Medienmitteilung: Spitalzusatzversicherungen im Sinkflug
Ein Dokument
Medienmitteilung
Analyse der Nachfrage nach Zusatzversicherungen
Spitalzusatzversicherungen im Sinkflug
Eine Analyse der Offertanfragen bei comparis.ch zeigt über die letzten 5 Jahre einen klar negativen Trend bei der Nachfrage nach Spitalzusatzversicherungen. «Immer mehr Operationen werden ambulant durchgeführt. Darum ist es höchste Zeit, dass Krankenzusatzversicherungen nicht mehr zwischen ambulant und stationär unterscheiden», findet Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly. Am meisten nachgefragt wird bei den Zusatzversicherungen «Spital Allgemein ganze Schweiz».
Zürich, 16. Juli 2024 – Die obligatorische Grundversicherung sorgt schweizweit für eine gute medizinische Grundversorgung. Ergänzend dazu gibt es freiwillige Zusatzversicherungen. Eine Analyse von über 1’066’000 Offertanfragen auf der Online-Vergleichsplattform comparis.ch über die letzten 5 Jahre zeigt dabei: Im letzten Jahr hat die Nachfrage nach Flex-Spitalzusatzversicherungen zwar stark zugenommen. Übers Ganze betrachtet, ist die Nachfrage nach stationären Spitalzusatzversicherungen aber sinkend. Noch immer am meisten nachgefragt wird dagegen der Zusatz «Spital Allgemein ganze Schweiz».
Grösste Nachfrage bei «Spital Allgemein ganze Schweiz»
Am meisten nachgefragt wurde in den letzten 12 Monaten «Spital Allgemein ganze Schweiz» mit einem Anteil von 12,0 Prozent aller Offertanfragen im Zusatzversicherungsbereich. An zweiter Stelle folgt «Notfälle im Ausland» mit einem Anteil von 11,6 Prozent an den Zusatzversicherungsofferten, an dritter «Gesundheitsförderung/Prävention» mit 11,1 Prozent.
«Mit einer Zusatzversicherung ‹Spital Allgemein ganze Schweiz› hat man die freie Spitalwahl in der ganzen Schweiz, ohne dass man den Kantonsarzt fragen muss, ob man sich ohne medizinische Notwendigkeit und ohne zusätzliche Kostenbeteiligung in einem Spital ausserhalb des Wohnkantons behandeln lassen darf», erklärt Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Kostenfalle Rettung und Krankentransport bleibt weiter bestehen
Nach wie vor klafft eine Deckungslücke beim Thema Rettung und Krankentransport. Hier zahlt die Grundversicherung nur die Hälfte der Rettungskosten in der Schweiz bis zum Maximalbetrag von 5’000 Franken pro Kalenderjahr. Wichtig zu wissen: Auch wer durch den Arbeitgeber unfallversichert ist, aber etwa beim Wandern einen Herzinfarkt erleidet, bleibt auf den Kosten sitzen. Denn das ist kein Unfall. Und ein Helikoptertransport allein kostet dabei im Durchschnitt rund 3’500 Franken.
Die Grundversicherung bezahlt davon nur 1’750 Franken. Für Krankentransporte gilt ebenfalls die Hälfte bis zu einem Maximalbetrag von 500 Franken. Das heisst: Wer nur die Grundversicherung hat, muss im Notfall tief in die Tasche greifen. Trotz dieser Tatsache: Nur 8,1 Prozent der Offertanfragen in den letzten 12 Monaten gingen auf das Konto von Such-, Rettungsaktionen und Transporten. Immerhin ist die Nachfrage in den letzten Jahren doch gestiegen (2019/2020: 6,82 Prozent aller Offertanfragen).
«Offenbar dringt nach allen Medienberichten die Deckungslücke langsam in die Köpfe der Leute», so Schneuwly.
Grösste Veränderung gegenüber Vorjahr bei Spital Flex
Gegenüber dem Vorjahr gab es zwischen 2023 und 2024 die grösste Veränderung bezüglich der Nachfrage nach Zusatzversicherungen bei Spital Flex. Hier gingen 16,7 Prozent mehr Offertbestellungen bei Comparis ein als im Jahr 2023. Gesamthaft macht die Spital Flex aktuell allerdings nur 2,7 Prozent aller Offertbestellungen bei den Zusatzversicherungen auf comparis.ch aus.
«Gerade ältere Versicherte, die im Bereich Zusatzversicherung die Krankenkasse nicht mehr wechseln können und Prämien sparen wollen, ohne einfach auszusteigen, wechseln von Spital privat oder halbprivat zu Spital Flex. Sie bezahlen wesentlich tiefere Prämien und können gegen eine höhere Kostenbeteiligung von der allgemeinen in die halbprivate oder private Abteilung wechseln», kommentiert der Experte. Er vermutet, dass die Prämienschocks bei der Grundversicherung bei älteren Versicherten den Spardruck bei Zusatzversicherungen verstärkt haben könnten.
Grösste Veränderung über die Zeit bei Zahnstellungskorrekturen
Am stärksten hat sich seit der Aufschaltung des Zusatzversicherungsvergleichs auf comparis.ch 2018 die Bedeutung von Zahnstellungskorrekturen bewegt. Hier gingen die Offertbestellungen anteilig 42,9 Prozent hinauf im Vergleich zu 2019. Heute beträgt das Bestellvolumen allerdings erst gut 1,8 Prozent aller Suchanfragen.
An zweiter Stelle folgt der Nachfragezuwachs an Psychotherapie mit einem Plus von 38,0 Prozent seit 2019/2020. Der Anteil an Offertbestellungen für Psychotherapie-Produkte liegt 2023/2024 bei 5,9 Prozent.
«Angesichts der Deckungslücken in der Grundversicherung ist die wachsende Nachfrage nach Zahnzusatzversicherungen keine Überraschung. Etwa die Hälfte der Kinder braucht Zahnstellungskorrekturen, die 10’000 Franken und mehr kosten können. Einen Nachfrageeinbruch hätte ich aber bei den Zusatzversicherungen mit Psychotherapie-Deckung erwartet, seit die ärztlich angeordnete Psychotherapie von Psychologinnen durch die Grundversicherung gedeckt ist», sagt Schneuwly.
Sinkender Trend bei Spitalzusatzversicherungen
Die Spitalzusatzversicherungen machen bei der Nachfrage nach Zusatzversicherungen nur einen kleinen Teil aus, denn sie sind an strenge Aufnahmerichtlinien gekoppelt und zudem teuer. Comparis beobachtet über die Jahre einen sinkenden Trend.
Zwischen 2019 und 2024 haben die stationären Versicherungen (Privat, Halbprivat, Flex) um 20,0 Prozent abgenommen. Gemeinsam machen die drei stationären Versicherungen aktuell 8,2 Prozent der Offertbestellungen auf comparis.ch aus.
Am wenigsten hat dabei die Spital Flex verloren mit einem Minus von 18,1 Prozent und einem heutigen Nachfragevolumen von 2,7 Prozent.
In den unterschiedlichen Sprachregionen zeigt sich dabei folgendes Bild: Am geringsten war der Verlust von Spital Flex in der Romandie mit einem Minus von 13,6 Prozent.
«Viele Versicherte wechseln von Spital halbprivat oder privat zu Flex oder schliessen gleich eine Zusatzversicherung Spital Flex ab. Auch steigender Komfort auf den allgemeinen Abteilungen mit Einzelzimmern reduziert den Mehrwert von Spitalzusatzversicherungen. Das erklärt aber nur einen Teil der sinkenden Nachfrage. Immer mehr Operationen werden ambulant durchgeführt. Darum ist es höchste Zeit, dass Krankenzusatzversicherungen nicht mehr zwischen ambulant und stationär unterscheiden», erklärt Schneuwly die Entwicklung.
Methodik
Comparis hat ein Total von über 1’066’000 Offertbestellungen für Zusatzversicherungen auf dem Vergleichsportal comparis.ch über die vergangenen 5 Jahre untersucht. Verglichen wurden dabei die Jahresperioden 1. Juni bis 31. Mai.
Weitere Informationen:
Felix Schneuwly Krankenkassen-Experte Telefon: 079 600 19 12 E-Mail: media@comparis.ch comparis.ch
Über comparis.ch
Mit über 80 Millionen Besuchen im Jahr zählt comparis.ch zu den meistgenutzten Schweizer Websites. Das Unternehmen vergleicht Tarife und Leistungen von Krankenkassen, Versicherungen, Banken sowie Telecom-Anbietern und bietet das grösste Schweizer Online-Angebot für Autos und Immobilien. Dank umfassender Vergleiche und Bewertungen bringt das Unternehmen Transparenz in den Markt. Dadurch stärkt comparis.ch die Entscheidungskompetenz von Konsumentinnen und Konsumenten. Das Unternehmen wurde 1996 vom Ökonomen Richard Eisler gegründet und ist in Privatbesitz. Das Unternehmen gehört heute noch zur Mehrheit dem Gründer Richard Eisler. Es sind keine anderen Unternehmen oder der Staat an Comparis beteiligt.