Verein Arbeitsgem. Zürcher Bildhauer
Kunst: Zürcher Bildhauer leisten sich ein Gastatelier
Schlieren (ots)
Die Zürcher Bildhauer machten aus der Ateliernot eine Tugend. Sie zogen vor zwanzig Jahren ins Gaswerk-Areal Schlieren und richteten dort ihre Ateliers ein. Und aus dem losen Zweckbündnis entwickelte sich eine engagierte Künstlergemeinschaft. Sie präsentieren ein Arbeitsspektrum, das von figurativen Plastiken bis zu Vorstössen in die vierte Dimension reicht. Fortan wirkt ein ausländischer Gastkünster unter ihnen. Und damit soll nochmals alles anders werden.
Vor 20 Jahren war in der Zürcher Kunstszene alles anders. Jürg Altherr schuf seine Pechmarie, Raffael Benazzi und Roland Hotz feierten ihren Erfolg an der Biennale Venedig 1978 und Heinz Niederer schmiedete tonnenschwere Eisenkolosse. Was alle Bildhauer gemeinsam hatten, war ein Atelierproblem. Denn Bildhauer mit Presslufthammer, Schweissbrenner und Kettensägen ergeht es wie den Alphornbläsern und Schlagzeugern. Man mag sie überall, nur nicht in den Wohnzonen. Die Selbstverbannung zwischen Gasometern in Schlieren war deshalb eine Existenzsicherung. "Ein guter Platz", meint Severin Müller. "Denn hier, wo Industrie und Handwerk vernetzt sind, kann Neues entstehen."
Von einer Bewegung mit einer kollektiven Vision war vor 20 Jahren keine Rede. Der Verein "Arbeitsgemeinschaft Zürcher Bildhauer" war ein Zweckbündnis mit dem Fokus "Arbeitsplatz". Aber es kam bald anders: Grosse Ideen wurden geboren, urbane Visionen entwickelt, gemeinsame Entwürfe gezeichnet. Dann wieder Zerwürfnisse. Fliessende Strukturen wurden zum programmatischen Credo.
Der Kunstbegriff wurde um zwei Dimensionen erweitert
2004: 20 Jahre AZB, 20 Künstlerinnen und Künstler, 20 Ateliers und Werkplätze und immer noch kein Konzept. Dennoch: 20 Jahre Gruppendynamik haben gewirkt, der Kunstbegriff hat sich erweitert. Die Dreidimensionalität löst sich wie die Gasometer auf - eine vierte Dimension zieht in die AZB ein Rudolf Rempfler und Hanspeter Weber experimentieren mit Video und Heinz Niederer lässt gleissende Zeitplastiken in die Limmat sprühen. Neue Mitglieder wie Kerim Seiler bauen Installationen, andere versuchen es mit Interventionen oder loten Schnittstellen aus.
Das haptische Erlebnis ist im Zeitalter der virtuellen Plastiken nicht passé. Einige Künstler betreiben nach wie vor das schöne Spiel mit Masse, Kraft und geübtem Handwerk. Doch die herkömmlichen Abgrenzungen der bildenden Kunst sind überholt. Deshalb wandeln sich die Werkplätze mehr und mehr in Werkbühnen, die dem erweiterten Kunstbegriff entsprechen.
Prozessorientiertes Schaffen ist Alltag geworden, Öffnung wird zum Zwang. Gefragt sind Querschläger - Leute, die Unruhe bringen. Also junge Plastiker, die neue Perspektiven sehen und Herkömmliches in Frage stellen. Sie werden die Zukunft der AZB und die Versorgung der Um-Welt mit Kunst aus dem Gaswerk weiterhin sicherstellen.
Ein Inkubator für Gastkünstler
Für neues Denken braucht es neue Räume. Gefässe mit der Funktion eines Inkubators. Deshalb schufen die AZB-Mitglieder einen geräumigen "White Cube". Der Arbeitswürfel befindet sich im Gasmesserhaus und steht ausländischen Künstlern und Künstlerinnen zur Verfügung. Ermöglicht wurde dieses Projekt durch einen begeisterten Bauunternehmer, der seine Leistung mit Kunst bezahlen liess. Kanton und Stadt Zürich fördern diese Institution in grosszügiger Weise und stellen den Gastkünstlern ein Stipendium zur Verfügung. Zum ersten Gast meint AZB-Präsident Severin Müller: "Wir wollten einen Exoten, der vielleicht unsere Sprache spricht. So kamen wir auf den jungen Hamburger Romeo Grünfelder, der seit anfangs Jahr unter uns ist." Die Zürcher Bildhauer präsentieren ihre Arbeitsstätten auch der Öffentlichkeit. Am 25. Juni stehen ab 18 Uhr alle Ateliers offen. Dazu gibt es eine Führung durch das Gaswerk. Vorbesichtigung: http://www.plastiker.ch/
Kontakt:
Arbeitsgemeinschaft Zürcher Bildhauer (AZB)
Severin Müller
Mobile: +41/79/349'51'07
E-Mail: muller@severinmuller.com