Medical Research Council (MRC)
Neue Gambia-Studie bestätigt: Routine-Impfung eliminiert praktisch den Haupt-Killer bei kleinen Kindern
London (ots/PRNewswire)
- Seit 2002 keine Fälle von Haemophilus Influenzae Typ B (Hib) Meningitis mehr entdeckt
The Lancet hat heute online eine neue Studie, durchgeführt von einem Team unter der Leitung von Richard Adegbola vom UK Medical Research Council, veröffentlicht; sie zeigt, dass die Routine-Impfung von Kleinkindern gegen H. influenzae Typ b (Hib) - einem Bakterium, das tödliche Krankheiten, wie z.B. Pneumonie und Meningitis verursacht - die Hib-Meningitis in Gambia praktisch eliminiert hat.
Die Gambia-Studie zeigt, dass der Impfstoff hochwirksam ist (94 % Wirksamkeit bei zwei Dosen) und dass die Hib-Impfung selbst bei mittelmässigem Deckungsgrad und unter suboptimalen Bedingungen für alle Kindern nützlich sein kann, weil der Epidemie-Schutz [1] signifikant ist.
"Hunderttausende von kleinen Kindern sterben aufgrund von fehlenden nationalen Hib-Impfungsprogrammen an einer Hib-Krankheit", sagte Dr. Patrick Zuber von der Abteilung "Vaccines and Biologicals" der Weltgesundheitsorganisation (WHO). "Diese Studie beweist, dass eine routinemässige Immunisierung von Kindern in Entwicklungsländern mit dem Hib-Kombi-Impfstoff zweckmässig ist und Leben retten wird - was zu dem Millenium- Entwicklungsziel beiträgt, die Mortalitätsrate der unter 5-Jährigen um zwei Drittel zu reduzieren."
"Was dieses sogar noch bemerkenswerter macht ist die Tatsache, dass die eigentliche Ausrottung der Hib-Krankheit unter weniger als optimalen Verhältnissen erreicht wurde", sagte der leitende Studienautor Dr. Adegbola vom MRC. "Es gab Unterbrechungen bei der Impfversorgung, weniger als 70 % der Kinder erhielten die komplette vorgesehene Immunisierungsbehandlung, und die Impfstoffdosen wurden oft zu spät verabreicht. Dadurch werden die Ergebnisse der Gambia-Studie besonders relevant für Situationen des wahren Lebens in anderen Entwicklungsländern, besonders im Afrika der Sub-Sahara."
Die Studie hat auch gezeigt, dass in Gambia die Anzahl an Hib-Überträgern [2], sowohl geimpfte wie auch ungeimpfte Kinder, auch so gut wie eliminiert wurde. Vor der Impfung waren 12 % der Kinder zwischen ein und zwei Jahren Überträger des infektiösen Bakteriums; jetzt beträgt die Rate weniger als die Hälfte von einem Prozent und ist schwer zu entdecken. Die vernachlässigbare Anzahl Überträger trägt zum Epidemie-Immunitätsschutz bei - ungeimpfte Kinder sind aufgrund der reduzierten Übertragungswahrscheinlichkeit geschützt. Das bedeutet, dass die Routine-Kombi-Impfung gegen Hib ein hochwirksames Mittel zur Prävention von Tod und schwerer Behinderung im Zusammenhang mit der Hib-Krankheit bei kleinen Kindern darstellt.
Die WHO (welche die Gambia-Studie teilweise finanziert hat) schätzt, dass Hib jedes Jahr 400.000-700.000 Todesfälle verursacht - die Mehrzahl dieser Todesfälle tritt in Entwicklungsländern bei Kindern unter fünf Jahren auf. Kinder, welche die Hib-Krankheit überleben, sind oft schwer behindert - bakterielle Meningitis kann permanente Taubheit, Krämpfe oder geistige Behinderung verursachen. Vor der Einführung des nationalen Impfprogramms wies Gambia - wie der Rest der Entwicklungsländer - eine hohe Krankheitsbelastung von Hib auf. Nur 45 % der Kinder in Gambia erholten sich vollständig von der invasiven Hib-Krankheit, und 30 % von denjenigen, die sich Hib-Meningitis zugezogen hatten, starben.
Die Routine-Hib-Impfung wurde 1997 in Gambia als Teil des erweiterten Immunisierungsprogrammes (EPI) eingeführt. Die neue MRC/WHO-Studie bestätigte, dass seit 2002 keine neuen Fälle von invasiver Hib-Krankheit entdeckt wurden. Vor jeglicher Verabreichung des Impfstoffes betrug die jährliche Inzidenz von Hib-Meningitis allein über 200 pro 100.000 Kinder im Alter von unter 12 Monaten und 60 pro 100.000 Kindern jünger als fünf Jahre.
Die Träger der Studie hoffen, dass diese Ergebnisse die Länder im Afrika der Sub-Sahara, die eine Hib-Impfung bisher noch nicht eingeführt haben, veranlassen, dies künftig zu tun. Sie ermutigen auch diejenigen Länder, welche die Impfung bereits eingeführt haben, in ihren Bemühungen fortzufahren.
"Die Ergebnisse der Gambia-Studie sind unglaublich ermutigend, weil sie zeigen, dass eine Eliminierung der Hib-Krankheit erzielt werden kann", sagte Julian Lob-Levyt, Geschäftsführer der "Global Alliance for Vaccines and Immunization" (GAVI). Was jetzt notwendig ist, ist eine dedizierte Anstrengung zur Sicherstellung der schnellen Annahme des nationalen Hib-Immunisierungsprogrammes in allen Entwicklungsländern, damit die Belastung durch Todesfälle und Behinderungen im Zusammenhang mit dieser Krankheit reduziert wird.
Redaktionelle Anmerkungen
Die Gambia-Hib-Impfstudie
Zur Bestimmung der Wirksamkeit des PRP-T- Kombi-Hib-Impfstoff- EPI-Programms wurden in der Studie Beobachtungsdaten aus West-Gambia zusammengetragen, mit Schwerpunkt auf Hib-Meningitis. Die Studie beschäftigte sich primär mit Hib-Meningitis, weil eine Bestimmung der Ursache für Pneumonie viel schwerer ist. Die Studie ermittelte auch die Überträger-Raten von Hib bei einer Auswahl von 1-2-Jährigen, welche in Gesundheitszentren zwecks Impfung behandelt wurden. Die Studie wurde von der WHO und MRC finanziert und von einer breiten Spanne internationaler Partner unterstützt. Die folgenden Institutionen nahmen an der Studie teil oder trugen zu ihr bei: Sibanor WEC Mission Hospital, Gambia; Royal Victoria Teaching Hospital, Banjul, Gambia; MRC Laboratories Hospital; Department of Central Statistics, Banjul, Gambia; Das erweiterte Immunisierungsprogramm (Expanded Programme on Immunization); und die "London School of Hygiene and Tropical Medicine".
Hib-Krankheit
Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ist selber keine Krankheit, aber ein bakterieller Mikroorganismus, der verschiedene schwere, oft lebensbedrohliche Krankheiten bei kleinen Kindern verursacht. Eine Hib-Infektion ist die häufigste Ursache von bakterieller Meningitis (eine Entzündung der Membranen, welche Gehirn und Wirbelsäule schützen), und eine der häufigsten Ursachen von Pneumonie bei Kindern unter fünf Jahren. Es gibt sechs verschiedene Unterarten von H. influenzae (a-f), aber 95 % der Fälle der invasiven Krankheit werden durch Typ b (Hib) verursacht. In den entwickelten Ländern haben die Hib-Impfprogramme alle ausnahmslos diese Krankheit eliminiert; allerdings ist sie noch in Entwicklungsländern häufig und verursacht Hunderttausende von Todesfällen jedes Jahr. Kinder, welche die Hib-Krankheit überleben, können schwere Behinderungen davontragen - bakterielle Meningitis kann permanente Taubheit, Krämpfe oder geistige Behinderung verursachen. Die meisten Fälle der Hib-Krankheit treten bei Kleinkindern zwischen vier und 18 Monaten auf. Die Krankheit entwickelt sich selten bei Kindern im Alter von über sechs Jahren, da sich ab dem Zeitpunkt die natürliche Immunität ausbildet.
Das Medical Research Council (MRC)
Das Medical Research Council (MRC) ist eine nationale Organisation, die vom Steuerzahler in Grossbritannien finanziert wird. Ihr Geschäftsbereich ist die medizinische Forschung mit dem Ziel, die Gesundheit des Menschen zu verbessern; jeder Einzelne ist Nutzniesser der Resultate. Die von ihr unterstützte Forschung und die von ihr ausgebildeten Wissenschaftler erfüllen die Bedürfnisse der Gesundheitsleistungen, der pharmazeutischen Industrie, anderer Unternehmen auf dem Gesundheitssektor und der akademischen Welt. MRC hat Arbeiten finanziert, die zu einigen der bedeutendsten Entdeckungen und Erfolgen in der Medizin in Grossbritannien geführt haben. Ungefähr die Hälfte der Ausgaben von MRC von GBP450 Millionen wurde in ihre 40 Institute, Abteilungen und Zentren investiert. Die verbleibende Hälfte wird für die Finanzierung von Forschungsgeldern und Ausbildungsprämien für Einzelpersonen und Teams in Universitäten und Medizinischen Hochschulen verwendet.
London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM)
Die "London School of Hygiene and Tropical Medicine" ist Europas führende Lehreinrichtung mit dem Spezialgebiet öffentliche Gesundheit. Ihre Mission ist es, durch Streben nach hervorragenden Leistungen in Forschung, Ausbildung von Postdoktoranden und fortgeschrittener Ausbildung im Bereich nationaler und internationaler öffentlicher Gesundheit (Public Health) und Tropenmedizin, sowie durch Informationspolitik und Praxis in diesen Gebieten, zur Verbesserung der weltweiten Gesundheit beizutragen.
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Die Weltgesundheitsorganisation ist die spezialisierte Gesundheitsbehörde der Vereinten Nationen. Sie wurde am 7. April 1948 gegründet. Das Ziel der WHO, wie in ihrer Satzung dargelegt, ist das Erreichen der besten Gesundheit unter allen Völkern der Erde. Gesundheit wird in der Satzung der WHO definiert als Zustand des vollständigen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, und nicht bloss als Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen.
Die "Global Alliance for Vaccines and Immunization" (GAVI) und der
"Vaccine Fund"
Die GAVI Alliance wurde im Jahre 2000 zur Erhöhung der Immunisierungsraten und Reduktion der wachsenden globalen Ungleichheiten bezüglich des Zugangs zu Impfstoffen in den ärmsten Ländern der Welt gegründet. Sie ist eine einzigartige öffentlich-private Partnerschaft zwischen den Regierungen von Industrie- und Entwicklungsländern, UNICEF, WHO, der Weltbank, Nicht-Regierungsorganisationen, Stiftungen, Impfherstellern und öffentlichen Gesundheits-und Forschungsinstitutionen. Dank seiner schnellen, frühen Anfangserfolge und seines funktionierenden privaten und öffentlichen Partnerschaftsmodells hatte sich der GAVI/The Vaccine Fund verpflichtet, bis zum Ende des Jahres 2003 ungefähr 95 % seiner verfügbaren Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Seit 2000 haben GAVI und der Vaccine Fund US$ 429 Millionen an 70 Länder ausgezahlt, wobei mehr als 9 Millionen mehr Kinder mit Basis-Impfstoffen versorgt und fast 50 Millionen mehr Kinder mit neuen Impfstoffen immunisiert werden konnten. Das Ziel des Vaccine Funds ist es, jährlich US$ 400 Millionen von Regierungen und privaten Quellen aufzubringen, um die Verpflichtungen des GAVI gegenüber den 75 ärmsten Ländern in voller Höhe zu finanzieren.
[1] Mitglieder einer Gemeinschaft, die gegenüber einer Krankheit nicht immun sind, sind dennoch vor ihr geschützt, vorausgesetzt, dass eine genügende Anzahl von Leuten in dieser Gemeinde immun ist
[2] Die harmlose Anwesenheit von Bakterien in Nase und Rachenraum von Kindern, die unter Entwicklung von Krankheiten an andere weitergegeben werden können
LONDON, June 29 /PRNewswire/ --
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