CSI Christian Solidarity International
CSI-Jahrestagung 2021
Grosses Leiden in Syrien, Nigeria und Myanmar: Doch die Hoffnung bleibt
Binz bei Maur (ots)
In Zürich und Lausanne ging dieses Wochenende die CSI-Jahrestagung mit eindrücklichen Referaten über die Bühne. Der syrische Projektpartner Dr. Nabil Antaki machte sich für ein Ende der verheerenden Wirtschaftssanktionen gegen sein Land stark. Der gebürtige Nigerianer Franklyne Ogbunwezeh berichtete über das immense Leiden und die Angst der Christen in seiner Heimat. Grosse Not herrscht auch bei den Christen in Myanmar, wie die Projektleiterin für Myanmar darlegte.
Insgesamt rund 160 interessierte CSI-Unterstützer fanden sich dieses Wochenende unter Einhaltung der geltenden COVID-19-Regeln in Zürich und in Lausanne ein, um dem CSI-Tag beizuwohnen. "Ihre Anwesenheit ermutigt uns", begrüsste Geschäftsführer Dr. John Eibner die Besucherinnen und Besucher. Eibner erklärte ferner, dass der Einsatz von CSI in einer Welt zunehmender religiöser Intoleranz und drohenden Genoziden mehr denn je nötig sei. "Unsere Hilfe kommt allen Menschen zugute, unabhängig ihrer Religion."
CSI-Stiftungsratspräsident Peter Märki rückte die Hoffnung ins Zentrum. "Wir alle brauchen Hoffnung." Es gäbe Stimmen, welche den Menschen diese Hoffnung nehmen wollten. Die Welt sei böse, man solle doch Realist sein. "Mit Gottvertrauen können wir aber auch unter widrigsten Umständen an der Hoffnung festhalten." Gerade bedrängte Christen seien Hoffnungsträger und könnten andere mit ihrem starken Glauben anstecken, so Märki.
Syrien: Menschen im Würgegriff des Wirtschaftsembargos
Der syrische Christ Nabil Antaki reiste aus Aleppo an, der zweitgrössten Stadt Syriens. Antaki betonte, dass seine Heimat ein Land der Gastfreundschaft sei. Wir haben in der Vergangenheit Armenier, Assyrer oder auch Palästinenser aufgenommen."
Ferner erinnerte Antaki daran, dass Syrien ein säkularer Staat sei, in dem alle Religionen respektiert würden, und in dem bis vor dem Krieg Stabilität herrschte. Doch nach zehn Jahren Krieg sei das Leiden der einheimischen Bevölkerung unermesslich: "Der Krieg hat mehr als 450'000 Menschenleben gefordert und insgesamt 13 Millionen Bewohner entwurzelt. Die Zahl der Christen in Syrien schrumpfte von zwei Millionen auf etwa 500'000."
"48 Stunden warten für 20 Liter Benzin"
Zwar herrsche seit März 2020 ein Waffenstillstand. Doch die Syrer leiden unter der "katastrophalen Wirtschaftslage". "82,5 Prozent der Familien leben unter der Armutsgrenze", betont Antaki. Es schmerzt ihn sehr, dass die vom Krieg gebeutelten Syrer nun unter der Last des vom Westen verhängten Wirtschaftsembargos ächzen. Diese Sanktionen verschlimmern den Hunger in der Bevölkerung und führen auch zu mehr Analphabetismus, weil kein Geld für den Wiederaufbau von zerstörten Schulen vorhanden sei. "Zudem beeinträchtigen sie die Beschaffung von lebenswichtigen Arzneimitteln wie Krebsmedikamente", fügte Antaki an. Beklemmend sei auch die mangelnde Energieversorgung, eine weitere Folge der Sanktionen: "Um 20 Liter Benzin tanken zu können, müssen wir durchschnittlich 48 Stunden warten.Ausserdem würden die USA und Europa durch die Sanktionen das Gegenteil bewirken von dem, was sie sich erhoffen: "Die Sanktionen stärken die Regime, die sie schwächen sollten, indem sie sie zum alleinigen Versorger einer verzweifelten Bevölkerung machen, die nur an ihr tägliches Auskommen denken kann." Zu guter Letzt fördert das Embargo die Migration aus Syrien. "Ihr Europäer wollt nicht noch mehr syrische Flüchtlinge? Dann setzen Sie sich dafür ein, dass die Sanktionen aufgehoben werden", so sein flammender Appell.
Nabil Antaki und seine Frau Leyla gründeten 2012 den Verein "Die Blauen Maristen". Zusammen mit etwa 100 Freiwilligen setzen sie sich dafür ein, durch humanitäre Hilfe das Leiden ihrer Landsleute zu lindern und durch nachhaltige Projekte Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben. Obwohl Nabil und Leyla jederzeit ins Ausland emigrieren könnten (beide besitzen auch die kanadische Staatsbürgerschaft), wollen sie in Syrien bleiben, um ihren Landsleuten beizustehen.
Nigeria/ Subsahara-Afrika: Hoffnungsvolle Christen trotz zunehmender Verfolgung
Dr. Franklyne Ogbunwezeh leitet bei CSI die Genozid-Prävention für Afrika südlich der Sahara. Der gebürtige Nigerianer erklärte, dass das Christentum in Afrika sehr lebendig sei: "Während das Christentum im Westen zurückgeht, wächst es in Afrika.". Doch wegen der Terrororganisationen Boko Haram, ISWAP (Islamic State West African Province) und den Fulani-Islamisten, welche zusammenspannen würden, seien die Christen starker Verfolgung ausgesetzt. Bei seinem diesjährigen Aufenthalt in Nigeria musste Ogbunwezeh zudem eine neue Erfahrung machen. "Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich in meinem Heimatland unsicher. Es herrscht ein Klima der Angst." Die angespannte Sicherheitslage habe sich in den letzten Jahren nochmals verschlechtert. Die unzähligen tödlichen Übergriffe der Fulani-Extremisten auf Christen sowie die Regierung, welche die Täter nicht bestraft, würden die Christen in die Verzweiflung stürzen. "Es gibt einen Plan, Nigeria von den Christen zu säubern", mahnt Ogbunwezeh, der diesbezüglich mit einem persönlichen Schicksal fertig werden muss: Seine Schwester starb bei einem Terror-Anschlag von Boko Haram. Doch der Islamismus breite sich auch in anderen afrikanischen Ländern aus, besonders im Norden von Mosambik.
Bei all den düsteren Aussichten betont Ogbunwezeh, dass in Nigeria die Hoffnung weiterleben würde. "Auch CSI hat vielen Menschen Hoffnung gegeben, die keine mehr hatten", ergänzt er.
Dringende Hilfe für die christliche Karen-Ethnie in Myanmar
Aufgrund von Quarantänebestimmungen in ihrem Land musste die eingeladene Projektpartnerin aus Myanmar, Kakreh Moo (Name geändert) die geplante Reise in die Schweiz absagen. An ihrer Stelle informierte die zuständige CSI-Projektleiterin über die Arbeit vor Ort. Kurz vor Ausbruch der Corona-Krise hatte sie im Januar 2020 das Vertriebenenlager mit rund 2400 mehrheitlich christlichen Flüchtlingen der Karen-Minderheit in Myanmar an der Grenze zu Thailand besucht. Die prekären Zustände dort hatten sie sehr mitgenommen, insbesondere der Umstand, dass die Insassen ständig mit einem Angriff des Militärs rechnen müssen. "Wir sind dankbar, für Menschen aus diesem Lager medizinische Nothilfe leisten zu können." Die Projektleiterin erwähnte dabei das Beispiel einer hochschwangeren Frau, die sich hilflos vor Schmerzen krümmte und dank der Intervention von CSI ins grenznahe Thailand gebracht werden konnte, wodurch sie die Geburt ihres Kindes überlebte.
Ferner unterstützt CSI 20 Kinder aus dem Vertriebenenlager, damit sie in Thailand eine Internatsschule besuchen können. So können wir ihnen eine Zukunft ausserhalb dieses Lagers ermöglichen", erklärte die Projektleiterin. Schliesslich würde die einheimische CSI-Partnerin Kakreh Moo grosse Gefahren in Kauf nehmen, um das Vertriebenenlager regelmässig zu besuchen und den Menschen dort humanitäre hilfe zu bringen.
Seit dem Militärputsch Anfang 2021 hat sich die Lage für die christliche Minderheiten in Myanmar noch einmal verschlimmert, obwohl dieser vor allem politisch motiviert sei. Weit über 10'000 Karen-Christen mussten vor Angriffen der Armee fliehen. Die CSI-Partner vor Ort versorgen über 100 Karen-Flüchtlinge an der östlichen Grenze mit Nahrungsmitteln und Hilfsgütern.
Zugleich habe der Militärputsch dazu geführt, dass sich die buddhistische Mehrheit und Christen nähergekommen seien, vor allem in den Städten, wo sowohl Christen als auch Buddhisten für mehr Demokratie protestiert hätten. Überdies könnten Christen in den urbanen Zentren ihren Glauben ohne Angst ausüben.
Personal und Finanzen von CSI: 17 Mitarbeitende, Lohngleichheit, stabile Spendeneingänge
Der CSI-Finanzverantwortliche Markus Weber gewährte den Besuchern einen Einblick in den Umgang von CSI mit den Spenden. 2020 habe es trotz der Corona-Krise keinen Spendeneinbruch gegeben. Auch dieses Jahr sei man gut unterwegs. Als Personalverantwortlicher gab Weber auch einen Überblick über die CSI-Mitarbeitenden. Aktuell beschäftige CSI acht Frauen und neun Männer mit insgesamt 1470 Stellenprozenten. Es herrsche Lohngleichheit und das Verhältnis zwischen dem tiefsten und dem höchsten Lohn betrage 1:1,8.
Beeindruckte Besucher
Das Publikum zeigten sich vom Gehörten beeindruckt. Gertrud und Ernst Hofer aus Dietikon kommen immer wieder gerne an den CSI-Tag. "Das Schicksal von verfolgten Christen beschäftigt uns sehr. Die Referate wurden lebendig vorgetragen. Vor allem auch bei der Projektleiterin für Myanmar spürten wir, dass sie immer wieder in direktem Kontakt zu verfolgten Christen steht. Interessant, wenn auch betrüblich, war zudem der Beitrag über Nigeria. In den Medien hören und lesen wir selten etwas über das Leiden der nigerianischen Christen."
Benedikt Riegger aus Fribourg kam aufgrund eines Berichts über die Christen im Nahen Osten mit CSI in Berührung. "Der CSI-Tag war bestens organisiert. Die spannenden Referate haben mich sehr angesprochen. Sie erweitern meinen Blick für Menschen, die wegen ihres Glaubens derart leiden müssen. Die Beiträge über Verfolgung, Not und Elend relativieren meine eigenen Probleme. Besonders berührt hat mich auch die Offenheit von Franklyne Ogbunwezeh, als er mit dem Publikum teilte, dass seine Schwester in Nigeria bei einem Anschlag ums Leben kam. Eine solche persönliche Betroffenheit gibt dem Leiden der Christen ein Gesicht.
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