Lohnrunde 2016/2017: Angestellte Schweiz fordern mindestens 0,5 Prozent mehr Lohn
3 Dokumente
- BAKBASEL_LageundPrognoseMEM-Industrie_2016-07_web.pdf
PDF - 289 kB - AngestellteSchweiz_Infografik.pdf
PDF - 156 kB - BAKBASEL_LageundPrognose_Chemie-Pharma_2016-07_web.pdf
PDF - 346 kB
Zürich (ots)
Die Industrie erholt sich allmählich vom Frankenschock und die Produktivität in den Unternehmen steigt. Deshalb müssen auch die Löhne steigen.
Forderungen an die Arbeitgeber
"Der weltwirtschaftlichen Risiken für die Konjunktur zum Trotz (etwa die Folgen des Brexit) gibt es keine Gründe, die gegen eine angemessene Erhöhung der Angestellten-löhne im Jahr 2017 sprechen", sagt Stefan Studer, Geschäftsführer der Angestellten Schweiz. Der Verband fordert für die Fokus-Branchen MEM-Industrie und chemische Industrie 0,5 bis 0,8 Prozent mehr Lohn, für die Pharmaindustrie, die weiterhin über-durchschnittlich gut unterwegs ist, mindestens 1 Prozent. Bei seinen Forderungen stüt-zen sich die Angestellten Schweiz u.a. auf Branchenprognosen der BAK Basel Econo-mics AG.
MEM-Industrie
Nachdem die Branche die Hauptlast des Frankenschocks absorbiert und durch teils schmerzhafte Anpassungsprozesse ihre Wettbewerbsfähigkeit gesteigert hat, dürfte sie im Jahr 2016 auf die Erfolgsspur zurückkehren. Die Stundenproduktivität wird 2017 in allen Subbranchen steigen. Davon sollen auch die Angestellten profitieren. Es muss die Regel gelten: Je höher die Produktivität in einer Branche ist, desto höher liegt das Lohn-niveau.
Viele MEM-Betriebe setzen sich intensiv damit auseinander, die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung auszuloten und für sich zu nutzen. Gerade die Industrie 4.0 ist auf spezialisierte Fachkräfte angewiesen. Angesichts der weiterhin offenen Frage, wie die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt werden soll, bleibt die Lage in diesem Seg-ment des Arbeitsmarktes angespannt. Allein das Gesetz von Angebot und Nachfrage spricht dafür, die Löhne zu erhöhen.
Chemie
Die starke internationale Konkurrenz und der anhaltende Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken haben der Branche in der Vergangenheit zugesetzt. Nichtsdestot-rotz dürfte auch in dieser Branche die Produktivität gesteigert und damit die Wettbe-werbsfähigkeit erhöht werden. Dies ist auch ein Verdienst der Mitarbeitenden.
Pharma
Im Vergleich der Branchen generiert die Pharmaindustrie weiterhin eine überdurch-schnittliche Bruttowertschöpfung und bleibt damit das Zugpferd der Wirtschaft. Sie pro-fitiert von der weltweit stabilen Nachfrage - insbesondere aufgrund des zunehmenden Wohlstands und des demografischen Wandels. Die Beschäftigung in der Branche wird weiter wachsen. Dies führt zu einem verschärften Wettbewerb um die Talente. Wie in der MEM-Industrie muss sich dies bei der Lohnentwicklung niederschlagen. Lohndumping ist unfair
Seit der Finanzkrise 2008 sind in der Industrie rund 40 000 Stellen verloren gegangen. Deshalb hat der Erhalt der Arbeitsplätze für die Angestellten Schweiz weiterhin oberste Priorität. Der Verband fordert keine flächendeckenden Lohnerhöhungen. Vielmehr sol-len die Löhne in den einzelnen Betrieben entsprechend ihrer Situation ausgehandelt werden.
Die Arbeitgeber sind dazu angehalten, den freien Personenverkehr nicht dazu zu miss-brauchen, die Löhne schleichend zu senken - gerade bei Berufseinsteigern. Lohndum-ping ist nicht nur unfair, sondern schadet dem Arbeitsklima und schwächt das Lohnni-veau derjenigen, die nicht einem Mindestlohnregime unterliegen. Davon betroffen ist insbesondere der Schweizer Mittelstand. "Eigentlich wissen die Unternehmer ganz genau, dass die komplexen Herausforderun-gen und die Chancen der Industrie 4.0 nur mit motivierten und flexiblen Angestellten gemeistert werden können", sagt Stefan Studer. "Deshalb gilt es, in die Angestellten zu investieren - einerseits in Form fairer und angemessener Löhne, andererseits in Form gezielter Bildungsmassnahmen." Die digitale Zukunft ist für die Arbeitnehmer eine gros-se Herausforderung, aber auch für die Unternehmen. Mehr gesellschaftliche Verant-wortung der Arbeitgeber ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass der Wandel gelingt.
Forderungen an die Angestellten
Die Arbeitswelt verändert sich laufend und immer schneller. Ein Schlüssel für den län-gerfristigen Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit und des Lohnniveaus liegt in der steten Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen. Die Verantwortung dafür trägt nicht nur der Arbeitgeber, sondern ebenso jeder Angestellte selbst. Die Angestellten Schweiz un-terstützen ihre Mitglieder mit Beratung (s. dazu die angehängte Infografik) und Bil-dungsangeboten.
Forderungen an die Politik
Die Industrie 4.0 ist durch den Staat, die Politik und die Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-verbände mit geeigneten Mitteln zu fördern. Dabei denken die Angestellten Schweiz nicht an eine Industriepolitik im herkömmlichen Sinne, sondern an gute Rahmenbedin-gungen, Leitplanken, Informationskampagnen oder Koordinationsaufgaben. Das Bil-dungssystem muss im Hinblick auf die Herausforderungen der Industrie 4.0 angepasst und weiterentwickelt werden.
Die Branchenprognosen von BAK Basel Economics AG finden Sie auf www.angestellte.ch
Kontakt:
Stefan Studer, Geschäftsführer Angestellte Schweiz, 044 360 11 41,
079 621 08 19
Virginie Jaquet, Kommunikation Angestellte Schweiz, 044 360 11 43,
079 385 47 35
Die Angestellten Schweiz sind seit bald 100 Jahren die Stimme der
Angestellten aus dem Mittelstand und vertreten deren Interessen in
der Politik wie in Unternehmen.
Der Verband setzt sich sozialpartnerschaftlich, konstruktiv und
zuverlässig für gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und sichere
Arbeitsplätze ein - zum Wohl von Gesell-schaft und Wirtschaft.
Ihren Mitgliedern bieten die Angestellten Schweiz zudem ein
umfassendes, auf persön-liche Bedürfnisse angepasstes Angebot an
Weiterbildungen, Beratungen, Dienstleis-tungen und Informationen -
für das persönliche Weiterkommen jedes Einzelnen.
Weitere Informationen unter www.angestellte.ch