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Bürgel-Studie 2004: Zahlungsmoral deutscher Konsumenten
Vielen Schuldnern droht der Knast

Hamburg (ots)

1.737.059 Millionen Mal mussten Gläubiger in 2004
gegen private Schuldner wegen unbezahlter Rechnungen vorgehen. Das
entspricht einer Zunahme der Eidesstattlichen Versicherungen, der
Haftanordnungen und der Verbraucherinsolvenzen in Deutschland um
insgesamt 3,7 % gegenüber dem Vorjahr (1,67 Mio.). Dabei schneidet
der Osten Deutschlands mit insgesamt +2,7 % deutlich besser ab als
die westdeutschen Bundesländer mit einem Zuwachs der verschuldeten
Privatpersonen um 10,7 %. Damit hat sich zwar insgesamt der Anstieg
gegenüber den Vorjahren etwas verlangsamt - in 2003 lag der Zuwachs
bundesweit noch bei +17,2 %. In einzelnen Bundesländern zieht die
Schuldenspirale jedoch weiterhin deutlich an.
Steil nach oben ging die Entwicklung der harten gerichtlichen
Schuldeneintreibungsmaßnahmen vor allem in Mecklenburg-Vorpommern
(+23,3 %), in Sachsen-Anhalt (+18,3 %) und in Nordrhein-Westfalen (+
15,7 %). Einen deutlich Abwärtstrend verzeichneten dagegen Sachsen
(-8,5 %), Hessen (-7,3 %) und Thüringen (-4,7 %).
Mehr als 1 Million "Offenbarungseide"
Die Zahl der Eidesstattlichen Versicherungen ("Offenbarungseide")
stieg in 2004 gegenüber dem Vorjahr bundesweit um 4,0 % auf 1.083.332
Fälle. In den westlichen Bundesländern mussten die Gerichtsvollzieher
887.001 Mal (+ 3,9 %) gegen säumige Schuldner vorgehen; in den
östlichen Bundesländern lag die Zahl der Fälle bei 196.331,
entsprechend einem Anstieg um +4,4 %. Besonders betroffen von dieser
Maßnahme zur Eintreibung offener Forderungen waren private Schuldner
in Mecklenburg-Vorpommern. Hier stieg die Zahl der Fälle in 2004 um
+27,7 %. Steil nach oben ging es mit +19,3 % auch in
Nordrhein-Westfalen und mit +17,5 % in Sachsen-Anhalt. Wesentlich
seltener als in 2003 mussten Schuldner in Bremen (-12,5 %) und in
Hessen (- 7,6 %) ihre Vermögensverhältnisse offen legen.
Haftanordnungen steigen um 7,8 %
Deutlich zugenommen haben die Fälle, in denen private Schuldner
per Haftanordnung zur Abgabe der Eidesstattlichen Versicherung
gezwungen werden mussten. Bundesweit stieg die Zahl um +7,8 % auf
567.730 Fälle. In den östlichen Bundesländern gab es 2004 eine
Zunahme um +9,3 % auf 83.928 Fälle; in den westlichen Bundesländern
lag der Anstieg bei +7,5 % auf 483.802 Fälle. Auch hier liegen
Sachsen-Anhalt (+32,7%) und Mecklenburg-Vorpommern (+19,4 %) an der
Spitze der Bundesländer. Mit dazu gesellen sich aber auch Bremen und
Bayern, wo sich Schuldner scheinbar besonders hartnäckig weigerten,
den Offenbarungseid gegenüber dem Gerichtsvollzieher zu leisten.
Während die Eidesstattlichen Versicherungen hier um - 12,0 % (Bremen)
bzw. -0,1 % (Bayern) sanken, stieg die Zahl der Haftanordnungen in
Bremen um +23,2 und in Bayern um +19,1 %.
Nur 5 Prozent der gerichtlichen Maßnahmen sind
   Verbraucherinsolvenzen
Immer mehr private Schuldner versuchen durch eine
Verbraucherinsolvenz der Schuldenfalle zu entkommen. 89.107 Verfahren
wurden in 2004 bundesweit in Gang gesetzt. Das entspricht einem
Anstieg um +48,4 % gegenüber dem Vorjahr; im Westen lag er bei +47,1
%, im Osten bei +54,5 %.
Den stärksten Zuwachs verzeichnen Bremen und Brandenburg. Am
geringsten fielen die Zuwächse dagegen in Berlin und im Saarland aus.
Insgesamt beträgt der Anteil der Verbraucherinsolvenzen an der
Gesamtzahl der harten gerichtlichen Maßnahmen gegen private Schuldner
aber nur 5 Prozent und spielt daher hinsichtlich der Bewertung der
Zahlungsmoral nur eine untergeordnete Rolle.
Handel lockt zum 'Kauf auf Pump'
Mangelndes Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge und
schlechtes Finanzmanagement in Familien, bei Selbstständigen und im
Kleingewerbe treiben die Schuldenspirale an. Anschaffungen auf
Kredit- und Ratenzahlungsbasis für Immobilien, Autos, Kleidung oder
Reisen führen zu Belastungen, die die Haushaltskassen überfordern.
Die Hilflosigkeit spüren auch die Schuldnerberatungsstellen, die
immer stärkeren Zulauf von verschuldeten Verbrauchern haben und den
Konsumenten den Umgang mit Geld quasi beibringen müssen.
Eine gewisse Mitverantwortung an der Verschuldenssituation muss
sich auch der Handel zuschreiben lassen, der einerseits Umsatz und
Performance durch den 'Kauf auf Pump' steigern will und muss,
andererseits Bonitätsprüfungen vernachlässigt und insgesamt den
finanziellen Spielraum privater Kunden zu wenig beachtet.  'Heute
kaufen - später zahlen' klingt verlockend, bedeutet aber häufig den
Anfang vom Ende der Liquidität auf beiden Seiten. Die Last der
Forderungsausfällen in Milliardenhöhe tragen alle Unternehmen, vom
Handwerker bis zu Versendern, dem E-Business oder Leasingfirmen und
zunehmend auch den Energieversorgern. Kommt es erst zu gerichtlichen
Maßnahmen, liegt die Ausbeute bei mageren drei Prozent. Nicht zuletzt
zahlen alle Verbraucher die Zeche für die Forderungsausfälle.
(Profi-)Schuldner mit konsequenten Mahnungen 'erziehen'
Der Grund für offene Rechnungen ist nicht selten vorsätzliches
Nichtzahlen. Gerade die Profis unter den Schuldner, die immer wieder
in den Schuldnerlisten auftauchen, warten gern mehrere Mahnungen ab.
Je schleppender aber schriftlich oder telefonisch gemahnt wird, um so
schlechter wird die Zahlungsmoral. Auch hier ist die Gläubigerseite
gefordert. "Unternehmen brauchen ein konsequentes Kredit- und
Forderungsmanagement während der gesamten Kundenbeziehung, um
möglichst wenig Gelegenheit zu geben, Zahlungen herauszuzögern" sagt
Johan Zevenhuizen, Geschäftsführer der Bürgel
Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG. Dazu zählen laufende
Bonitätsprüfungen, feste Limits für die Kreditvergabe sowie die
konsequente Überwachung von Zahlungsfristen- und eingängen. Eine
erhebliche Rolle spielt auch ein stringentes Mahnwesen, dass
Schuldner zur pünktlichen Zahlung erzieht.
Grafiken zur Bürgel-Studie finden Sie unter 
www.buergel.de/presse/presslounge.htm

Pressekontakt:

Iris Stadie
- Pressesprecherin -
BÜRGEL Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG
Gasstraße 18 - 22761 Hamburg
Fon: 040 / 898 03-582
Fax: 040 / 898 03-579
Email: iris.stadie@buergel.de
www.buergel.de

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