Stiftung Risiko-Dialog: Macht Wissenschaft Politik?
St. Gallen (ots)
Wie kann die Politik mit der Beschleunigung in der Forschung Schritt halten? An einem Symposium der Stiftung Risiko-Dialog und des Bundesamts für Gesundheit haben heute in Bern Interessierte aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft über die künftige Rolle von Politikern in wissenschaftlich geprägten Gesetzgebungsverfahren diskutiert. Im Mittelpunkt stand die Debatte über die Stammzellenforschung.
Innert rekordverdächtigen drei Stunden habe der Bundesrat kürzlich einen zentralen Entscheid in der SARS-Diskussion gefällt, illustrierte BAG-Direktor Thomas Zeltner im Kursaal Bern die zunehmende Beschleunigung in der Politik. Mit Blick auf die Stammzellendebatte stellt er fest: "Die Wissenschafter haben den Politikern das agenda setting aus der Hand genommen." Der BAG-Direktor plädierte dafür, den technisch-wissenschaftlichen Fortschritt in den Dienst der Gesellschaft zu stellen und den Dialog frühzeitig, nicht erst im Konfliktfall, zu suchen.
Interpretationskonflikt
"In der Stammzellen-Diskussion geht es nicht um einen Werte- oder Wissens-, sondern um einen Interpretationskonflikt" sagte Ortwin Renn von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg. "Es geht darum, ob Embryonen in der Frühphase der Entwicklung als "Menschen", "potenzielle Menschen" oder als "entwicklungsfähiger Zellhaufen" angesehen werden". In solchen Konflikten sei ein Konsens kaum möglich. "Es können aber pragmatische Kompromisse gefunden werden", betonte Renn. Dafür sei es wichtig, zunächst die eigentliche Ursache des Konflikts zu ergründen, um sich nicht auf Nebenkriegsschauplätzen" zu verlieren.
In Panel-Diskussionen und in Voten aus dem zahlreich erschienen Publikum wurde darauf hingewiesen, Wissenschafter seien vermehrt kommunikativ zu schulen, und es seien intensive Dialoge in kleinen Gruppen zu führen, um das Zusammenspiel zwischen den unterschiedlichen Akteuren zu verbessern.
Stiftung Risiko-Dialog
Die Stiftung Risiko-Dialog erforscht und fördert die Kommunikation über gesellschaftliche Risiken und will Brücken zwischen Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit bauen. Sie engagiert sich in der gentechnologischen und biomedizinischen Debatte, ebenso in Diskussionen über elektromagnetische Strahlung und in Energiefragen.
Kontakt:
Dr. Christoph Meili
Stiftung Risiko-Dialog
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