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Handelszeitung

Media Service: Vorabmeldung aus der Handelszeitung vom Mittwoch, 23. Januar 2008

Zürich (ots)

Bundesrätin Leuthard fordert von Firmen und Staaten
neue Formen der Zusammenarbeit
"Die grösste Herausforderung für die Wirtschaft ist es, 
wirtschaftliche ökologische und entwicklungspolitische Interessen in 
ein Gleichgewicht zu bringen", sagt Bundesrätin Doris Leuthard im 
Interview mit der "Handelszeitung". Diese Herausforderungen müssten 
durch bildungspolitische und technische Investitionen angegangen 
werden. "Die Menschen müssen die Folgen ihres Tuns beziehungsweise 
ihres Unterlassens erkennen, und sie müssen die Mittel zur 
Bewältigung der entstehenden Probleme haben." Im Zuge der 
Globalisierung brauche es neue Formen der Zusammenarbeit wischen 
Firmen und Staaten. Probleme müssten über die klassischen Grenzen von
Staaten und Unternehmen hinweg gemeinsam angegangen werden. "Das 
Zählen der Zwerge im eigenen Garten ist passé." Am WEF in Davos wird 
Leuthard nach eigenen Angaben mit Ministern aus Japan, Indien, 
Kanada, Indonesien und den USA zu Gesprächen zusammenkommen. 
Ausserdem werde sie ein Mittagessen für die Handelsminister 
organisieren, um die Doha-Runde zu diskutieren. Weiter sei vorgesehen
in Davos den Freihandelsvertrag mit Kanada zu unterzeichnen, sagt sie
im "Handelszeitung"-Interview.
Die Sorgen der Manager
CEO und VR- Präsidenten von Schweizer Firmen orten in den Unruhen 
an den Finanzmärkten, in der Rezession in den USA und in der 
Kreditkrise die grössten Risiken für die Wirtschaft. Dies zeigt eine 
Befragung von 20 CEOs und VR-Präsidenten von Schweizer Börsen- und 
Grossfirmen. Für den Technologieunternehmer André Kuldelski ist klar:
«Die grösste Herausforderung des Jahres ist die wirtschaftliche 
Entwicklung in den USA und deren Auswirkungen auf die Welt.» Diese 
Meinung teilt Alex Widmer, CEO der Bank Julius Bär: «In einigen 
Monaten werden auch die offiziellen Daten bestätigen, dass sich die 
USA schon jetzt in einer Rezession befinden.» In der konjunkturellen 
Abkühlung in den USA sieht auch James Schiro, der CEO des 
Finanzkonzerns Zurich FS, eine grosse Gefahr: «Mit einem möglichen 
Abschwung der US-Wirtschaft als Folge der Turbulenzen an den 
Finanzmärkten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Weltwirtschaft 
in naher Zukunft einem beträchtlichen konjunkturellen Risiko  
ausgesetzt ist.» Für Uwe Krüger, CEO von OC Oerlikon, birgt die 
Umweltbelastung ebenso gravierende Gefahren: «Die grössten 
Herausforderungen entstehen durch die Klimaerwärmung und die 
Notwendigkeit, gleichzeitig deren Auswirkungen zu bewältigen.» 
Risiken ortet Peter Gomez, der Präsident der Swiss  Financial Market 
Services, zusätzlich in der Globalisierung im Spannungsfeld von 
Gewinnmaximierung und gesellschaftlichem Nutzen.
UBS-Kapitalerhöhung ist für EBK-Chef kein Luxus
Damit auch grosse Verluste ohne Systemkrise überstanden werden 
können, fordert der Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission von
den Grossbanken einen hohen Eigenmittelpuffer. "Die UBS hat diesen 
Puffer noch nicht geritzt, man kann aber weitere Turbulenzen nicht 
ausschliessen", sagt der EBK-Chef im Interview mit der 
"Handelszeitung".
Nachdem der Fall Sulzer viel länger gedauert und viel mehr 
gekostet hat als angenommen, gibt sich Zuberbühler diesbezüglich 
vorsichtig: "Wir wagen höchstens die Prognose, dass das 
Verwaltungsverfahren in diesem Jahr abgeschlossen wird. Ein wichtiges
Anliegen ist dem EBK-Direktor schliesslich, dass die Fondsregulierung
so angepasst wird, dass im Massengeschäft eine Entlastung erfolgt.
Nestlé erleidet Rückschlag im Streit um Perrier
Der Nahrungsmittelmulti unterliegt im Konflikt um die Marke 
Perrier. Ein Tribunal in Nîmes gibt der Gemeinde Vergèze Recht, die 
die  Quelle Perrier in «Source Perrier - Les Bouillens» umbenannte. 
Die geografische Verankerung der Marke mit der Ortsbezeichnung Les 
Bouillens setzt Nestlés Eigentumsrechte an der Marke Perrier (Wert 
568 Mio Dollar) aufs Spiel. Das Abfüllen von Perrier anderenorts 
würde unmöglich, ein Verkauf unattraktiv. Nestlé will rekurieren
AFG-Chef Edgar Oehler will 2008 Expansion vorantreiben
Der Bauzulieferer Arbonia Forster (AFG) will den Umsatzanteil von 
Deutschland und der Schweiz im Verhältnis zu allen übrigen Märkten 
auf 50% zu reduzieren. «Wir nähern uns diesem Verhältnis 
zielstrebig», sagt VR-Präsident und CEO Edgar Oehler im Gespräch mit 
der «Handelszeitung». Je nach Division halte AFG nach weiteren 
Akquisitionen Ausschau. Unter anderem sei geplant, das Geschäft mit 
Heizungsradiatoren in Osteuropa und Russland deutlich auszubauen.. 
«Wir werden die Schlagzahl jetzt erhöhen», lässt der Unternehmer 
verlauten. Zur kürzlich akquirierten Slovaktual, dem slovakischen 
Marktführer im Fensterbau, äussert sich Oehler optimistisch. "Die 
Ebit-Marge von Slovaktual liegt im Bereich von10%", sagt der 
Unternehmer. Obwohl die Ebit-Marge der Division Fenster und Türen für
2007 in Folge der Saisonalität höher als 5,2% sein werde, habe der 
Zukauf die Marge nicht verwässert. "Im Gegenteil", betont Oehler.
Cablecom hilft Swisscom: «Auftrennung hemmt Wettbewerb»
Erstmals nimmt Cablecom-Chef Rudolf Fischer zu den Forderungen von
Sunrise, die Swisscom aufzuteilen, Stellung. Sein Verdikt: Die 
Anreize für Investitionen würden damit zerstört. "Die Forderungen der
Sunrise sind viel zu weitgehend und verfrüht", sagt  CEO Ruedi 
Fischer. Eine funktionale Trennung würde «den Infrastrukturwettbewerb
hemmen» und "den Betreibern, die bisher in ihre Netze investiert 
haben, würden die Innovations- und Investitionsanreize genommen." 
Zwar hätten mit einer Auftrennung alle Marktteilnehmer die gleichen 
Langen Spiesse, was etwa Sunrise als Argument ins Feld führt. "Aber 
diese Spiesse sind dann wesentlich kürzer als heute", kritisiert 
Fischer. Für ihn ist es denn auch unverständlich, weshalb nun ein 
neuer langwieriger politischer Prozess angestossen werden sollte. 
Damit sind die Fronten in Sachen Swisscom-Auftrennung im 
Telekommunikationsmarkt gemacht: Sunrise und Orange sind dafür, 
Swisscom und Cablecom dagegen.
Industrie-Chefs sichern sich günstige Beteiligungen
Manche Industrietitel sind jetzt so günstig zu haben, dass auch 
die Chefs zugreifen. Für ganze 2,1 Mio Fr. sicherten sich 
VR-Mitglieder des Chipherstellers Austriamicrosystems (AMS) 
Beteiligungen an ihrem Unternehmen. Zugeschlagen haben auch die Chefs
des Stahlproduzenten Schmolz+Bickenbach: Nicht-exekutive VR erwarben 
Aktien im Gesamtwert von 1 Mio Fr. Die Chefs des Baustoffherstellers 
Sika kauften Aktien für total 111 000 Fr., ebenso die Konzernführung 
des Zementriesen Holcim (180 000 Fr. in Call-Optionen) und des 
Kolbenkompressorherstellers Burckhardt (60000 Fr. in Aktien). Beim 
Werkstoffspezialisten Gurit haben VR-Mitglieder nach dem brutalen 
Kurssturz vergangene Woche reagiert. Sie kauften Aktien für 161000 
Fr.  und spekulieren mit Call-Optionen im Gesamtwert von 127 200 Fr. 
auf einen steigenden Kurs.
Geberit-CEO Albert Baehny sieht Schub beim Auftragseingang im 2. 
Quartal 2008
Der Sanitärtechniker Geberit lanciert derzeit eine Reihe neuer 
Produkte: Zum Beispiel das erste werkzeugfrei einsetzbare 
Installationssystem, hochwertige Design-Betätigungsvorrichtungen für 
Spülkästen und die um neue Produkte erweiterte Dusch-WC-Linie Balena.
Die Nachfrage dürfte entsprechend gross sein - mit kurzfristig 
möglichen negativen Folgen für Geberit. CEO Albert Baehny erwartet, 
dass der Auftragseingang im 1. Quartal 2008 im Vergleich zur 
Vorjahresperiode für die auslaufenden Produkte zurückgehen wird und 
gleichzeitig die Bestellungen für die neuen Produkte erst anlaufen 
werden. Für Geberit bedeutet dies, dass der Schub beim 
Auftragseingang erst im 2. Quartal sichtbar wird.
Die Schweiz braucht dringend neue Hotelbetten
In den Städten Zürich, Genf, Basel, Luzern und Bern werden die 
Hotelbetten knapp. Wegen Vollbelegung müssen Hotels immer öfter 
Besucher abweisen oder in die Agglomerationen umbuchen. Zürich allein
meldet für den November 2007 25 000 Logiernächte mehr als im gleichen
Zeitraum des Vorjahrs. Um dem Ansturm gewachsen zu sein, müsste 
Zürich jährlich 500 bis 700 neue Hotelbetten erhalten, Luzern 
jährlich 250, was einem grossen oder zwei mittelgrossen Hotels 
entspricht. Besonders aktiv ist der französische Hotelkonzern Accor, 
der seine Position in der Schweiz verstärken will. 
Hotelleriesuisse-Präsident Guglielmo Brental mahnt zu Vorsicht. 
Wichtig sei es, dass der Markt nicht unzählige, sondern die richtigen
Hotels zur Verfügung stelle.
HBM BioVentures lässt sich von Markteinbruch nicht beeindrucken
Trotz der massiv verschlechterten Börsenstimmung will sich die HBM
BioVentures in den nächsten Wochen dem Publikum öffnen. "Wir sehen 
keinen Grund, weshalb wir das Projekt, das von langer Hand geplant 
worden ist, nicht durchziehen sollten", erklärt CEO Andreas Wicki 
gegenüber der "Handelszeitung". Dank der defensiven Eigenschaften 
könne die Wagniskapitalgesellschaft mit Fokus auf private und 
kleinere Bio- und Medtechfirmen für die derzeit von vielen 
Marktteilnehmern aufgebauten Cashpositionen eine günstige 
Investmentalternative darstellen.
Lindt&Sprüngli plant keine Übernahmen
Lindt&Sprüngli-Chef Ernst Tanner plant keine Übernahmen, wie er im
Interview mit der Handelszeitung erklärt. Er setzt auf sein 
Geschäftsmodell, das auch in China und Russland zum Erfolg führen 
soll. Wachstumspotenzial sieht er vor allem in den USA und 
Westeuropa. "Wir sind der kleine Genuss, der sich jeder leisten 
kann." Was zur Zeit auf dem Aktienmarkt abgeht, kann er nicht 
nachvollziehen: "Wir sind ein grundsolides Unternehmen, das weltweit 
erfolgreich ist. Wir sind gut finanziert und haben eine 
Eigenkapitalbasis von 60%. Wir sind in den Sog der Panikverkäufe 
gekommen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sich dies bald 
wieder ändern wird."

Kontakt:

Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
Handelszeitung, Zürich
Tel. 043 444 59 00

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