Neue PwC-Spitalstudie: Die Pandemie hat das Gesundheitswesen stark beansprucht und gleichzeitig dessen Innovationskraft und Flexibilität aufgezeigt
Neue PwC-Spitalstudie: Die Pandemie hat das Gesundheitswesen stark beansprucht und gleichzeitig dessen Innovationskraft und Flexibilität aufgezeigt
- Die PwC-Finanzstudie untersucht die Auswirkungen von COVID-19 auf die finanzielle Gesundheit der Leistungserbringer.
- Corona hat das Gesundheitswesen stark beansprucht: Der pandemiebedingte Schaden 2020 beträgt 1.3 bis 1.5 Mrd. CHF.
- Nur 28% der Akutspitäler weisen 2020 ein positives Jahresergebnis aus.
- Zukünftige Tarifsysteme sollten auch im ambulanten Bereich pauschalieren.
- Leistungserbringer müssen attraktive Mehrleistungskonzepte für zusatzversicherte Patientinnen und Patienten anbieten.
- Die «Patient Empowerment Initiative» will Über- und Fehlbehandlungen reduzieren.
Die Studie «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2020» von PwC Schweiz feiert ihr 10-jähriges Jubiläum. Diese Ausgabe thematisiert die finanziellen, strategischen und operativen Spuren, die COVID-19 bei den Leistungserbringern hinterlassen hat. Fakt ist: Die Pandemie hat das Gesundheitswesen enorm beansprucht.
Schmerzhafter Gesamtschaden
Bedingt durch die Pandemie mussten Schweizer Spitäler und Kliniken im Berichtsjahr 2020 einen finanziellen Gesamtschaden (vor Kantonsbeiträgen) von 1.3 Mrd. CHF bis 1.5 Mrd. CHF hinnehmen. Die Leistungserbringer gerieten ertragsseitig stark unter Druck. Die Akutsomatik verzeichnete durch das Verbot der elektiven Eingriffe im Frühjahr 2020 einen starken Umsatzrückgang. Besonders ausgeprägt war dieser im stationären Bereich mit Umsatzeinbussen gegenüber dem Vorjahr von minus 4.2%. Im ambulanten Bereich fiel der Rückgang mit minus 0.5% deutlich weniger stark aus. In den Psychiatrien lagen die Umsätze nur leicht unter dem Vorjahresniveau, während der Umsatz in der Rehabilitation deutlich zurückging.
Profitabilität eingebrochen
Die EBITDAR-Marge der Akutspitäler fiel gegenüber 7.0% im Vorjahr auf 5.3% in 2020. Damit lag sie deutlich unterhalb des von PwC definierten Mindestwerts von 10% und auf dem tiefsten Stand der letzten fünf Jahre. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den EBITDA-, EBIT- und Reingewinnmargen 2020. Nur 28% der untersuchten Akutspitäler wiesen für 2020 ein positives Jahresergebnis aus; für 2019 waren es noch 60%. COVID-19 hat klargestellt: Finanzielle Zielwerte und eine ausreichende Ertragskraft in normalen Jahren sind zentral, um Reserven für schwierige Jahre aufzubauen und Krisen eigenständig zu meistern. Schweizer Spitäler sollten aus eigener Ertragskraft überlebensfähig sein.
Nachholbedarf in der Digitalisierung
Die Pandemie hat die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens beschleunigt. Mit dem digitalen COVID-Zertifikat hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) wertet die kurzfristig entwickelten digitalen Instrumente zur Pandemiebekämpfung als Quantensprung in der digitalen Transformation der Gesundheitsbranche. Gleichzeitig sieht er grossen Nachholbedarf, etwa beim elektronischen Patientendossier.
Zusatzversicherungsmarkt in Bewegung
Die Leistungsträger müssen zeitnah Mehrleistungskonzepte erarbeiten, um ihre innovativen Leistungen verständlich zu beschreiben. In der Studie spricht Philomena Colatrella, CEO der CSS-Versicherungen, über das Potenzial von flexiblen und dynamischen Versicherungsprodukten mit einem starken Fokus auf die Behandlungsqualität.
Tarifsysteme der Zukunft
Ausgehend von der Historie der Tariflandschaft Schweiz denken die Autoren über das ambulante Tarifsystem der Zukunft nach. Seit einem knappen Jahrzehnt rechnen die Leistungserbringer im stationären Bereich über Fallpauschalen nach «Diagnosis Related Groups» (DRG) ab. Im Interview spricht Dr. med. Simon Hölzer, CEO der SwissDRG AG, der gezielten Weiterentwicklung der DRG-Kataloge ein grosses Entwicklungspotenzial zu. Die Experten sind sich einig, dass ein Tarifsystem der Zukunft Fehlanreize zwischen ambulanten und stationären Eingriffen eliminieren und mit ambulanten Pauschalen die Durchlässigkeit von stationär und ambulant sicherstellen muss.
Eine Initiative im Namen der Betroffenen
Mit der Patient Empowerment Initiative wollen zwei Versicherer und zwei Spitäler einen Meilenstein in Richtung qualitätsorientierter Vergütung setzen. Sie wollen in einem Pilotprojekt einen Anreiz setzen, Patientinnen und Patienten zu befähigen, faktenbasiert und damit gezielter zu entscheiden. Denn der vorherrschende Mengenwettbewerb im Schweizer Gesundheitswesen schafft Fehlanreize, wonach Behandlungsentscheidungen für die Betroffenen nicht immer optimal und im schlimmsten Fall schädlich sind. Das angestrebte Tarifsystem der Patient Empowerment Initiative stellt die Qualität und den Nutzen von Behandlungen ins Zentrum und will Über- oder Fehlversorgung reduzieren. Dabei übernehmen betroffene Personen eine aktivere Rolle in der Entscheidungsfindung ihrer Behandlung.
Über die Studie
Die Studie «Schweizer Spitäler: Einblick in die Finanzen 2020» von PwC Schweiz entstand im September 2021 auf der Basis der Geschäftsberichte von 45 Akutspitälern und 13 Psychiatrien. Für einen vertieften Einblick in die Praxis enthält die Studie diverse Interviews mit Branchenvertretenden und Exkurse zu Spezialthemen.
Download
Die gesamte Studie kann als PDF heruntergeladen werden:
Weitere Publikationen finden Sie unter: www.pwc.ch/gesundheitswesen
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