SVV Schweizerischer Versicherungsverband
Robustes Prämienvolumen der Privatversicherer im Jahr 2021
Zürich (ots)
Die Schweizer Versicherungswirtschaft hat im Jahr 2021 das Prämienvolumen im Nichtlebengeschäft gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent gesteigert. Dagegen verzeichnet das Lebengeschäft gegenüber dem Geschäftsjahr 2020 gesamthaft erneut einen Prämienrückgang, wobei die Einzellebenversicherungen um 3,2 Prozent angestiegen sind. Der Markt für Rückversicherer ist in der Schweiz in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt um 5,5 Prozent gewachsen.
Die Versicherungsleistungen der Privatversicherer stärken die Widerstandskraft der Schweizer Volkswirtschaft. So hat die Privatassekuranz auch während der Pandemie täglich im Durchschnitt 140 Millionen Franken für Schadenfälle und Renten ausbezahlt. Auch im Jahr zwei der Coronapandemie und den damit verbundenen widrigen Umständen gelang es der Schweizer Versicherungswirtschaft, ihre Leistungszahlungen ohne Einbussen bei der Servicequalität vom Homeoffice aus vorzunehmen. Das spricht für die fortgeschrittene Digitalisierung der Branche. "Das Risikobewusstsein der Bevölkerung hat in der Pandemie zugenommen. Das ist mit ein Grund, weshalb die Versicherungswirtschaft auch für das Geschäftsjahr 2021 auf eine erfreuliche Prämienentwicklung zurückblicken kann", sagt Rolf Dörig, Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV, an der Jahresmedienkonferenz in Zürich. Die Versicherungsindustrie gilt auch darum als Wachstumsbranche, weil sie ihre Mitarbeiterzahlen selbst in der Pandemiekrise leicht steigern konnte und neue Arbeitsplätze geschaffen hat.
Cyberattacken, Strommangellagen und Erdbeben als weitere Toprisiken identifiziert
Nicht alle Risiken können ohne Weiteres durch die Versicherungswirtschaft übernommen werden. Toprisiken - und dazu zählt auch eine Pandemie - sind zumindest auf den ersten Blick nicht versicherbar. Ein Toprisiko kann das Versicherungsprinzip aushebeln und zu immensen ökonomischen und immateriellen Schäden für Wirtschaft und Gesellschaft führen. Nicht versicherbar bedeutet aber oftmals bloss, dass die richtigen Rahmenbedingungen fehlen und erst noch geschaffen werden müssen. Dazu zählt unter anderem eine gesetzliche Grundlage, die für das Zusammenspiel von Privatwirtschaft und Staat zielorientierte Lösungen bereithält. Die Privatversicherer haben die Pandemie zum Anlass genommen, die Risikolandschaft der Schweiz noch eingehender zu studieren. Dabei wurden drei Toprisiken identifiziert, die aus Sicht des SVV von der Öffentlichkeit nicht im erforderlichen Ausmass wahrgenommen werden: Cyberattacken, Strommangellagen und Erdbeben.
Für die Schweizer Versicherungswirtschaft ist es Teil ihrer volkswirtschaftlichen Verantwortung, zur Deckung von Toprisiken einen wichtigen Beitrag leisten zu können. "Die Neigung, bei neuen Herausforderungen die Lösung immer in Regulierung, staatlichen Geboten und Verboten zu sehen, lähmt unser Land und verhindert die so dringenden innenpolitischen Reformen. Unsere Wirtschaft verdient Rahmenbedingungen oder vielmehr eine Regulierung, die unserem Land eine prosperierende, innovative und nachhaltig ausgerichtete Zukunft ermöglicht", führt Dörig weiter aus. Der Staat ist deshalb gefordert, geeignete Rahmenbedingungen nicht allein zu setzen und diese auch an eine veränderte Ausgangslage anzupassen. Nur so kann die Versicherungswirtschaft einen Beitrag zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaft leisten. "Dies gilt insbesondere auch für die berufliche Vorsorge. Dort sind Anpassungen zwingend, um die Umverteilung von den aktiv Versicherten zu den Rentenbeziehenden zu reduzieren", ergänzt SVV-Direktor Urs Arbter.
Nichtlebengeschäft legt weiter stabil zu
Das Prämienvolumen im Nichtlebengeschäft hat gemäss den Hochrechnungen des SVV gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent zugelegt und setzt damit seinen kontinuierlichen Wachstumskurs fort.
+1,1 Prozent in der Motorfahrzeugversicherung. Wachstumstreiber ist die Kaskoversicherung. Diese konnte primär zulegen, weil die Anzahl zugelassener Motorfahrzeuge in der Schweiz weiter steigt - und weil im Durchschnitt teurere Fahrzeuge erworben werden.
+3,9 Prozent in der Feuer-, Elementar- und Schadenversicherung. Die versicherten Werte stiegen an, was sich in einer Zunahme des Prämienvolumens niederschlägt.
+2,5 Prozent in der Krankenzusatzversicherung. Dazu gehören die Versicherung von Heilungskosten sowie das Krankentaggeld. Die Prämienentwicklung wird, abgesehen von der Nachfrage, durch die steigenden Kosten im Gesundheitswesen und die Gehälter getrieben.
+3,1 Prozent in der Unfallversicherung. Haupttreiber ist das Lohnsummenwachstum. Daneben wirken auch technische Anpassungen leicht volumentreibend.
Lebengeschäft muss sich in herausforderndem Umfeld behaupten
Seit Jahren behindern die historisch tiefen Zinsen die Entwicklung der Lebensversicherungen. Das Prämienwachstum hat in diesem Bereich zwischen 2017 und 2019 stagniert und ist seit 2020 rückläufig. Zudem wird der Trend zu kapitalschonenden Produkten stark durch das Tiefzinsumfeld unterstützt. Massgebend für den Schwund war im Geschäftsjahr 2021 jedoch primär der Rückgang an Einmaleinlagen in der Kollektivversicherung. Diese spiegeln eine gewisse Konstanz auf dem Arbeitsmarkt. Sie sind ein Indikator, dass es im vergangenen Jahr zu verhältnismässig weniger Stellenwechseln kam - und damit verbunden auch zu weniger Transfers des Vorsorgevermögens in eine andere Vorsorgeeinrichtung. "Die positive Entwicklung der anteilgebundenen Einzelversicherungen zeugt davon, dass die Sicherheit, die eine Lebensversicherung bietet, einem steigenden Kundenbedürfnis entspricht", erläutert Urs Arbter an der Jahresmedienkonferenz des Branchenverbandes. Die Prämienentwicklung sieht in den beiden Bereichen Kollektivleben und Einzelleben wie folgt aus:
-10,9 Prozent im Kollektivleben. Der Grund für diese starke Veränderung liegt neben dem Trend hin zu kapitalschonenden Produkten bei den gesunkenen Einmalprämien, die auf eine gewisse Konstanz auf dem Arbeitsmarkt hinweisen.
+3,2 Prozent im Einzelleben. Zur Risikodeckung und als Alternative für Spareinlagen, die nicht mehr oder negativ verzinst werden, stossen insbesondere anteilgebundene Einzellebensversicherungen auf ein steigendes Interesse.
Grossraum Zürich als wichtiger Standort für das Rückversicherungsgeschäft
Über die vergangenen zehn Jahre ist der Markt für Rückversicherungen in der Schweiz im Durchschnitt um 5,5 Prozent angewachsen. "Der Grossraum Zürich hat sich im globalen Wettbewerb zum weltweit drittgrössten Standort für das Rückversicherungsgeschäft entwickelt. Innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte hat sich die Wertschöpfung der hier domizilierten Rückversicherer mehr als verdreifacht", sagt Arbter. Wegen der Komplexität des Rückversicherungsgeschäfts ist noch keine qualitative Einschätzung zur Entwicklung des Prämienvolumens im abgelaufenen Geschäftsjahr möglich. Der SVV erwartet aufgrund der bisherigen Aussagen zur weltweiten Geschäfts- und Schadenentwicklung für das Geschäftsjahr 2021 jedoch eine positive Entwicklung der Rückversicherungen in der Schweiz.
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