UNICEF Schweiz und Liechtenstein
UNICEF: Mangelnde Finanzierung gefährdet Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten
Zürich, 12. Februar 2020 - Im Südsudan könnten ohne schnelle Hilfe 900 Mädchen und Jungen nach ihrer Freilassung aus dem Militär oder bewaffneten Gruppen sich selbst überlassen bleiben.
Zum Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten ruft UNICEF zu mehr Unterstützung bei der Demobilisierung und Wiedereingliederung von Mädchen und Jungen auf, die beim Militär oder in bewaffneten Gruppen eingesetzt wurden. Im Südsudan müssen dringend notwendige Hilfen für diese Kinder im kommenden Monat eingestellt werden, wenn nicht umgehend die benötigten Finanzmittel bereitgestellt werden.
Unmittelbar betroffen sind 900 Mädchen und Jungen, die bereits für die Freilassung registriert sind und darauf warten, wieder in ein normales Leben zurückzukehren. Wenn sie nicht dabei unterstützt werden, hat dies langfristige negative Auswirkungen auf die Kinder und kann die Gesellschaft als Ganzes destabilisieren.
"Das Wort 'Frustration' beschreibt nicht annähernd, wie ich mich fühle", so Mohamed Ag Ayoya, Leiter von UNICEF Südsudan. "Die Kinder sind registriert, verifiziert und stehen kurz vor der Freilassung. UNICEF hat ein bewährtes und wirksames Programm zur Reintegration dieser Kinder. Wir haben jedoch nicht die Mittel, um diese wichtige Arbeit fortzusetzen. Im Namen der Kinder weise ich auf diesen Missstand hin. Sie wollen ein neues Leben beginnen und ihre Kindheit zurück."
Der Missbrauch von Kindern als Soldatinnen und Soldaten ist eine schwere Verletzung der Kinderrechte. Die genaue Zahl betroffener Mädchen und Jungen ist nicht bekannt, da ihr Einsatz meist nicht offiziell dokumentiert werden kann. Schätzungen gehen von bis zu 250 000 betroffenen Kindern weltweit aus. Die Vereinten Nationen veröffentlichen jedes Jahr einen Bericht über schwere Menschenrechtsverletzungen an Kindern in bewaffneten Konflikten, in dem auch die Zahlen für nachweislich rekrutierte Kinder genannt werden.
So wurden allein im Jahr 2018 im Südsudan 453 Rekrutierungen von Kindern verifiziert, fast 20 Prozent davon Mädchen. Doch weitaus mehr Kinder fliehen vom Militär oder bewaffneten Gruppen oder werden freigelassen ohne jemals registriert werden zu können.
Das harte Schicksal von Kindersoldatinnen
Die besonderen Probleme von Kindersoldatinnen werden hierbei bis heute kaum gesehen. Neben dem Einsatz in kriegerischen Auseinandersetzungen als Kämpferinnen und Kundschafterinnen, in der Logistik oder bei Transporten, werden Mädchen als Köchinnen, Trägerinnen, Sanitäterinnen oder bei der Feldarbeit eingesetzt. In extremen Fällen werden sie zu Selbstmordattentaten gezwungen.
Kindersoldatinnen sind oft massiver, insbesondere sexueller Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. Dies belastet ihre Gesundheit und Psyche ein Leben lang. Die Rekrutierung führt darüber hinaus häufig zu einem Ausschluss aus ihren bisherigen Lebensverhältnissen: Stigmatisierung, die Geburt von unehelichen Kindern in Folge sexueller Gewalt, eine vermutete Täterinnenschaft und damit eine mögliche Strafverfolgung verhindern den Weg zurück in ein normales Leben.
Seit 2015 hat UNICEF im Südsudan die Freilassung und Wiedereingliederung von 3 677 Kindern unterstützt. UNICEF hofft, dass mit der voraussichtlichen Bildung einer Einheitsregierung in diesem Monat und hoffentlich weiteren Schritten in Richtung Frieden mehr Kinder freigelassen werden, die dann auch Hilfe bei der Wiedereingliederung brauchen.
Schritt für Schritt zurück in ein normales Leben
Das dreijährige Wiedereingliederungsprogramm kostet pro Kind rund 2 000 US-Dollar. Hiervon werden u.a. psychosoziale Hilfen, Lernmöglichkeiten, Sozialarbeiter sowie die Suche nach Angehörigen und die Familienzusammenführungen finanziert. Seit über einem Jahr ist dieses Programm jedoch stark unterfinanziert.
Insgesamt benötigt UNICEF Südsudan für das laufende Jahr 4,2 Millionen US-Dollar, um das Programm für bereits freigelassene Kinder fortzusetzen und weitere Kinder in das Programm aufzunehmen. Bei ausreichender Finanzierung könnte UNICEF 2020 im Südsudan rund 2 100 ehemalige Kindersoldatinnen und -soldaten unterstützen.
UNICEF fordert insbesondere die "Group of Friends zu Kindern und bewaffneten Konflikten" (darunter Kanada, die EU, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Schweden, das Vereinigte Königreich und die USA) dazu auf, voranzugehen und die Zukunft der am stärksten gefährdeten Kinder Südsudans und damit die Zukunft des Landes zu sichern.
Internationaler Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten
Am 12. Februar erinnert jährlich der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten (Red Hand Day) an das Schicksal von Kindern, die in Kriegen und bewaffneten Konflikten als Soldatinnen und Soldaten missbraucht werden.
Weltweit setzen Menschen am "Red Hand Day" mit roten Handabdrücken ein Zeichen gegen diese schwere Verletzung der Kinderrechte. In diesem Jahr macht UNICEF besonders auf das Schicksal betroffener Mädchen aufmerksam.
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Über UNICEF UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, hat über 70 Jahre Erfahrung in Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe. UNICEF setzt sich weltweit für das Überleben und das Wohlergehen von Kindern ein. Zu den zentralen Aufgaben gehören die Umsetzung von Programmen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bildung, Wasser und Hygiene sowie der Schutz der Kinder vor Missbrauch, Ausbeutung, Gewalt und HIV/Aids. UNICEF finanziert sich ausschliesslich durch freiwillige Beiträge und wird in der Schweiz und Liechtenstein durch das Komitee für UNICEF Schweiz und Liechtenstein vertreten. Seit 60 Jahren setzt sich UNICEF Schweiz und Liechtenstein für Kinder ein - im Ausland wie im Inland.