VSE: Wird die Schweiz regelmässig von Stromimporten abhängig
Aarau (ots)
Zwischen Oktober 2004 und September 2005 wurde in der Schweiz 2,1% mehr Strom verbraucht als in der Vorperiode. Noch weit stärker zugenommen hat der Stromimport: Mehr als 7% des benötigten Stroms musste importiert werden. Eine Rolle spielte dabei zweifellos der mehrmonatige Ausfall des Kernkraftwerkes Leibstadt. Die Wasserkraftproduktion lag zwar unter dem Durchschnitt, hätte aber noch wesentlich tiefer sein können.
Der schweizerische Landesverbrauch hat im vergangenen hydrologischen Jahr (Oktober 2004 bis September 2005) gegenüber der Vorperiode um 2,1% auf 61'300 Millionen Kilowattstunden zugenommen. Damit wurde ein neuer Höchstwert erreicht.
Gleichzeitig sank die Netto - Stromproduktion der Schweiz um 5,4% auf 56'800 Mio. kWh (Vorperiode 60'000 Mio. kWh). Der Importsaldo betrug 4'500 Mio. kWh, das heisst 7,3% des benötigten Stroms. In der Vorperiode mussten 28 Mio. kWh. importiert werden. Seit Beginn der Statistik im Jahr 1930 kam es vorher über das hydrologische Jahr betrachtet nur ein einziges Mal zu einem kleinen Importüberschuss. Dies teilt der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) mit, der sich dabei auf die neueste Statistik des Bundesamts für Energie abstützt.
Die Wasserkraftwerke produzierten mit 31'800 Mio. kWh leicht mehr Strom als im Vorjahr. Diese Menge liegt zwar unter dem langjährigen Mittelwert, eine um nochmals 10% tiefere Produktion ist in trockenen Jahren aber durchaus möglich. Die fünf Kernkraftwerke produzierten insgesamt 21'900 Mio. kWh (Vorperiode 25'500 Mio. kWh). Verantwortlich für die Minderproduktion war der lange Ausfall des Kernkraftwerks Leibstadt. Wegen Reparaturen am Generator musste es von Ende März bis Ende August ausser Betrieb gesetzt werden. Die Produktion in konventionell-thermischen Kraftwerken und aus anderen erneuerbaren Energiequellen erreichte 3'100 Mio. kWh (Vorjahr 2'900 Mio. kWh).
Was kann getan werden, um den Strombedarf der Schweiz in Zukunft wieder vermehrt aus eigener Produktion zu decken? - Auf diese Frage antwortet Hansueli Bircher, Vizedirektor des VSE: "Zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit darf zuerst einmal die existierende inländische Produktion aus Wasserkraft und Kernenergie nicht geschmälert werden. Die Nutzung der existierenden Potentiale für Produktion aus erneuerbaren Energiequellen ist soweit wirtschaftlich vertretbar gezielt zu fördern. Dies wird jedoch nicht ausreichen. Der VSE erarbeitet deshalb gegenwärtig eine Vorschau auf die langfristige Stromversorgung der Schweiz, in welcher die realistischen Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt und bewertet werden."
Kontakt:
Kurt Wiederkehr
Leiter Energiewirtschaft VSE
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