Höchste Zeit, über Nykturie zu sprechen
Barcelona, Spanien, April 19, 2010 (ots/PRNewswire)
Die heute im Rahmen des Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) in Barcelona erörterten Studienergebnisse bestätigen den Zusammenhang zwischen Nykturie und einem erhöhten Sturz- und Mortalitätsrisiko.
Eine in Japan durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Studie von Nakagawa et al kam zu dem Ergebnis, dass Erwachsene, die an Nykturie (mehr als zweimaliges Harnlassen pro Nacht) leiden, ein signifikant höheres Mortalitätsrisiko im Vergleich zu Erwachsenen ohne Nykturie aufweisen - und dies sogar unter entsprechender Berücksichtigung anderer ausschlaggebender Faktoren (z. B. Alter, Geschlecht, physiologische Bedingungen).[1]
Zudem zeigte eine populationsbezogene Studie von Parsons et al an 5.872 Männern im Alter von mindestens 65 Jahren, dass sich das Risiko, mindestens zwei Stürze zu erleiden, bei Erwachsenen mit mässigen bis schweren Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS - Lower Urinary Tract Symptoms) im Vergleich zu Personen mit schwachen LUTS signifikant erhöht.
Erwachsene, die 2 bis 3 Mal pro Nacht aufgrund des Drangs zur Harnentleerung aufwachen, sind um 21 % mehr gefährdet, mindestens zwei Mal zu stürzen, während sich das Risiko bei Erwachsenen, die 4 bis 5 Mal zum Harnlassen aufwachen, auf 63 % erhöht.[2] Nykturie zählt zu den Symptomen des unteren Harntraktes, die am stärksten mit Stürzen assoziiert wurden.
"Diese Studien haben entscheidende neue Einblicke in die Nykturie geliefert - insbesondere, dass es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung handelt, die nicht als Gewohnheit abgetan werden darf. Es ist höchste Zeit, dass die Akteure im Gesundheitswesen und die Öffentlichkeit dem Thema Nykturie entsprechende Aufmerksamkeit entgegenbringen", so Dr. Raymond Rosen von den New England Research Institutes, USA.
Verschiedene Studien haben belegt, dass die Prävalenz für Erwachsene zwischen 40 und 59 Jahren mit Verdacht auf Nykturie bei 20% liegt.[3,4,5] Bei über 60-Jährigen erhöht sich die Prävalenz auf ca. 35 %.[3] Nykturie unterbricht den Schlaf wiederholt und wird mit mehreren negativen Auswirkungen, u. a. einer signifikanten Beeinträchtigung der Lebensqualität und erhöhter Morbidität, assoziiert.[6] Schlafunterbrechungen aufgrund von Nykturie beeinträchtigen nicht nur die Patienten und ihre Partner, sondern können sich auch in Form einer verminderten Produktivität und Leistungsfähigkeit im Beruf auf die Gesellschaft insgesamt auswirken.[7,8,9]
"Die Tatsache, dass dem Thema Nykturie zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird und man zuwenig über diese Krankheit weiss, lässt dieses ernste Gesundheitsproblem oft unerkannt oder führt zu einer unzureichenden bzw. falschen Behandlung", so Prof. Philip Van Kerrebroeck von der Universitätsklinik Maastricht (Niederlande).
"In vielen Fällen wird das Problem fälschlicherweise als Blasen- oder Prostataleiden abgetan, während es sich bei Nykturie in Wahrheit um eine Nierenerkrankung handeln kann. Wir müssen uns dem Problem in zweierlei Hinsicht nähern. Ärzte müssen in der Lage sein, die Anzeichen und Symptome der Erkrankung richtig zu erkennen und zu behandeln, während Patienten ihrerseits die Symptome ebenfalls wahrnehmen müssen, damit sie bei den ersten Bedenken einen Arzt aufsuchen. Die Patienten müssen unbedingt darüber aufgeklärt sein, dass ihr Zustand behandelbar ist und sie nicht im Stillen leiden müssen."
Weitere Forschungsstudien werden erforderlich sein, um herauszufinden, ob eine angemessene Behandlung von Nykturie den Zusammenhang zwischen der Erkrankung und anderen chronischen Leiden vermindern kann.
Um die Öffentlichkeit für Nykturie als eigenständige Krankheit zu sensibilisieren, wurde sie vor kurzem in die offiziellen EAU-Richtlinien aufgenommen. Das neue Kapitel über nicht-neurogene Symptome des unteren Harntraktes (LUTS), zu denen auch Nykturie zählt, enthält Informationen über verschiedenste Behandlungsoptionen für LUTS, u. a. Alpha-Blocker und 5-Alpha-Reduktasehemmer. Das Kapitel weist zudem auf die Rolle von Desmopressin als einziges spezifisches Arzneimittel für Nykturie und ihre Hauptursache nächtliche Polyurie hin und spricht sich für eine Empfehlung der Klasse 1 Grad A aus.[10]
Informationen zu den Studien
"Association between nocturia and mortality in a community-dwelling elderly population aged 70 years and over: results of a 3-year prospective cohort study in Japan" (Nakagawa et al)
Die Autoren führten im Jahr 2003 eine umfassende geriatrische Beurteilung aller Einwohner im Alter von mindestens 70 Jahren in einem Stadtteil im Norden Japans durch. Die populationsbezogene Studie im Querschnittsdesign wurde anhand einer umfassenden Befragung zur Gesundheit eines jeden Teilnehmers durchgeführt. Die Mortalität im Laufe des Zeitraums von 3 Jahren wurde anhand von Daten des nationalen Gesundheitsversicherungssystems untersucht. Unterschiede bei der Überlebensrate geschichtet nach Vorhandensein/Nichtvorhandensein von Nykturie (mindestens zweimaliges Harnlassen/Nacht) wurden mit Kaplan-Meier-Kurven evaluiert und die statistische Signifikanz mit dem Log-Rank-Test berechnet. Das Mortalitätsrisiko mit bzw. ohne Nykturie wurde anhand eines zeitabhängigen multivariaten Cox-Modells verglichen.
"Lower urinary tract symptoms increase the risk of falls in older men"
(Parsons et al)
Die Autoren untersuchten 5.872 Teilnehmer im Rahmen der Studie "Osteoporotic Fractures in Men", einer prospektiven Kohortenstudie zu Sturzanfälligkeit und osteoporotischen Frakturen unter selbstständig lebenden Männern im Alter von mindestens 65 Jahren. Primäres Zielkriterium war die einjährige kumulative Sturzinzidenz bei Männern mit mässigen bzw. schweren LUTS im Vergleich zu leichten LUTS zu Studienbeginn (Baseline), gemessen nach dem Symptom-Index der American Urological Association. Es wurden Poisson-Regressionsmodelle verwendet und mehrere Variablen als mögliche Störfaktoren in Betracht gezogen.
2-3 Harnentleerungen 4-5 Harnentleerungen /Nacht /Nacht Relative Anfälligkeit für mindestens 1 Sturz 11 % 33 % (RR 1.11, (RR 1.33, 95% CI, 1.01-1.22) CI 1.15-1.53) Relative Anfälligkeit für mindestens 2 Stürze 21 % 63 % (RR 1.21, (RR 1.63, CI, 1.05-1.40) CI, 1.31-2.02) Quellenangabe [1] Nakagawa et al. J Urol 2009;181(Suppl):8 [2] Parsons et al. BJU Int 2009;104:63-68 [3] Irwin DE, Milsom I, Hunskaar S et al. Population-based survey of urinary incontinence, overactive bladder, and other lower urinary tract symptoms in five countries: results of the EPIC study. Eur Urol 2006; 50:1306-1315 [4] Yoshimura K, Terada N, Matsui Y, Terai A, Kinukawa N, Arai Y. Prevalence of and risk factors for nocturia: Analysis of a health screening program. Int J Urol 2004;11: 282-287 [5] Brieger GM, Yip SK, Hin LY, Chung TK. The prevalence of urinary dysfunction in Hong Kong Chinese women. Obstet Gynecol 1996; 88: 1041-1044 [6] Asplund R. Nocturia in relation to sleep, somatic diseases and medical treatment in the elderly 5. BJU Int 2002; 90: 533-536 [7] Bolge SC, Doan JF, Kannan H, Baran RW. Association of insomnia with quality of life, work productivity, and activity impairment. Qual Life Res 2009; 18: 415-422 [8] Bolge SC, Balkrishnan R, Kannan H, Seal B, Drake CL. Burden associated with chronic sleep maintenance insomnia characterized by nighttime awakenings among women with menopausal symptoms. Menopause 2010; 17: 80-86 [9] Kobelt G. Health-economic issues in nocturia. BJU Int 1999; 84 Suppl 1: 29-32 [10] Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Urologie - Ausgabe 2010
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