Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom Mittwoch, 12. November 2008:
Zürich (ots)
Emmi-Chef Urs Riedener: "Es ist klar, der Milchpreis muss tiefer sein." Diese Woche starten die Verhandlungen mit den Milchproduzenten über den Milchpreis. Um international erfolgreich zu sein, muss der Milchpreis laut Emmi-Chef Urs Riedener sinken. Riedener will das internationale Geschäft vorantreiben. Die Akquisition der Roth Käserei in den USA steht kurz bevor. "Voraussichtlich Anfang nächsten Jahres werden wir entscheiden. Wir schliessen aber weitere Käufe nicht aus, die unsere Marktposition in den Schlüsselmärkten festigen", sagt er im Interview mit der "Handelszeitung".
Detailhandel: Erste Anzeichen des Abschwungs Jetzt hat die Krise auch den Detailhandel erreicht: Die Kunden greifen weniger häufig zu Premiumwaren und legen stattdessen lieber günstige Billigprodukte in den Einkaufskorb. Migros-Sprecherin Monika Weibel bestätigt gegenüber "Handelszeitung", dass es im Hochpreissegment weniger gut laufe. Darunter fällt beispielsweise die Premiumlinie Sélection. Um sich im Wettbewerb mit Harddiscounter Aldi behaupten zu können, geben Migros und Coop jetzt Gegensteuer. "Wir haben die Preise gerade nochmals gesenkt", erklärt Migros-Sprecherin Martina Bosshard. Das Ziel ist, mit M-Budget mindestens eine "Preisparität" zum Discountwettberb aufrechtzuerhalten. Zudem könnte die M-Budgetlinie jederzeit ausgebaut werden. Ähnliches lässt Coop zu seiner Billiglinie Prix Garantie verlauten. Dass sich die Detailhändler gegen die Rezession wappnen müssen, ist für den Detailhandelsexperte Thomas Hochreutener vom Marktforschungsinstitut IHA-GfK klar, denn: "Ab 2009 dürften gewisse Bereiche von den Einbrüchen betroffen sein." Vor allem Luxussegmente würden getroffen.
Neue Wege: Migros will sich Rechte am Fischfang und an Ernten sichern Um Kosten zu senken, gibt Migros auch intern Gas. Dieter Berninghaus, Leiter des Departements Handel bei Migros, will bei der Beschaffung Kosten sparen: "Es geht nicht an, dass wir auf dem nationalen Markt der zuliefernden Industrie mehr bezahlen müssen als Aldi und Lidl." Bei der Beschaffung wird es laut Berninghaus für Migros daher wichtiger, sich international Rechte am Fischfang und an Ernten zu sichern.
Elektronikhandel: Zuversicht fürs Weihnachtsgeschäft Die führenden Schweizer Anbieter wie Media Markt und Interdiscount sind von den hohen Absatzvolumna positiv überrascht und geben sich für das Weihnachtsgeschäft zuversichtlich. Die Umsätze liegen derzeit auf der Höhe des Vorjahres. Im Unterschied dazu verschlechtert sich im benachbarten Ausland der Verkauf drastisch.
Sunrise: Handyabo ohne neues Handy Die Zahlungen, mit denen Swisscom, Sunrise und Orange neue Kunden ködern, sind bei Rekordwerten von rund 500 Fr. pro Kunde angelangt. Nun lanciert Sunrise ein Abo ohne automatischen Handykauf: Nach Informationen der "Handelszeitung" soll das Abonnement "SIM only" heissen und in den kommenden Tagen vermarktet werden. Kunden können dabei ein Abonnement ohne neues Handy und ohne Vertragsbindung lösen. Es stehen verschiedene Monatsgebühren zwischen 10 und 100 Fr. zur Auswahl. Angepeilt werden damit vor allem auch Geschäftskunden. Der Vorteil gegenüber Prepaid-Angeboten liegt auf der Hand: Der Minutenpreis bei "SIM only" soll nicht höher sein als bei einem anderen Abonnement. Sunrise-Kommunikationschef Dominique Reber möchte zum neuen Angebot keine Stellung nehmen, lässt aber durchblicken, dass sich Sunrise "diesbezüglich Gedanken gemacht" habe.
Strombranche: Über 50 Projekte im Ausland Vor kurzem ist die Rätia Energie in die Schlagzeilen geraten, weil sie in Deutschland in ein Kohlekraftwerk investieren will. Wie eine von der "Handelszeitung" exklusiv publizierte Zusammenstellung zeigt, sind noch viele andere Schweizer Stromfirmen an Projekten im Ausland beteiligt. Unter den rund 50 Vorhaben finden sich Kraftwerke in Spanien und der Tschechischen Republik. Umweltkreise hoffen, dass diese Kapazitäten dereinst dafür sorgen können, dass die Schweiz keine Kernkraftwerke bauen muss, sondern dass sie den Strom durch Importe decken kann. Doch diese Hoffnung ist trügerisch, wie Energieexperte Rainer Bacher erklärt. Die Leitungskapazitäten sind viel zu knapp und es besteht die Gefahr, dass Italien von der Stromversorgung abgeschnitten würde, wenn die Schweiz auf Importe setzt - was die EU kaum akzeptieren würde.
Swiss-Life-CEO Bruno Pfister: Stellenabbau im nächsten Jahr Bruno Pfister, CEO des Schweizer Lebensversicherers, sagt im "Handelszeitung"-Interview, dass Swiss Life im kommenden Jahr Stellen streichen werde. "Auch wenn wir im Kostenmanagement in den letzten Jahren Fortschritte gemacht haben, müssen wir die Effizienz weiter steigern, um die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten", sagt Pfister. Zudem hält es der Konzernchef für "durchaus möglich", dass er keinen Bonus erhält. Der Versicherer hatte letzte Woche eine Gewinnwarnung bekannt gegeben.
Bâloise-CEO Rolf Schäuble: "Kunden schätzen unsere Solidität" Im Interview gegenüber der "Handelszeitung" erklärt Rolf Schäuble, warum die Bâloise besonders in der Lebensversicherungssparte eine starke Zunahme verspürt. "Unsere Kunden schätzen unsere Solidität und unseren guten Ruf", so Schäuble. Im Nichtlebenbereich werden gemäss dem Bâloise-Präsidenten und CEO vor allem die Haft- und Sachversicherungen vermehrt nachgefragt. Neben dem guten Ruf der Bâloise hänge dies auch damit zusammen, dass der Versicherer konkurrenzfähige Produkte verkaufe und der Aussendienst gute Arbeit leiste, so Schäuble. Weiter verrät er, dass vor allem das Osteuropageschäft ein gutes Wachstum verzeichne.
Privatbankier Yves Mirabaud: Verwaltete Vermögen sollen verdoppelt werden Trotz der Finanzkrise will Yves Mirabaud, Exekutiv-Mitglied der Genfer Privatbank Mirabaud, die verwalteten Vermögen im 2. Halbjahr um 1 Mrd Fr. steigern. Die Bank sei eine ruhige Insel inmitten des Sturms, die mehr Kundengelder und Mitarbeiter anziehe. "In den nächsten sechs Monaten werden bei uns rund 25 neue Banker anfangen", so der Privatbank-Partner im Interview. Weiteres Wachstum sieht Mirabaud in Südeuropa - dabei sei das Bankkundegeheimnis genauso wichtig wie die Performance der Bank.
Kooperationen: Wirrwarr auf dem Bankenplatz Schweiz Wer bei seiner Hausbank Produkte kauft, landet oft bei einem anderen Institut. Auf dem Schweizer Finanzplatz gibt es kaum eine Bank, die nicht in einer Partnerschaft verstrickt ist. Pikantes Detail: Teilweise werden die Kooperationspartner verschwiegen, wie beispielsweise die PostFinance gegenüber der "Handelszeitung" bestätigt.
Rainer-Marc Freys Horizon21: Abfluss von Kundengeldern in der Höhe von 350 Mio Dollar Daniel Schweizer, CEO der in die Schlagzeilen geratenen Vermögensverwalterin Horizon21, versichert, das Unternehmen sei ausreichend kapitalisiert. Allerdings befindet sich die von Hedge-Pionier Rainer-Marc Frey gegründete Firma im Umbau: "Wir trennen uns von den Beziehungen zu Intermediärkunden wie etwa dem Wealth Management grosser Banken, auch auf internationaler Ebene", so Schweizer im Interview mit der "Handelszeitung". Betroffen seien externe Kundengelder in der Höhe von 350 Mio Dollar. Ob es bei den nun in Angriff genommen Veränderungen bleibt, lässt Schweizer offen: "Aus unternehmerischer Sicht haben wir jetzt die nötigen Entscheide getroffen. Aber die Zukunft können wir leider nicht vorhersehen - ich hoffe nicht, dass weitere Massnahmen nötig sein werden."
Schweizer Uhrenindustrie trotz der Krise Die Einflüsse der weltweiten Finanzkrise und der sich abzeichnenden Rezession halten sich bisher in Grenzen. Die Verkaufseinbussen in den USA und in Europa werden in Asien ausgeglichen.Aber es gibt Warner. "Arbeiten in der Uhrenindustrie ist wie Velo fahren: Es geht bergauf - und dann eben wieder bergab", sagt Hublot-Geschäftsführer Jean-Claude Biver. Noch zuversichtlich gibt sich Swatch-Group-Konzernleitungspräsident Nick Hayek: "Bei Spitzenmarken wie Omega und Breguet liegt uns weiterhin ein Überhang an Bestellungen vor."
Kontakt:
Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung", Tel. 043 444 59 00.