Weltalzheimertag am 21. September: Die nationale Helpline bringt Lücken bei der Versorgung und Betreuung von Demenzkranken an den Tag
Zürich (ots)
Aus Anlass des Weltalzheimertags vom 21. September 2005 stellt die Schweizerische Alzheimervereinigung ihren nationalen Informations- und Beratungsdienst, das Alzheimer-Telefon, vor. Die Dienstleistungen der neuen Helpline, die seit November 2004 in Betrieb ist, werden geschätzt und entsprechen einem grossen Bedürfnis: Über 2000 Menschen suchten seit dem Start Auskunft und Beratung. Je ein Drittel dieser Anrufe stammen von Ehepartnern, von Töchtern und Söhnen von Demenzkranken und von Pflegefachleuten. Im Verlauf der Telefonberatung berichten sie regelmässig von Problemen bei der Zusammenarbeit mit Leistungserbringern wie Ärzten, Spitex oder Heimen und weisen auf Lücken bei der Versorgung und Betreuung hin. Diese Mängel führen in einer für alle Beteiligten bereits sehr belastenden Situation zu zusätzlichen Komplikationen.
In der Schweiz leiden 90'000 Menschen an Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz. Jährlich treten 21'000 neue Fälle auf. Aber Demenz betrifft nicht nur die Erkrankten, sondern die ganze Familie. In der Schweiz sind 300'000 Angehörige direkt mit Demenz konfrontiert. Zwar wird in der Gesellschaft zunehmend wahrgenommen, welche dramatischen Folgen Alzheimer für die Partnerinnen und Partner der Erkrankten haben. Doch von den Töchtern und Söhnen der Kranken war bis heute kaum die Rede. Auch sie sind von der Demenz eines Elternteils stark betroffen. Noch weniger erwähnt blieb in der bisherigen Diskussion die schwierige Situation der Pflegefachleute. Das Alzheimer-Telefon arbeitet anonym und wird durch drei professionelle Beraterinnen bedient. Sie sind alle zweisprachig und verfügen über praktische Erfahrungen in der Bewältigung aller Aspekte des Alltags mit Demenz. Wichtigste Aufgabe der Helpline-Mitarbeiterinnen ist das Zuhören und Erzählen lassen; in einem nächsten Schritt helfen sie den Ratsuchenden durch Fragen und Informationen, ihre Probleme einzugrenzen und mögliche Lösungen zu entwickeln. Zusätzlich zur telefonischen Beratung hilft die Alzheimervereinigung bei Fragen mit vielfältigen Publikationen sowie einem Netz von kantonalen Sektionen weiter. Diese bieten Informationen, Unterstützung und Dienstleistungen auf lokaler Ebene an. Das Alzheimer-Telefon wird finanziell vom Bundesamt für Sozialversicherungen unterstützt.
Alzheimer-Telefon: Information und Beratung auf Deutsch und Französisch von Montag bis Freitag, 024 426 06 06; www.alz.ch.
Alzheimer-Telefon: Erste Erfahrungen
Wie die Erfahrungen nach einem knappen Jahr zeigen, machen sich viele Kinder von Demenzkranken Sorgen und bedauern, nicht mehr für ihre kranken Eltern tun zu können. Sie holen sich in der telefonischen Beratung Informationen und sprechen dabei häufig von Schwierigkeiten, auf die sie im Kontakt mit Personen und Institutionen treffen, von denen sie eigentlich Unterstützung erhalten sollten. Zu den Problemen mit den Ärzten zählen: Fehlende Diagnose, verweigerte oder inadäquate Behandlung, ungenügende Informationen über weiterführende Hilfsangebote. Schwierigkeiten im Umgang mit der Spitex gibt es unter anderem bei: Spannungen wegen fehlender Ausbildung des Personals oder wegen des unzureichend auf die spezifischen Bedürfnisse von Demenzkranken angepassten Dienstleistungsangebots. Probleme mit Heimen und anderen Pflegeinstitutionen tauchen auf bei: Fehlen von spezialisierten Abteilungen, Mangel an Personal und fehlender Ausbildung, mangelnde Kommunikation mit dem Personal sowie ungenügend demenzspezifische Pflege und Betreuung. Und schliesslich sind bei der Helpline auch immer wieder finanzielle Schwierigkeiten ein Thema: Wer zahlt was, wie viel und bis wann?
Aber nicht nur Angehörige prangern im Gespräch mit den Beraterinnen unhaltbare Zustände an. Auch zahlreiche Pflegefachleute bemängeln - unabhängig davon, ob sie in Heimen, bei der Spitex oder im Spital tätig sind - Lücken bei der Ausbildung sowie fehlende Hilfsmittel und Unterstützung. Immer mehr Fachleute machen vom Alzheimer-Telefon Gebrauch, um durch das dort gesammelte Wissen die Pflege und Betreuung von Demenzkranken und ihren Familien verbessern zu können. Schliesslich kontaktieren auch immer häufiger Heimleiter und Architekten die Schweizerische Alzheimervereinigung. Sie suchen Informationen zum Aufbau von spezialisierten Abteilungen für Demenzkranke in Heimen und Pflegeinstitutionen.
Mittwoch, 21. September 2005, von 16 bis 18 Uhr "Tag der offenen Tür" bei der Schweizerischen Alzheimervereinigung, Rue des Pêcheurs 8 E, Yverdon-les-Bains.
Kontakt:
Schweizerische Alzheimervereinigung
Liliane Ryser
Tel. +41/24/426'16'94
Mobile +41/76/579'90'79
E-Mail: liliane.ryser@alz.ch
Internet: www.alz.ch