Media Service: Heute in der HandelsZeitung vom Mittwoch 15. März 2006: Die CO2-Abgabe spaltet die Wirtschaft: Bundespräsident Leuenberger wirft Economiesuisse Kleinmut vor.
Zürich (ots)
Die Abgabe auf Treibhausgasen entwickelt sich immer mehr zu einem Glaubenskrieg: Während viele Firmen deren Einführung befürworten, stemmen sich Wirtschaftsverbände wie Economiesuisse vehement gegen eine neue Klimasteuer. Im Kern geht es um die Frage, wie die Klimaziele der Schweiz erreicht werden. Bundespräsident Moritz Leuenberger wirft im Interview mit der «HandelsZeitung» Economiesuisse vor, mit ihrem Lobbying gegen die CO2-Abgabe nicht die langfristigen Perspektiven der Schweizer Wirtschaft zu vertreten. «Die Verbandsspitze orientiert sich am Kleinmut jener Unternehmen, welche die Zeichen der Zeit verschlafen haben.» Grosse CO2-Emittenten wie Holcim, Ciba oder Clariant haben sich den Klimazielen längst gestellt: «Sie wissen, dass es wirtschaftlich von Vorteil ist, wenn sie ihren Energieverbrauch reduzieren», sagt Leuenberger. Economiesuisse-Chef Rudolf Ramsauer gibt die Kritik zurück: Die CO2-Abgabe sei nicht notwendig, weil die Berechnungen des Bundesrats zum CO2-Ausstoss von einem viel zu tiefen Erdölpreis ausgingen. Leuenberger sagt, das Klimaziel auf der Basis von 1990 eine Senkung des CO2-Ausstosses von 10% bis 2012 sei mit dem vom Hauseigentümerverband (HEV) vorgeschlagenen Klimarappen auf Brennstoffen nicht zu erreichen. Als Kyoto-Vertragsland wäre die Schweiz verpflichtet, hunderte Millionen Franken zu bezahlen. «Der Bund würde versuchen, die Kosten auf Teile der Wirtschaft zu übertragen», droht Leuenberger. «Kein Grund zur Panik», kontert Ramsauer. Die Klimaziele seien in Reichweite. Davon ist auch der HEV überzeugt: Präsident und FDP-Nationalrat Rudolf Steiner bezieht sich auf eine Studie des Bundesamts für Umwelt (Bafu), wonach der hohe Ölpreis zu einem tieferen Konsum und CO2-Ausstoss führe.
Nähere Auskunft erteilt gerne Martin Spieler, Chefredaktor HandelsZeitung, Zürich