Automobilzulieferer im Krisenmodus: COVID-19 ermöglicht 2020 Umsatzeinbrüche von bis zu -24%
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- Globale Lieferanten verzeichnen bereits 2019 einen Umsatzrückgang von 29 Mrd. Euro.
- Schweizer Zulieferer Garrett Motion erreicht erstmals die Top-15 der DACH-Zulieferer.
- Deutsche Zulieferer weiter dominant in der DACH-Region und mit Weltmarktanteil von 25%.
- Krise verschärft kostenstrukturelle Probleme vieler Zulieferunternehmen.
Zürich, 1. September 2020 - Nach Jahren stabilen Wachstums erlebten die globalen Top-Zulieferer für die Automobilbranche 2019 einen Umsatzrückgang um 3%, während die weltweit grössten Autohersteller im gleichen Jahr ihre Umsätze um 3% steigern konnten. Insgesamt setzten die globalen Zulieferer 2019 nur noch 893 Mrd. Euro um, im Vergleich zu 922 Mrd. Euro im Vorjahr 2018, wie die aktuelle Automobilzulieferer-Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigt. Mit Garrett Motion zog erneut auch ein Unternehmen mit Sitz in der Schweiz in das Ranking der Top-15-Lieferanten in der DACH-Region ein. Der heimische Zulieferer erreichte mit einem Umsatz von 2,9 Mrd. Euro (2019) Platz 14. Deutsche Lieferanten sind in der DACH-Region weiterhin führend, dennoch sanken auch ihre Umsätze im vergangenen Jahr und erreichten mit 223 Mrd. Euro nicht das Vorjahresergebnis von 225 Mrd. Euro. Der Weltmarktanteil deutscher Zulieferer erhöhte sich hingegen leicht von 24% (2018) auf 25% - Europa (ohne Deutschland) kommt auf einen Anteil von 18%. Abhängig vom weiteren Verlauf der COVID-19-Krise und ihren Auswirkungen auf den Automotive-Sektor werden für 2020 weitere Umsatzrückgänge für globale Zulieferer zwischen 13% (mildes Szenario) und 24% (schweres Szenario) prognostiziert.
Die aktuelle Krise wirkt wie ein Brennglas für kostenstrukturelle Probleme der Zuliefererindustrie. So sank etwa in Deutschland der Gewinnanteil am Umsatz von 6,3% (2018) auf 2,6% (2019), während andere Regionen im vergangenen Jahr zwar ebenfalls Rückgänge verzeichneten, aber ein höheres Niveau halten konnten (Europa ohne Deutschland: 7,4%; Americas: 5,0%; Asien: 4,8%). Gleichzeitig stieg der Anteil der Herstellungskosten am Umsatz in Europa von 78,9% auf 79,9% (Deutschland: 80,2%). Der Anteil der Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten (VVGK) am Umsatz sank 2019 mit 6,3% auf die niedrigste Zahl im weltweiten Vergleich, wohingegen Deutschland mit 11,4% einen globalen Spitzenwert erreichen konnte.
"Nachdem die Zuliefererindustrie über mehrere Jahre hinweg ein kontinuierliches Wachstum gezeigt hat, wird nun deutlich, wie viele Unternehmen tatsächlich Restrukturierungsbedarf haben - der teilweise bereits einige Jahre überfällig ist. Nun ist umso mehr ein klarer Fokus auf Kostenexzellenz gefragt - einerseits, um die Margen zu steigern, aber andererseits auch, um die in den letzten Jahren rückläufige preisliche Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Zuliefererbranche wieder zu steigern", erläutert Andreas Schlegel, Automobilexperte und Director bei Strategy& Schweiz. In der beigefügten PDF-Datei der Medienmitteilung ist in tabellarischer Form eine Übersicht der Top-15 Automobilzulieferer in der DACH-Region zu sehen.
Trotz der angespannten Kostenstruktur steigerten europäische Zulieferer ihre F&E-Quote (Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Umsatz) weiter. 2016 bis 2019 gaben sie pro Jahr im Schnitt 503 Mrd. Euro für F&E-Projekte aus und investierten damit 4,0% ihres Umsatzes (Deutschland: 5,9%; Americas: 3,0%; Asien 3,9%). Trotz der hohen Investitionen konnten die europäischen Lieferanten ihre Forschungsprojekte allerdings nicht immer in Geschäft übersetzen und verfehlten im letzten Jahr die F&E-bezogenen Umsatzziele.
"Selbstverständlich bleibt Innovation ein zentraler differenzierender Faktor für die Zuliefererbranche, doch sie ist kein Selbstzweck. Unternehmen müssen ihre F&E-Portfolios kritisch auf Umsatzpotenzial prüfen und unnötigen Ballast abwerfen. Ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt, dass in Europa auch bei niedrigeren Ausgaben für Forschung und Entwicklung mehr Marge möglich ist", kommentiert Henning Rennert, Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland.
Die vollständigen Ergebnisse der Automobilzulieferer-Studie finden Sie unter: https://www.strategyand.pwc.com/de/de/studie/2020/zuliefererindustrie.html
Methodik
Für die Studie wurden 83 internationale Top-Zuliefererunternehmen untersucht. In die Analyse flossen die Finanzkennzahlen der Zulieferer ein (Bilanzkennzahlen, GuV-Kennzahlen und weitere Kennzahlen wie die F&E-Quote). Der Betrachtungszeitraum der Studie umfasst die Jahre 2010 bis 2020 mit Fokus auf 2018 und 2019.
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