Discours Suisse - Jugendgewalt: Offene Turnhallen als Gewaltprävention in der Deutschschweiz
Zürich (sda/ots) -
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Damit Jugendliche nicht aus Langeweile randalieren oder Übergriffe ausüben, öffnen manche Deutschschweizer Gemeinden an Samstagabenden ihre Turnhallen. Bereits an rund fünfzig Orten hat sich diese Präventionsidee durchgesetzt.
In der Deutschschweiz zeichnen sich viele Gemeinden durch originelle Einfälle aus, um Jugendliche ausserhalb der Schulzeit zu beschäftigen oder zu betreuen. Denn Gewalttaten finden meistens ausserhalb der Schule statt.
Als der Verein Midnight Projekte 1999 sein Projekt Midnight Basketball in Zürich lancierte, vergnügten sich in dessen Rahmen die Jugendlichen nur mit Basketball, Fussball oder Volleyball.
Inzwischen sind weitere Aktivitäten zu den Matches hinzugekommen: Die Teilnehmenden - etwa ein Drittel Mädchen und 50 bis 70 Prozent Ausländer, je nach Standort - spielen sich eigene CDs vor, sitzen und diskutieren auf den Turnmatten oder tanzen.
Keine Schiedsrichter
Die Spielregeln blieben trotz der ausgeweiteten Tätigkeiten unverändert. Es gibt keine Schiedsrichter. Die Jugendlichen sollen lernen, ihre Meinungsverschiedenheiten selbst zu lösen.
Und man kann auch die eigene Mannschaft nicht selbst wählen. Damit wollen die Organisatoren die übliche Gruppendynamik brechen und vermeiden, dass sich ethnische Mannschaften gegenüberstehen. Schliesslich gibt es weder Ranglisten noch Belohnungen.
Die Spiele verlaufen nicht immer reibungslos. Doch musste noch keiner der rund 2000 bisher organisierten Abendanlässe wegen einer ausser Kontrolle geratener Rauferei abgebrochen werden. Zudem stellen die Gemeinden eine Abnahme von Vandalismus fest.
Die Sportabende richteten sich anfänglich vor allem an benachteiligte Jugendliche aus den Peripherien, die sich keinen Ausgang ins Stadtzentrum leisten konnten. Heute bieten auch Landgemeinden solche Angebote an. Die kleinste davon ist die Zürcher Gemeinde Niederwenigen mit 2000 Einwohnern.
Flirten lernen
In diesen Dörfern mit wenigen Angeboten für Jugendliche sind solche Abendanlässe zu regelrechten Treffpunkten geworden. In Niederwenigen etwa besuchen jeden Samstag rund 100 Jugendliche diese Anlässe. Sie würden die Gelegenheit nutzen, um um dort auch das Flirten zu lernen, sagt Robert Schmuki, Leiter des Vereins Midnight Projekte.
Die Öffnung der Turnhallen setzt eine gewisse Organisation voraus. Ein bis zwei Profis, zwei Elternteile und einige speziell ausgebildete Jugendliche betreuen die Abendveranstaltungen. Der Abwart muss lediglich die Halle öffnen, die Jugendlichen putzen und räumen auf.
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