Media Service: Heute in der Handelszeitung vom Mittwoch, 11. März 2009
Zürich (ots)
Finma-Präsident Eugen Haltiner: "Wir brauchen mehr Personal" Der Nationalrat will die Finma überprüfen. Jetzt fordert deren Präsident massiv mehr Fachmitarbeiter und neue Strukturen. "Es braucht nach den Erfahrungen, die wir in den letzten Monaten gemacht haben, eine organisatorische Überprüfung der Finma", sagt Eugen Haltiner im Interview mit der "Handelszeitung". "In der gegenwärtigen Situation, wo überall Brände lodern, stossen wir mit unserer jetzigen Milizstruktur an die Grenzen des Zumutbaren." Für die anstehenden Aufgaben sei die Finma zu wenig gerüstet. "Jetzt braucht es eine Verstärkung", fordert er. "Wir haben heute einen personellen Unterbestand mit etwa 50 Vakanzen." Auch der VR sei einer kaum vertretbaren Belastung ausgesetzt. "Die Finma-Verwaltungsräte arbeiten nebenamtlich, müssen aber Entscheide von grösster Tragweite fällen." Neu wünscht sich Haltiner wie bei der Nationalbank ein Direktorium, das vollumfänglich für das operative Geschäft zuständig ist. "Der VR wäre lediglich noch Kontrollorgan und könnte anders zusammengesetzt werden." In der bisherigen Struktur lehnt er eine Vertretung seitens Konsumentenschutz oder KMU im VR ab. Trotz Kritik wegen der Bewilligung der UBS-Boni und der Herausgabe von UBS-Kundendaten an die USA sei für ihn ein Rücktritt kein Thema. "Ich trete zurück, wenn mir der Bundesrat das Vertrauen entzieht." Allerdings betont er: "Wir werden künftig keine Kundendaten mehr herausgeben." Für vergleichbare Klagen gegen die CS gebe es keine Anzeichen: "Ich erwarte keine Strafklagen gegen die CS."
UBS-Ehrenpräsident Niklaus Senn: UBS vor der Erholung UBS-Ehrenpräsident Niklaus Senn glaubt an einen Turnaround der Grossbank: "Die UBS wird wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren." Wie lange es daure, hänge vom weiteren Verlauf der Wirtschaftskrise ab. "Ich glaube aber an eine baldige Erholung und denke, dass es 2009/10 mit der UBS sukzessive wieder aufwärts geht", sagt Senn. Die neue Führung sieht er als einen "Glücksfall". Auch aus Sicht von Markus Granziol, Ex-Chef der Investmentbank, "kann der Wechsel nur gut für die Bank sein". Er habe immer argumentiert, dass die UBS an der Spitze mindestens einen international erfahrenen, sehr kompetenten Banker brauche, sagt er im Interview mit der "Handelszeitung".
Industrieexperte Fred Kindle: "Wir stehen vor einer schweren Rezession" "In vergangenen Rezessionen gab es stets zwei, drei positive Elemente, welche die Basis für eine Wirtschaftserholung darstellten - 2002 waren es die Schwellenländer, die stark zulegten. Heute dagegen sind alle positiven Faktoren verblasst", sagt Fred Kindle, bis Februar 2008 CEO des Elektro- und Automationskonzerns ABB und heute Partner beim Private-Equity-Unternehmen Clayton, Dubilier & Rice. "Die einzige Hoffnung ist der Vater Staat", sagt Kindle im "Handelszeitung"-Interview, "und das stimmt mich nachdenklich, denn die öffentliche Hand ist meines Erachtens weder ein guter Investor noch ein guter Unternehmer." Unter dem Strich gehe er davon aus, dass wir "vor einer schweren Rezession stehen, die im Minimalfall zwei bis drei Jahre dauert". Im Grossen und Ganzen sei die Schweizer Industrie gut aufgestellt. "Man hat die Hausaufgaben gemacht - das sehen wir daran, dass Schweizer Firmen im Gegensatz zu manch ausländischen Mitbewerbern heute nicht vor dem Totalabsturz stehen", so Kindle. Dennoch stünden die Firmen vor grossen Herausforderungen. "Nur an der Kostenschraube drehen, reicht nicht." Für 2009 erwartet Kindle grössere M&A-Transaktionen, auch im Industriesektor. Er selber prüft derzeit ebenfalls diverse Projekte, darunter auch in der Schweiz.
Sulzer-Generalversammlung: Rudert Präsident Ulf Berg im Streit mit Renova zurück? Sulzer-Präsident Ulf Bergs Blockade gegen Ex-ABB-CEO Jürgen Dormann, der an der Sulzer-GV vom 8. April kandidieren will, bringt laut Aktienrechtler Peter V. Kunz von der Universität Bern "gar nichts". Dieses "Spiel auf Zeit" habe keinen Zweck, denn die Beteiligungsfirma Renova - sie will Berg abwählen und Dormann zuwählen - kontrolliert nahezu zwei Drittel von Sulzer. "Damit kann Renova jederzeit eine ausserordentliche GV verlangen und die Zuwahl traktandieren", erklärt Kunz. Sulzers Verzögerungstaktik führe lediglich dazu, dass die Gesellschaft "für mehrere hunderttausend Franken eine weitere GV finanzieren muss". Zu dieser Einsicht soll in der Zwischenzeit auch der Sulzer-Präsident gelangt sein - es wird kolportiert, dass im Sulzer-VR weiter über die Causa Dormann verhandelt werde; dazu passt, dass Sulzer-Sprecher Thomas Gerlach am Montag verlauten liess, die Zuwahl Dormanns sei "derzeit" kein Thema. Noch kann Berg zurückrudern: Bis am 19. März 2009 kann der VR die Traktandenliste um den Antrag auf die Zuwahl Bergs ergänzen.
Implenia-VR-Präsident Anton Affentranger: "Im laufenden Jahr wollen wir Laxey los werden" Dazu bietet der Baukonzern dem ungeliebten Investor Hand bei der Umplatzierung des Aktienpakets. "Wir haben mit mehreren, mehrheitlich Schweizer Investoren Gespräche geführt", so VR-Präsident Anton Affentranger. Diese seien bereit, Teile des Paketes zu übernehmen, erklärt er im Interview mit der "Handelszeitung". Denn Ziel sei es, Laxey "im laufenden Jahr loszuwerden". In der Schweiz ist Affentranger für das laufende Jahr insgesamt zuversichtlich, verfügt doch Implenia über volle Auftragsbücher. Ins Stocken geraten ist dagegen das Auslandgeschäft. "Wir sind davon ausgegangen, dass wir schneller weiter kommen. Doch die Krise hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Rivella Gelb: Das neue Sojaserum-Getränk muss um seinen Platz im Regal kämpfen Bei Migros wird Rivella Gelb zurzeit sogar weniger verkauft als Rivella Grün. Das haben Recherchen der "Handelszeitung" ergeben. Denner verkauft Rivella Gelb nicht und plant, es auch nicht ins Sortiment zu nehmen. "Heute verfügt Rivella Gelb über eine treue, aber noch kleine Fangemeinde", erklärt CEO Franz Rieder, ohne allerdings Verkaufszahlen zu beziffern. Interesse an der Rivella-Gruppe bekundet die von Nordeck-Gruppe. Sie hat allerdings einen Korb erhalten. Trotzdem ist von Nordeck-CEO Michael Sarp überzeugt: "Am Ende wird Rivella verkauft."
Erfolgsrezepte: Wie KMU die Krise meistern Nicht alle Firmen leiden gleich stark unter der Krise. Viele kleine und mittelgrosse Betriebe haben sich schon beizeiten auf neue Geschäftsfelder ausgerichtet und Erfolgsstrategien entwickelt, die es ihnen nun ermöglichen, in ihren Nischen komfortabel dem Sturm zu trotzen.
Englisch ist out: Neuer Trend zu Deutsch Die Zeiten, in denen Firmenlenker öffentlich das Hohelied auf den "Shareholder-Value" sangen oder "Global Player" sein wollten, neigen sich dem Ende zu. Wenn heute ein Top-Manager das Podium erklimmt, spricht er wieder seine Muttersprache. Englisch gilt als Zeichen des Versagens. Deshalb pauken die Kommunikationsabteilungen derzeit mit ihren englischen Patienten eine wichtige Lektion: No English, please!
Private Banking Special: Kunde muss König sein Die Finanzkrise brachte es gnadenlos ans Licht: Im Zuge falscher Anreizsysteme, Margendruck und Interessenkonflikte geriet der Kunde in der Vermögensverwaltung immer stärker in den Hintergrund. Viele Kunden wurden von ihren Vermögensverwalter getäuscht. "Die Krise hat deutlich gezeigt, wo die Probleme in der Kundenbetreuung liegen", sagt Thomas Pixer, Head Deutschsprachiges Europa, Zentral- und Osteuropa bei Rothschild Private Banking & Trust. Allerdings warnt Pixer vor einer übereilten Kündigung. "Nicht nur die neue Bank muss unter die Lupe genommen werden, sondern auch der neue Kundenberater sollte auf die Probe gestellt werden", so Pixer.
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"Handelszeitung" Zürich.
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