Muhammad Yunus erhält in Oslo den Friedensnobelpreis
Köln, Deutschland (ots/PRNewswire)
- "Mit Mikrokrediten die Armut ins Museum verbannen"
Am Sonntag, den 10. Dezember 2006, erhalten Muhammad Yunus und die Institution, die er vor 30 Jahren gegründet hat, in Oslo den Friedensnobelpreis. Der Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesch ist vielen als "Bankier für die Armen" bekannt. Er startete seinen Weg zur Gründung der Grameen Bank im Jahre 1976 mit einem Kredit aus eigener Tasche. Er gab 42 hoffnungslos armen Menschen in Bangladesch einen Kredit von insgesamt 27 US-Dollar, also weniger als 1 Dollar pro Person. Unter ihnen war eine Frau, die Bambushocker herstellte. Sie erzielte damit einen Gewinn von lediglich 2 Pennies pro Tag. Mit dem Kredit von Prof. Yunus war die Frau nunmehr in der Lage, ihr Produkt an den Meistbietenden zu verkaufen und ihr Gewinn schnellte in die Höhe, von zwei Pennies auf 1,25 US-Dollar täglich.
Muhammad Yunus ist gelernter Ökonom und kein Bankier. In den letzten 30 Jahren hat er zahllose Regeln des Bankwesens und anderer Disziplinen gebrochen. Er vergab Kredite an die Armen, nicht die Reichen; an Frauen, nicht an Männer; in kleinen Beträgen, nicht in grossen - und ohne Sicherheiten oder übermässigen Papierkram. Das Friedensnobelpreiskomitee ehrt die Arbeit und die bahnbrechenden Errungenschaften von Muhammad Yunus und seiner Grameen Bank und damit auch all die anderen Pioniere bei der Vergabe von Kleinkrediten an Arme.
Oikocredit ist einer dieser anderen Pioniere und startete wie die Grameen Bank Mitte der 70er Jahre. "Damals begannen Oikocredit und die Grameen Bank mit der grossen Hoffnung, dass wir mit kleinsten Darlehen viele arme Menschen erreichen können. Und genau das ist uns gelungen!", sagte Yunus anlässlich des 30-jährigen Bestehens von Oikocredit im vergangenen Jahr. Die Idee, armen Menschen Darlehen zu gewähren, hat sich als Erfolgsmodell erwiesen. Oikocredit fördert zur Zeit ca. 300 so genannte Mikrofinanzinstitutionen und ist damit weltweit einer der grössten privaten Finanziers in diesem Bereich. Die von Oikocredit geförderten Mikrofinanzinstitutionen (MFI) haben insgesamt ca. 7 Millionen Kunden und Kundinnen. Durch die Kredite von Oikocredit werden ca. 400.000* Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa erreicht. "Unsere Arbeit besteht darin, so gut wie möglich die Lücken zu füllen, die der Markt zwischen gut etablierten MFI und den Institutionen schafft, die unserer Unterstützung am dringendsten bedürfen", sagt der Geschäftsführer von Oikocredit International Tor G. Gull, der an der Feierstunde zur Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo teilnehmen wird.
Letzten Monat traf Tor G. Gull auf dem Global Microcredit Summit 2006 in Halifax (Kanada) über 2.000 Delegierte aus 112 Ländern. Auf diesem Gipfel begannen die Delegierten die Phase II der Kampagne mit zwei neuen Zielen für das Jahr 2015: Erstens 175 Millionen der weltweit ärmsten Familien und damit 875 Millionen Familienmitglieder mit Mikrokrediten zu erreichen und zweitens sicherzustellen, dass 100 Millionen Familien die Einkommensschwelle von 1 US-Dollar pro Tag nehmen, so dass eine halbe Milliarde Menschen aus extremer Armut herauskommt.
"Armut hat keinen Platz in der zivilisierten Gesellschaft. Armut gehört ins Museum", sagt Muhammad Yunus. "Lassen Sie uns daran arbeiten, die Verleihung des Friedensnobelpreises als Anstoss dafür zu nutzen, die Armut ins Museum zu verbannen. Denn dort gehört sie hin", sagt Tor Gull, Geschäftsführer von Oikocredit International.
Oikocredit
Die internationale Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit verfügt über eine mehr als 30-jährige Erfahrung, wirtschaftlich Armen über Investitionen von Einzelpersonen, Kirchen und anderen Institutionen Kredite zugänglich zu machen. Kredite haben sich als ein mächtiges Instrument erwiesen, nicht nur, um armen Menschen zu wirtschaftlicher Eigenständigkeit zu verhelfen und damit für strukturelle Verbesserungen ihrer Lebensgrundlage zu sorgen, sondern auch, um den Kreditnehmern ein besseres Selbstwertgefühl zu geben. Bis Ende November 2006 betrug die Summe der an sog. Mikrofinanzinstitutionen und Genossenschaften sowie kleine und mittlere Unternehmen in Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa gezahlten Gelder insgesamt 200 Millionen Euro. Weiterhin finanziert Oikocredit Initiativen für einen fairen Handel, die weltweit einen angemessenen Markt für Drittwelt-Produkte schaffen. Oikocredit unterhält weltweit in 30 Ländern lokale Vertretungen.
* per 31/12/2005 basierend auf der aktualisierten Zahl von 149 MFIs.
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