Klimawandel stellt deutsche Unternehmen vor neue Aufgaben
Frankfurt am Main (ots)
- Viele Branchen und Standorte sollten ihre Risikoszenarien schrittweise an neue Gefährdungssituationen anpassen - Business Continuity Planning - frühzeitige Notfallplanung minimiert Risiken
Mit den zunehmend unstrittigen Zeichen, dass die von Klimaforschern vorausgesagte Erderwärmung durch Klimagase tatsächlich eintritt, steht auch das Risikomanagement von deutschen Unternehmen vor neuen Aufgaben. Denn künftig muss auch hier vermehrt mit Klimarisiken wie schweren Sturmschäden - durch Orkane wie Kyrill -, Überflutungen oder Dürreperioden gerechnet werden. Die komplexen Auswirkungen des Klimawandels auf das eigene Unternehmen betreffen allerdings nicht nur direkte Schadenrisiken, sondern die gesamte globale Lieferkette. Zudem tragen Behörden und Investoren neue Anforderungen an Unternehmer heran. Die frühzeitige Sicherung von Betriebsfortführungsoptionen hilft, Schäden und finanzielle Verluste im Ernstfall auf ein Minimum zu begrenzen.
In mitteleuropäischen Ländern sind kurz- und mittelfristig deutliche Auswirkungen des Klimawandels zu erwarten - wenn auch nicht in dem Maße wie in anderen Teilen der Welt. Unternehmen sollten Klimarisiken daher frühzeitig bei der Gefahrenabwehr bedenken und ihre Versicherungsstrategien überprüfen. Neben möglichen Überflutungen, der zunehmenden Sturmgefahr und dem steigenden Meeresspiegel muss sich Deutschland auch auf Dürreperioden einstellen. So wird beispielsweise der Rückgang der Alpengletscher vermehrt zu sommerlich ausgetrockneten Flüssen im Süden Deutschlands führen. Dort ansässige Unternehmen, die auf Kühl oder Prozesswasser - also Wasser, das für industrielle Prozesse notwendig ist - angewiesen sind, können sich künftig nicht mehr allein auf den neben dem Firmengelände fließenden Fluss verlassen. Selbst der Rhein und insbesondere die Rheinschifffahrt sowie die deutsche Chemieindustrie sind ernsthaft betroffen, wenn weniger Gletscherwasser fließt.
Investoren suchen klimasichere Anlagen
Noch ist offen, welche Klimaschutzpflichten oder Klimaschaden-Kompensation von verschiedenen Akteuren in Zukunft eingeklagt werden könnten. Wahrscheinlich ist jedoch, dass weltweit eine Flut von nationalen Regelungen eine weitere deutliche Verschärfung der Emissionsrichtlinien bringen wird. Zudem suchen institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen und Pensionsfonds im Sinne einer langfristigen Werterhaltung zunehmend klimaneutrale Investments. "Die Klimaentwicklung sollte von jedem Unternehmen aufmerksam beobachtet werden, denn sie kann neben gesellschaftlichen auch enorme wirtschaftliche Veränderungen nach sich ziehen", prognostiziert Dr. Georg Bräuchle, Geschäftsführer und COO der Marsh GmbH. "Nur mit einem vorausschauenden Risikomanagement sind Unternehmen in der Lage, Veränderungen und deren Auswirkungen auf Geschäftsprozesse rechtzeitig zu erkennen und sich schrittweise darauf einstellen."
Vorbereitung auf den Ernstfall
Mit der zunehmenden globalen Vernetzung der Wirtschaft sind auch die Risiken in der Lieferkette enorm gewachsen, sodass die europäische Wirtschaft mehr und mehr auch von den Klimarisiken im Rest der Welt betroffen ist. "Derzeit lässt der Klimawandel die Sachschäden im Versicherungsgeschäft jedes Jahr um 2 bis 4 Prozent steigen", so Dr. Georg Bräuchle. Noch gravierender als die Sachschäden sind allerdings die Folgeschäden durch Betriebsstillstände und Umsatzausfälle, die auch Kunden und Zulieferer treffen. Um die spezifischen Risiken durch den Klimawandel in den Griff zu bekommen, empfiehlt Marsh eine Analyse der Risikoexposition in Bezug auf Standort, Branche und Lieferbeziehungen. Dabei werden kritische Geschäftsprozesse sowie eventuelle Schwachstellen innerhalb der Wertschöpfungskette identifiziert und bewertet. Die erste Konsequenz ist zumeist die ergänzende Deckung der erkannten Hauptrisiken durch eine Betriebsunterbrechungsversicherung, die Rücklage von Eigenmitteln oder eine alternative Risikofinanzierung. Anschließend beginnt der Aufbau einer Notfallplanung, die sich zumeist darauf konzentriert, verschiedene Optionen für die Betriebsfortführung aufzubauen, wie zum Beispiel alternative Lieferanten bei erkannten Supply-Chain-Risiken oder Ausweich-Geschäftsräume für überflutungsgefährdete Betriebe. Auch die Standards zum Schutz der Daten und technischen Einrichtungen vor Beschädigung sollten aufgrund der gewonnen Erkenntnisse neu überdacht werden. Entscheidend für die Bewältigung einer Notfallsituation ist eine funktionierende Kommunikation, die nur durch ein präventives Risikomanagement sichergestellt werden kann.
Weitere Informationen unter www.mmc.com und www.marsh.de.
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