VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN rettet zweite weisse Tigerin aus illegalem Handel in Tschechien
VIER PFOTEN rettet zweite weisse Tigerin aus illegalem Handel in Tschechien
Die Tigerin Ramba ist illegal als Statusymbol-Haustier gehalten worden
Zürich, 7. Dezember 2023 – Diese Woche rettete das tschechische Umweltministerium eine einjährige weisse Tigerin namens Ramba aus illegaler Privathaltung in Tschechien. Ramba wurde entgegen ihrer artspezifischen Bedürfnisse im Haus der Familie eines tschechischen Kampfsportlers gehalten. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN unterstützt die Behörden und bietet der jungen Tigerin ein artgemässes neues Zuhause in ihrer TIERART Wildtierstation in Deutschland. In TIERART wird Ramba in der Nähe ihrer Schwester Charlota leben, die Anfang Juli dieses Jahres von VIER PFOTEN gerettet wurde.
Es war ein hartes Ringen. Rambas früherer Besitzer, der tschechische Kampfsportler Karlos Vémola, legte zunächst Einspruch gegen die Beschlagnahmung von Ramba ein, der jedoch am 2. November abgelehnt wurde. Nach langen Verhandlungen übergab er Ramba am 5. Dezember. Ramba wurde direkt in ihr neues Zuhause gebracht. Eine Wildtierärztin begleitete den Transfer, um das Wohlergehen der jungen Tigerin sicherzustellen.
«Ein Tigerjunges wie Ramba von ihrer Mutter zu trennen, nur um es in den illegalen Wildtierhandel zu verkaufen und als Haustier zu missbrauchen, ist grausam. Weisse Tiger wie sie stammen oft aus Inzucht, was langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Die Haltung von gefährlichen Raubtieren wie Tigern in einem Familienhaus ist auch aus Sicherheitsgründen höchst fragwürdig», sagt Barbara van Genne, Leiterin der Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN. Anstatt als Statussymbol in den sozialen Medien herumgezeigt zu werden, brauche Ramba eine spezielle Pflege in einer artgemässen Umgebung. VIER PFOTEN ist froh, ihr das dank der guten Zusammenarbeit mit den Behörden nun in ihrer Wildtierstation TIERART bieten zu können.
Die Herkunft des Tigers ist immer noch ungeklärt
Die tschechische Polizei untersucht während des laufenden Gerichtsverfahrens noch immer die Herkunft des Tigers. Die Haltung von Tigern ist in Tschechien nur mit ordnungsgemässen Unterlagen zulässig, die die legale Herkunft und den Erwerb belegen. Nach den tschechischen CITES-Vorschriften (Washingtoner Artenschutzübereinkommen) müssen alle Tiger von der zuständigen regionalen Verwaltungsbehörde registriert und ihre Haltung von den zuständigen Veterinärbehörden genehmigt werden.
Der Halter konnte die legale Herkunft des Tieres oder die Umstände seines Erwerbs nicht nachweisen und hat damit gegen das tschechische Gesetz über gefährdete Tierarten verstossen. Er legte auch falsche Unterlagen über die Eltern des Tigers vor. Für die Zucht von Tigern ist ausserdem eine tierärztliche Genehmigung erforderlich. Keine dieser Bedingungen war erfüllt. Die Kontaktzucht von Grosskatzen hat negative Auswirkungen auf die gehaltenen Tiere. «Die Jungtiere werden früh von ihren Müttern entwöhnt, damit sie eine Bindung zum Menschen aufbauen können. Dadurch entsteht ein ständiger Bedarf an Jungtieren für eine weitere kurzfristige Domestizierung. Tiger sind keine Haustiere und jede engere Beziehung zwischen Züchter und Tier ist nicht wünschenswert und schadet dem Tier», betont Petr Bejček, Direktor der tschechischen Umweltinspektion.
Die Umsetzung des EU-Tiger-Leitfadens würde den Schutz von Wildtieren verbessern
Wildtiere haben komplexe ökologische Bedürfnisse und Anforderungen an Ernährung, Platz, Verhalten, Klima und Sozialstruktur. Privaten Halterinnen und Haltern fehlt es oft an Ressourcen, Qualifikationen und Wissen, um die hohen Anforderungen, die die Arten benötigen, erfüllen zu können. Der EU-Tiger-Leitfaden wird, sobald er von den Mitgliedstaaten ordnungsgemäss umgesetzt wird, ein entscheidender Schritt sein, um den Handel mit in Gefangenschaft gehaltenen Tigern einzudämmen und ihre kommerzielle Nutzung, einschliesslich der Privathaltung, zu unterbinden.
Das Schicksal von Tigerin Ramba ist nämlich bei weitem kein Einzelfall. Tausende von Grosskatzen fallen jedes Jahr dem kommerziellen illegalen Handel in Europa zum Opfer. Die durchwachsene Gesetzgebung in den europäischen Ländern vereinfacht den Kauf sowie den grenzüberschreitenden Handel mit Tigern, was zu ihrer Präsenz in den sozialen Medien und als Status-Haustiere beiträgt. Der legale Handel kann als Einfallstor für den illegalen Handel mit Tigern und ihren Körperteilen für zusätzliche Zwecke, wie die Herstellung traditioneller Medizin, dienen. «Um diesen Missbrauch von Tigern wirksam zu bekämpfen, ist ein umfassendes Verbot der kommerziellen Zucht und des Handels mit Tigern in Europa und im Rechtsraum aller Mitgliedstaaten erforderlich. Wir fordern alle Mitgliedstaaten auf, den kürzlich veröffentlichten EU-Tiger-Leitfaden wirksam umzusetzen», sagt Barbara van Genne.
Weisse Tiger werden oft aus kommerziellen Gründen gezüchtet
Entgegen einem weit verbreiteten Irrtum gehören weisse Tiger und Löwen zur selben Art wie ihre normal gefärbten Artgenossen. Ihr weisses Fell wird durch eine seltene rezessive Mutation verursacht, nicht durch Albinismus. Diese Mutation kommt zwar in freier Wildbahn vor, doch müssen beide Elternteile Träger sein. Daher sind weisse Tiger und Löwen in ihren natürlichen Lebensräumen selten. In Gefangenschaft sind sie jedoch aufgrund ihrer Attraktivität für Besucherinnen und Besucher von kommerziellem Wert, was die Züchter dazu veranlasst, gezielt Tiere zu züchten, die die rezessive Mutation tragen. Leider ist diese Praxis oft mit Inzucht verbunden, was sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere auswirkt. Wie auch im Fall von Charlota, leiden weisse Tiger und Löwen in Gefangenschaft häufig unter inzuchtbedingten körperlichen Fehlbildungen wie Kleinwuchs oder schielenden Augen.
TIERART Wildtierstation
Die von VIER PFOTEN betriebene TIERART Wildtierstation in Massweiler, Deutschland, bietet Grosskatzen, die aus schlechten Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder privater Gefangenschaft gerettet wurden, ein artgemässes Zuhause. TIERART beherbergt und versorgt zahlreiche heimische Wildtiere wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Hasen oder Igel. Im Jahr 2021 wurde auf dem Gelände der Wildtierstation die erste Auffangstation für verwaiste Luchse eröffnet. Viele der einheimischen Tiere, die bei TIERART aufgenommen werden, werden medizinisch versorgt und nach ihrer Genesung wieder in die Freiheit entlassen. Tiere, die nicht wieder ausgewildert werden können, und exotische Tiere wie Tiger finden ein dauerhaftes, artgemässes Zuhause.
Über VIER PFOTEN VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt. www.vier-pfoten.ch
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