zum Beispiel Lebensmitteln, Medikamenten oder Kleidung betrachtet. Die Teuerungsrate wird um inflationsdämpfende Faktoren wie Mieten oder andere dauerhafte Güter bereinigt.
Laut dem Comparis-Konsumentenpreisindex sind im November 2022 die Preise für Alltagsgüter in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent gestiegen. Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) stieg um 3 Prozent.
Gegenüber Oktober 2022 sind die Preise im Schweizer Comparis-Warenkorb gesunken, nämlich um 0,2 Prozent (LIK: keine Veränderung). Im Monat zuvor waren die Kosten für Alltagsgüter um 0,1 Prozent gesunken (LIK: plus 0,1 Prozent).
Nach Rückgang verharrt Teuerung auf hohem Niveau
Der Blick über die Landesgrenze hinaus zeigt: Im Vergleich zum Vorjahresmonat war die Teuerung in der Schweiz tiefer als in der Eurozone. Gemäss Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, sind die Preise in diesem Zeitraum in den Euroländern um 10,1 Prozent gestiegen (gesamte EU: plus 11,5 Prozent). Im November lag die Inflationsrate bei –0,1 Prozent (gesamte EU: 1,4 Prozent).
«Die Schweiz hält sich als Tiefteuerungsinsel im europäischen Meer der hohen Inflation», so Kuhn. «Der starke Franken, die tiefere Abhängigkeit von Öl und Gas als in anderen Ländern, eine stabile Geldpolitik sowie relativ viele staatlich administrierte Preise sind die Gründe dafür.»
Kosten für Wein steigen
Was bei der Analyse auffällt: Die Preise für Weisswein legten im November mit 5 Prozent (Oktober: minus 1,4 Prozent) am zweitstärksten aller Produkte zu. Auch im Langzeitvergleich seit Mai 2000 wurde der helle Tropfen mit 10,4 Prozent deutlich teurer. Ebenfalls stark zugelegt haben bei den Alkoholika Brände mit 10,3 und Bier mit 16,8 Prozent. Rotwein wurde im selben Zeitraum 4,5 Prozent teurer (plus 3,6 Prozent zum Vormonat).
Spannend ist die Entwicklung beim Schaumwein im Detailhandel: Hier gibt es alljährlich einen deutlichen Preisverfall im November, der sich im Dezember fortsetzt. Anders als in den Vorjahren fiel dieser bisher jedoch tiefer aus als 2021. «Zwar sind Schaumweine aktuell so günstig wie noch nie in diesem Jahr, aber dennoch teurer als im November 2021», sagt Kuhn. «Trotzdem lohnt sich der Schaumwein-Kauf jetzt, da die Preise voraussichtlich im Januar wieder um über 10 Prozent ansteigen werden.»
Stärkster Preisanstieg gegenüber Vormonat
Nicht nur Hoch- und Niederprozentiges wurde im vergangenen Monat teurer. Am stärksten sind die Preise für Margarine, Speisefette und -öle gestiegen, um 7,1 Prozent (Oktober: minus 2,5 Prozent). «Steigende Kosten für Rohstoffe, Energie, Verpackung und Transport schlagen sich hier in höheren Preisen für die Endkundinnen und Endkunden nieder», sagt Kuhn.
Weiter unter den Top 5 der am stärksten verteuerten Güter sind Heimtextilien, Haushaltswäsche und Zubehör (plus 4,6 Prozent), Zucker (plus 4,5 Prozent) sowie Rotwein (plus 3,6 Prozent).
Stärkster Preisanstieg gegenüber Vorjahresmonat
Verschiedene Produkte haben sich auch im Zwölfmonatsvergleich verteuert: Wer im vergangenen Monat Geld für Energie zum Heizen (Gas, Heizöl, Brennholz und Fernwärme) ausgegeben hat, musste deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen als noch vor einem Jahr. Der Preis stieg um 49,5 Prozent. Kein anderes Produkt hat sich gemäss der Comparis-Analyse im Vorjahresvergleich stärker verteuert.
«Die hohe Zunahme ist vor allem ein saisonaler Effekt. Verschiedene Sonderfaktoren der letzten Monate, wie zum Beispiel hohe Bestellmengen, angespannte Logistik und ein Raffinierausfall, haben sich entspannt, was zu stabilen oder sogar leicht sinkenden Preisen führen kann», sagt Kuhn. Die Ausgaben für Energie machten vor den massiven Preissteigerungen 2022 im Durchschnitt und je nach Quelle bzw. Berechnungsgrundlage 1,4 bis 5 Prozent der Haushaltsausgaben aus.
Gestiegen sind auch die Preise für Luftverkehr, nämlich um 23,8 Prozent. Das ist Rang 2 in der Teuerungshitparade. Der Preisanstieg für Margarine, Speisefette und -öle (plus 11,0 Prozent) war der drittstärkste. Auf Rang 4 und 5 folgen Treibstoff und Pauschalreisen mit plus 10,9 Prozent bzw. 10,1 Prozent.
Am teuersten blieb das Leben im letzten Jahr für Paare ab 65 Jahren ohne Kinder
Die höchste Teuerung erlebten in den letzten 12 Monaten Paare ab 65 Jahren ohne Kinder. Sie fühlen aktuell eine Teuerungsrate von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings wurde für sie das Leben im November – verglichen mit dem Vormonat – günstiger, mit einem Minus von 0,2 Prozent.
Rein rechnerisch spüren nach Haushaltstyp Einelternhaushalte prozentual am wenigsten. Mit einem Indexstand von 104,4 hat die gefühlte Teuerung bei ihnen in den letzten 12 Monaten 2,9 Prozent betragen. «Während Paare ohne Kinder in der Regel mehr Geld zur Verfügung haben, um in grösseren Wohnungen zu leben sowie um shoppen zu gehen und zu reisen, fehlt Alleinerziehenden dieses Geld oft. Sie spüren die Teuerung weniger, da sie sich die vom Preisanstieg betroffenen Güter und Dienstleistungen ohnehin nicht leisten können», so Kuhn.
Menschen mit wenig Einkommen am stärksten betroffen
Betrachtet man das Einkommen, hat sich das Leben im vergangenen Jahr für die tiefste Einkommensklasse am stärksten verteuert. Der Konsumentenpreisindex ist für diese Klasse um 3,2 Prozent gestiegen. Im November lag die Teuerung bei minus 0,2. «Seit dem Ansteigen der diesjährigen Inflationskurve waren im Vormonatsvergleich bisher die hohen bis mittleren Einkommen am stärksten betroffen. Nun trifft die Teuerung vor allem die Menschen mit wenig Geld im Portemonnaie, da die höheren Preise für Güter des täglichen Bedarfs stärker zu Buche schlagen als zum Beispiel die Teuerung für Reisen und Freizeit», sagt Kuhn.
Am schwächsten von der Teuerung betroffen war die mittlere bis hohe Einkommensklasse. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für sie um 3,1 Prozent gestiegen. Im vergangenen Monat wurde der Konsum für die mittlere bis hohe Einkommensklasse um 0,2 Prozent günstiger.
Höchste Teuerung im Tessin
Unterteilt nach Sprachregionen ergibt sich folgendes Bild: Die italienische Schweiz verzeichnete mit plus 3,3 Prozent die höchste Teuerung im Zwölfmonatsvergleich. Im November sank das Preisniveau um 0,2 Prozent.
Die vergleichsweise tiefste Teuerung hatten die deutsche und rätoromanische Schweiz mit plus 3,1 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat wurde dort das Leben im November um 0,2 Prozent günstiger.
Stärkste Zunahme seit dem Jahr 2000
Am stärksten hat sich seit der Jahrtausendwende Energie zum Heizen (Gas, Heizöl, Brennholz und Fernwärme) verteuert. Der Preis ist seit Mai 2000 durchschnittlich um 205,0 Prozent gestiegen. Auf Rang 2 und 3 der Langzeit-Teuerungs-Top-5 liegen finanzielle Dienstleistungen und Zigaretten mit plus 95,3 Prozent bzw. plus 93,1 Prozent.
Auch Zeitungen und Zeitschriften (plus 75,3 Prozent) und andere Tabakwaren (plus 74,7 Prozent) wurden deutlich teurer für Konsumentinnen und Konsumenten.
Manches wurde viel billiger
Obwohl es den Anschein macht, dass aktuell das Leben teurer wird, täuscht der Eindruck teilweise. Verschiedene Dinge des alltäglichen Gebrauchs wurden zwischen Mai 2000 und November 2022 deutlich billiger. Allen voran sind es Medikamente mit einer durchschnittlichen Verbilligung von 43,2 Prozent.
Auch Speichermedien und Inhalte wurden 40,2 Prozent günstiger. Kleine elektrische Haushaltsgeräte bekommen Konsumentinnen und Konsumenten heute 35,0 Prozent billiger. Telekommunikation wurde 29,3 Prozent billiger. Und elektrische Geräte für die Körperpflege wurden 28,9 Prozent günstiger.
*Comparis-Konsumentenpreisindex
Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) misst Preisveränderungen anhand eines repräsentativen Warenkorbs von rund 1'050 Waren und Dienstleistungen. Eine anhaltende Abnahme des Geldwertes bzw. eine Erhöhung des durchschnittlichen Preisniveaus bezeichnet dabei die Inflation. Der LIK umfasst 12 Hauptkategorien, darunter auch langfristige Investitionen und Wohnungsmieten. Grosse Ausgabenposten, wie etwa die Prämien für die Sozialversicherungen oder die direkten Steuern, sind demgegenüber nicht erfasst. Der LIK widerspiegelt somit nicht die tatsächlich gefühlte Teuerung der Konsumentinnen und Konsumenten.
Der Comparis-Konsumentenpreisindex in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH bildet die gefühlte Inflation ab, indem er die LIK-Daten um Mieten und dauerhafte Güter wie Personenwagen und Möbel bereinigt. Zudem werden explizit einzelne Haushaltsgruppen, Einkommensklassen und Sprachregionen berücksichtigt.
Die Datengrundlage für den Comparis-Konsumentenpreisindex besteht aus dem Landesindex der Konsumentenpreise ( LIK) sowie der Haushaltsbudgeterhebung (HABE). Die Gewichtungen für die neuen Preisindizes werden aus der HABE konstruiert. Danach werden verkettete Laspeyres-Indizes mit den Preisreihen des LIK berechnet. Die Indexbasis ist Dezember 2017 (entspricht 100 Prozent).
Weitere Informationen:
Michael Kuhn Consumer-Finance-Experte Telefon: 044 360 53 91 E-Mail: media@comparis.ch comparis.ch
Über comparis.ch
Mit über 80 Millionen Besuchen im Jahr zählt comparis.ch zu den meistgenutzten Schweizer Websites. Das Unternehmen vergleicht Tarife und Leistungen von Krankenkassen, Versicherungen, Banken sowie Telecom-Anbietern und bietet das grösste Schweizer Online-Angebot für Autos und Immobilien. Dank umfassender Vergleiche und Bewertungen bringt das Unternehmen Transparenz in den Markt. Dadurch stärkt comparis.ch die Entscheidungskompetenz von Konsumentinnen und Konsumenten. Gegründet 1996 vom Ökonomen Richard Eisler beschäftigt das Unternehmen heute über 200 Mitarbeitende in Zürich.