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vips Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz

Managed Care in der Schweiz - mehr Markt, weniger Regulierung

Zug (ots)

"Die Schweiz ist nach den USA und neben den
Niederlanden dasjenige Land mit dem höchsten Anteil an Managed Care."
Zu diesem Schluss gelangen die Autoren der neuen Studie "Managed Care
- ein internationaler Vergleich mit Lehren für die Schweiz" Prof. Dr.
Peter Zweifel und Dipl.-Vw. Johannes Schoder vom Sozialökonomischen
Institut der Universität Zürich, welche die vips Vereinigung
Pharmafirmen in der Schweiz in Auftrag gegeben hatte.(1) Trotz der
guten Positionierung der Schweiz besteht für Managed Care in der
Schweiz zur aktiven Beeinflussung und Steuerung der Erbringung
medizinischer Leistungen mit dem Ziel einer sinnvollen, qualitativ
hochstehenden und kostengünstigen Versorgung noch erhebliches
Entwicklungspotenzial. Diese Auffassung vertreten die Studienleiter
ebenso wie ein Expertengremium, das sich mit dieser Frage
auseinandergesetzt hat. Ihre Positionen und Forderungen werden in der
neuen vips-Publikation "Pharmadirekt" vorgestellt. Der Nationalrat
wird in seiner bevorstehenden Beratung zukunftsorientierte
Entscheidungen treffen.
Die Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel Näf sieht in der
bevorstehenden Beratung der Managed-Care-Vorlage im Nationalrat die
Notwendigkeit, die Beschlüsse des Ständerates zu verbessern. Zwar sei
die ständerätliche Vorlage im Ansatz richtig, meint Humbel Näf, sie
müsse jedoch weitergehen: "Neben Vergünstigungen bei den Prämien muss
man nach meiner Einschätzung noch mehr über Selbstbehalte lösen und
vermehrt finanzielle Anreize für die Leistungserbringer schaffen."
Bessere Entschädigung von Ärzten und Spitälern
Semya Ayoubi, wissenschaftliche Mitarbeiterin der schweizerischen
Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren,
fordert dabei, dass diejenigen Managed-Care-Systeme stärker gefördert
werden sollen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie auch
effizient und qualitativ hochstehend sind. "Diesen müssen bessere
Rahmenbedingungen zugesprochen werden. Ich hoffe, dass der
Nationalrat diese Unterscheidung machen wird", meint Ayoubi.
Hans-Ueli Regius, Vorsitzender der Geschäftsleitung der
Krankenversicherung Swica, erwartet von den Politikern, "die
Bürokraten von Bern zurück zu binden, wenn sie die Versicherer
ständig daran hindern wollen, echte Managed-Care-Modelle zu
betreiben." Konkret sollen Einsparungen durch Managed-Care nicht nur
in Form von tieferen Prämien weitergegeben, sondern es sollen auch
die Ärzte, die als Gatekeeper funktionieren, und die Spitäler für
eine nutzenorientierte Behandlung besser entschädigt werden können.
Monistische Finanzierung, Vertragsfreiheit und
morbiditätsorientierter Risikoausgleich
Über die Auffassung des H+-Direktors Dr. Bernhard Wegmülller, dass
zum Durchbruch von Managed Care die monistische Finanzierung, die
Vertragsfreiheit und ein morbiditätsorientierten Risikoausgleich
erforderlich seine, herrscht weitgehend Einigkeit bei den Experten.
Damit könnte, so der medizinische Geschäftsleiter von Wintimed, Dr.
med. Christian Marti, eine Verschiebung vom Werben um gute Risiken
zum Wettbewerb um Effizienzoptimierung erfolgen.
FMH-Vorstandsmitglied Dr. med. Olivier Kappeler sieht allerdings
die Vertragsfreiheit nicht als zwingendes Element für die Förderung
von Managed Care. Zwingend dagegen sei "der Vertrag zwischen den
Versichern und den Leistungserbringern bzw. ihren Netzwerken."
Mehr Reglementierung oder mehr Wettbewerb? "Wir schwanken nun seit
zehn Jahren oder länger in einer Unklarheit und einem Hin-und-Her
zwischen markt- und planwirtschaftlichen Elementen", meint der
Gesundheitspolitiker Prof. Felix Gutzwiller und plädiert für ein
Modell des regulierten Wettbewerbs, das auf Gesetzesebene umgesetzt
sehr günstige Rahmenbedingungen für Managed Care schaffen würde. Für
Visana-Chef Peter Fischer muss Managed Care als Instrument nicht
weiter reguliert werden, wenn die Rahmenbedingungen gegeben sind. Der
Gesundheitspolitiker Toni Bortoluzzi beklagt den Streit im Parlament
über die Frage, ob etwas mehr staatlicher oder etwas mehr
wettbewerblicher Einfluss notwenig sei. Zwingend für Hans-Ueli Regius
ist auch, dass die Billigkassen unterbunden werden: "Solange im Markt
Anbieter etwas anbieten können, das Managed Care nicht fördert,
steuern wir am Ziel vorbei." Und der Geschäftsführer von Sanacare,
Rolf Gabriel, ist überzeugt, dass Managed Care helfen kann, den Markt
zu durchwühlen, etwas Druck im System zu machen und Möglichkeiten
gibt, eine Versorgung anders als bisher zu gestalten.
Ansätze für mehr Managed Care
Nach Beurteilung der Studienleiter Zweifel und Schoder sind Ziele
für eine mögliche weitere Entwicklung des Gesundheitswesens Schweiz
in Richtung Managed Care:
  • Die Abschaffung der Prämienregulierung, namentlich die Beschränkung der Weitergabe der realisierten Einsparungen durch Managed Care (zurzeit beschränkt auf 20 Prozent für Managed-Care-Verträge während der ersten fünf Jahre ihres Bestehens).
  • Die Schaffung von Rahmenbedingungen, die einen Wettbewerb um chronisch Kranke erzeugen, namentlich durch einen angemessenen Risikoausgleich (vgl. z.B. Niederlande).
  • Die Abschaffung des Kontrahierungszwanges zwischen Krankenversicherern und Leistungserbringern (vgl. Niederlande).
  • Eine ständige Überprüfung des Leistungskatalogs auf sein Leistungs-Kosten-Verhältnis (vgl. Schweden).
  • Der Ausbau von e-Health sowohl für die medizinische wie organisatorische Optimierung der Behandlungsprozesse (vgl. Grossbritannien und Schweden).
  • Die Verbesserung der Information über die Qualität der ärztlichen Leistungen (vgl. USA).
  • Die Verstärkung der Bemühungen für einen "verantwortungsbewussten und informierten Patienten" (vgl. Grossbritannien und USA).
Grundsätzlich seien - so die Studienleiter - die staatlichen und
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so zu modifizieren, dass mehr
Markt und weniger staatliche Regulierung die Eigenverantwortung
stärken und Anreize für Prävention, gesunde Lebensformen und
Eigenvorsorge geschaffen werden. Dabei lasse sich der soziale
Ausgleich durch die gezielte Verbilligung der Prämien für Bedürftige
auch in Zukunft gewährleisten.
(1) Managed Care - ein internationaler Vergleich und Lehren für
die Schweiz; Universität Zürich; Mai 2007;
www.vips.ch/de/publikationen/index_276.php

Kontakt:

Walter P. Hölzle, Geschäftsführer vips
Martin Rubeli, Kommunikation vips
Tel.: +41/41/727'67'80

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