Global Risks Report 2009: Rezessionsrisiken erfordern überlegtes Handeln
Frankfurt am Main (ots)
- Risikoreport sieht Staatsschulden, Abschwung in China, weiter sinkende Anlagewerte und Deflation als akute Rezessionsrisiken - Langfristige Risiken dürfen nicht ignoriert werden
Die globale Finanzkrise hat eine Reihe neuer Risiken hervorgerufen, denen die Weltwirtschaft im Jahr 2009 und darüber hinaus gegenüber stehen wird: die Überschuldung der Industriestaaten, der Abschwung in China, weiter sinkende Anlagewerte und eine Deflation gehören zu den akutesten. Dies zeigt der jährlich erscheinende Global Risks Report des Weltwirtschaftsforums. Der Report mahnt, trotz der kurzfristigen Rezessionsrisiken, langfristige Bedrohungen nicht aus den Augen zu verlieren. Diese liegen vor allem in der Vernachlässigung von Infrastrukturinvestitionen, der Abnahme von natürlichen Ressourcen und dem Klimawandel.
Über die letzten 18 Monate entwickelte sich die Krise, die in einem kleinen Segment des US-Immobilienmarkts begann, zu einer systemischen globalen Finanzkrise. Nach der Insolvenz von Lehman Brothers und dem Milliardenkredit für den Versicherungskonzern AIG sind die Kreditmärkte zusammengebrochen. Die zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon stockenden Kapitalströme versiegten. Da die Banken weltweit ihre Kredite reduzierten, begann die Krise, Unternehmen und auch Privathaushalte in allen Ländern zu treffen. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg befanden sich Ende 2008 die meisten Industriestaaten in einer simultanen Rezession.
Für 2009 und die folgenden Jahre benennt der Global Risks Report vier akute Risiken, die aus der weltweiten Finanzkrise resultieren:
- Die Staatshaushalte drohen zunehmend ins Minus zu geraten:
Die Haushalte der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens, Spaniens und Australiens sind bereits heute hoch defizitär. Massive Staatsausgaben durch die Unterstützung von Finanzinstituten und Konjunkturprogramme drohen, die finanzielle Lage vieler Staaten weiter zu verschlechtern. In Verbindung mit den weiter steigenden Ausgaben für Gesundheit und Renten in den Industrieländern geraten Regierungen unter beträchtlichen finanziellen Druck.
- China steht vor einem wirtschaftlichen Abschwung:
Der Verfall der chinesischen Exportwirtschaft hat zu einer substanziellen Abschwächung des Wirtschaftswachstums in China geführt. Ein weiteres Absinken auf geschätzte sechs Prozent oder darunter würde den Druck auf das Finanzsystem erhöhen und könnte soziale Spannungen in China auslösen. Eine solche Entwicklung würde auch jenseits der chinesischen Grenzen spürbar, wenn dort eine ähnliche Wachstumsabschwächung stattfindet.
- Anlagewerte sinken weiter:
Obwohl die Aktienmärkte in sehr kurzer Zeit um durchschnittlich mehr als 50 Prozent nachgegeben haben, scheint der Teufelskreis aus sinkenden Anlagewerten, Abschreibungen, Liquiditätsengpässen von Banken und der anhaltenden Reduzierung des Verschuldungsgrades von Unternehmen (Deleveraging) ungebrochen. Nach den Finanzmärkten sind nun Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie Privathaushalte auf der ganzen Welt davon bedroht. Zudem hat die Kreditkrise zu einer substanziellen Abschwächung der Wirtschaftsaktivität und zunehmenden Kreditausfällen geführt.
- Deflationsrisiko verdrängt Inflationsrisiko:
Unsicherheit im Finanzsektor, sinkende Anlagewerte, schlechte Kreditkonditionen, eine schwache wirtschaftliche Nachfrage und steigende Arbeitslosigkeit könnten eine Deflationsspirale auslösen. Allerdings muss das kurzfristige Deflationsrisiko im Zusammenhang mit dem langfristigen Inflationsrisiko gesehen werden, das durch die Finanzspritzen der Staaten und die dadurch steigende öffentliche Verschuldung verursacht wird.
Langfristige Risiken bleiben bestehen
Der Report mahnt, bei der Bekämpfung der akuten Rezessionsrisiken langfristige Bedrohungen der Weltwirtschaft nicht zu vernachlässigen. Denn die wahrscheinlich größten Risiken liegen in der Vernachlässigung von Infrastrukturinvestitionen, der Abnahme von natürlichen Ressourcen, einschließlich Wasser und Energie, und den Gefahren des Klimawandels. Die Risiken mit den potenziell schwersten Auswirkungen sind chronische und akute Krankheiten sowie Epidemien. Erstmalig in den Report aufgenommen wurde die Gefahr einer fehlenden globalen Risikosteuerung und deren Auswirkungen auf geopolitische, ökonomische und die Umwelt betreffende Risiken.
"Die Finanzkrise zeigt, dass die Abstimmung zwischen Gesetzgebung, Regierungen und Aufsichtsbehörden ungenügend ist", sagt Sven A. Kado, Chairman von Marsh & McLennan Companies Deutschland. "Um die komplexen Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können, benötigen wir ein global koordiniertes Risikomanagement, das langfristig ausgerichtet und kurzfristig handlungsfähig ist."
MMC, ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Beratung und Lösungen für Risikomanagement, Unternehmensstrategie und Personalfragen, ist langjähriger Partner des Weltwirtschaftsforums. Die Tochterfirmen Marsh und Oliver Wyman identifizieren zusammen mit ihren Kunden frühzeitig strategische und operative Risiken, um diesen entgegenzuwirken oder sie durch strategische Überlegungen in Wachstum umzusetzen.
Über den Global Risks Report
Das Weltwirtschaftsforum ist eine unabhängige internationale Organisation mit Sitz in Genf. Sein jährlich erscheinender Risikoreport Global Risks ist in Zusammenarbeit mit der Citigroup, Marsh & McLennan Companies (MMC), Swiss Re, dem Wharton School Risk Center und Zurich Financial Services entstanden. Er hebt zentrale Risiken hervor, auf die sich Verantwortliche aus Wirtschaft und Politik beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums, das Ende Januar in Davos stattfindet, in ihren Gesprächen konzentrieren werden. Der Report entsteht aus einer qualitativen Analyse der globalen Risiken in Verbindung mit Workshops und dem Input von Wirtschaftsführern und Experten auf der ganzen Welt.
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