Deutsches Institut für Menschenrechte
Studie Menschenrechtsinstitut: Menschenwürde kein irrationales Tabu
Berlin (ots)
In einer soeben erschienenen Studie zum Thema "Menschenwürde" wendet sich Heiner Bielefeldt, Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, gegen die Vorstellung, der Begriff der Menschenwürde sei nur ein irrationales Tabu, das in einer aufgeklärten Rechtsordnung keinen Ort habe. "60 Jahre nach der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und des Grundgesetzes erweist sich eine Rückbesinnung auf die Bedeutung der Menschenwürde nicht nur aus historischen Gründen als sinnvoll", erklärt Heiner Bielefeldt. Denn bei aller Zustimmung, die der Grundsatz der Menschenwürde weithin finde, zeige sich zugleich zunehmende Unsicherheit darüber, was denn unter der Würde des Menschen eigentlich zu verstehen sei.
"Es fällt auf, dass der Begriff der Menschenwürde vielfach als ein bloßes Tabu bezeichnet wird", so Bielefeldt. Dies aber werde dem Stellenwert der Würdegarantie überhaupt nicht gerecht. "Der Achtungsanspruch der Menschenwürde konstituiert den Raum zwischenmenschlicher Kommunikation als einen inklusiven Raum, aus dem kein Mensch ausgegrenzt werden darf." In dieser Funktion des Offenhaltens erweise sich der Begriff der Menschenwürde als das genaue Gegenteil eines die Kommunikation abschneidenden irrationalen Tabus.
Bielefeldt betont, dass "die Achtung der Menschenwürde den Stellenwert einer unhintergehbaren Prämisse aller moralischen und rechtlichen Verbindlichkeiten innehat". Insbesondere fundiere sie die Menschenrechte, in denen die Achtung der gleichen Würde jedes Menschen institutionelle Rückendeckung finde. Ohne Rückbezug auf die Menschenwürde sei ein angemessenes Verständnis der Menschenrechte letztlich nicht möglich.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte versteht die Studie als Beitrag sowohl zum 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als auch zum 60. Geburtstag des Grundgesetzes.
Heiner Bielefeldt (2008): Menschenwürde. Der Grund der Menschenrechte. Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin. ISBN 978-3-937714-74-5
Studie zum Download: www.institut-fuer-menschenrechte.de/sl.php?id=350
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