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Handelszeitung

Media Service: Heute in der Handelszeitung vom Mittwoch 6. Mai 2009

Zürich (ots)

Autoindustrie: Konsolidierungswelle wird Schweizer
Zulieferer treffen
Auf Schweizer Autozulieferer kommen grosse Veränderungen zu: Die 
massive Konsolidierung unter den globalen Autokonzernen, die allein 
der Kostensenkung dient, wird dazu führen, dass weniger Zulieferer 
benötigt werden. Aktuelles Beispiel ist die geplante Allianz 
Fiat-Opel-Chrylser. Fiat-Lenker Sergio Marchionne will ab 2010 
erstmals seit den 80er Jahren wieder in den USA produzieren. Der 
Schweizer Zulieferer Georg Fischer, der Fiat auf seiner Kundenliste 
hat, entschied dagegen erst kürzlich, sich aus Nordamerika 
zurückzuziehen. Eine Rückkehr ist für GF-CEO Yves Serra unter den 
derzeitigen Marktbedingungen unvorstellbar - selbst wenn Fiat auf die
räumliche Nähe seiner Zulieferer bestehen sollte, was bei 
Autoherstellern aus logistischen Gründen fast immer der Fall ist. 
"Wir können in solchen Zeiten nicht überall sein."
Chancen sieht der Anlagenbauer Mikron. "Zwar reduziert sich mit der 
Konsolidierung die Vielfalt der eingesetzten Komponenten, die 
Stückzahlen erhöhen sich aber", sagt Sprecher Patrick Brisset. Für 
Mikron könne dies eine Chance darstellen, wenn Zulieferbetriebe 
weitere oder neue Anlagen bestellten. Auch Rieter will im Spiel 
bleiben. "Wir können einen allfälligen neuen Global Player optimal 
unterstützen", sagt Sprecher Peter Grädel. Das muss Rieter auch: Der 
Konzern erzielt mit Fiat, Opel und Chrysler über 10% seines Umsatzes.
Swiss-Life-Bruno Pfister: "AWD-Kauf war richtig und sinnvoll"
Trotz des erneut schwachen Ergebnisses von AWD, hält Swiss-Life-CEO 
Bruno Pfister am deutschen Finanzvertrieb fest. "Die Übernahme sei 
strategisch richtig und sinnvoll gewesen", sagt er im 
"Handelszeitung"-Interview. Zudem ist der Schweizer Lebensversicherer
im Gespräch mit Käufern für die MLP-Aktien.
Bâloise: Der Weg nach Deutschland ist in einer Sackgasse
Die deutsche Signal Iduna bezeichnet ihre 5,18%-Beteiligung an der 
Bâloise-Holding als rein "finanzielles Engagement". Fakt ist, 
dahinter steckt wesentlich mehr. Denn aus Managementkreisen der 
deutschen Versicherungsgruppe geht hervor, dass dieser Vorstoss 
strategischer Natur ist. Eine weitere Erhöhung ist nicht 
auszuschliessen, heisst es gegenüber der "Handelszeitung". Die 
"Financial Times Deutschland" rechnet damit, dass Signal Iduna ihr 
Aktienpaket an Bâloise auf 10% erhöht. Damit hätte die deutsche 
Versicherungsgruppe die Möglichkeit, massgeblichen Einfluss auf die 
Unternehmensstrategie der Bâloise auszuüben. Aufgrund der 
Auseinandersetzung zwischen Bâloise und Signal Iduna wird das 
Deutschlandgeschäft für den hiesigen Versicherer immer mehr zur 
Belastung. Daher stellen sich deutsche Versicherungsinsider die 
Frage, ob sich Bâloise nicht von ihrem Deutschlandkurs verabschieden 
müsste.
Bank-Boutiquen: Die Krise beflügelt Top-Banker zum Alleingang
Mike Bär machte es vor, der Ex-Julius-Bär-Mann Beat Wittmann tut es 
ihm gleich: Wie viele Banking-Cracks gründen sie eigene Unternehmen. 
Sie alle wollen vom Vertrauensverlust der Grossbanken profitieren. 
"Die Zeit für etwas Eigenes ist reif. Viele Kunden suchen unabhängige
Assetmanager, die sie beraten, und zwar ohne Verpflichtung gegenüber 
anderen Bereichen, wie dies in grossen Banken meist der Fall ist", 
sagt Beat Wittmann im Gespräch mit der "Handelszeitung". Davon ist 
auch Mike Bär überzeugt: "Plötzlich sind Nischenplayer wie wir 
interessante Adressen."
Interview Stephan Weigelt, Vorsitzender der Geschäftsleitung der 
Bank CA St. Gallen
"Das Geschäft hat sich im 1. Quartal 2009 in etwa gleich entwickelt, 
wie es 2008 geendet hat", sagt Stephan Weigelt, Vorsitzender der 
Geschäftsleitung des Regionalinstituts Bank CA St. Gallen, im 
Interview mit der "Handelszeitung". Die Bank spüre wegen der tiefen 
Leitzinsen einen hohen Druck auf die Zinsmarge. Hinzu kämen 
unverändert tiefe Kommissionserträge. Der Finanzierungsgrad sei mit 
130% aber weiterhin sehr solide, weshalb Weigelt in Zukäufen eine 
Möglichkeit sieht. Nach dem Abwehrkampf gegen die St. Galler 
Kantonalbank 2007 schliesst er aber auch eine Übernahme der Bank 
nicht mehr kategorisch aus. "Die Zeiten können sich ändern, und man 
darf sich keine Möglichkeiten verbauen", so Weigelt.
Solarindustrie: Meyer Burger profitiert von Stützungspaketen
Die weltweiten Konjunkturprogramme sind ein Segen für den 
Sägespezialisten Meyer Burger. "Die Solar- und Alternativenergien 
haben in allen Programmen einen dominanten Stellenwert", sagt CEO 
Peter Pauli im "Handelszeitung"-Interview. Für das laufende 
Geschäftsjahr ist Pauli vorsichtig optimistisch: "Aufgrund der 
relativ unklaren und unvorhersehbaren, kurzfristigen Marktentwicklung
ist eine offizielle Anpassung unserer Jahresziele aktuell nicht 
vorgesehen."
Orange-Chef Andreas Wetter: "Regional unterschiedliche Preise sind
bedenklich"
Andreas Wetter, Chef von Orange Schweiz, hält nichts von regional 
unterschiedlichen Preisen bei der Glasfaser-Technologie. Im Gespräch 
mit der "Handelszeitung" erklärt er: "Angesichts der Erfahrungen im 
Ausland, die zeigen, dass sich Glasfaseranschlüsse in den Haushalten 
zwar rasch verbreiten, die Kunden beim Abonnieren und Nutzen der 
Dienste aber eher zurückhaltend sind, halten wir regional 
unterschiedliche Preise für bedenklich." Dass die Teilnehmer am 
runden Tisch zudem keine Lösung für technische Fragen wie die 
Übergangspunkte von einem Anbieter zum andern gefunden hätten, hemme 
die Entwicklung: "Je mehr Zeit vergeht, bis den Dienstanbietern wie 
Orange ein einheitliches, standardisiertes Zugangsangebot vorliegt, 
desto mehr nützt dies der Swisscom, um ihre Marktdominanz auch im 
Glasfaserbereich zu zementieren." Ohne standardisierte 
Netzzugangsangebote, so Wetter weiter, seien die Dienstanbieter, die 
ein nationales Angebot erbringen wollten, "aus ökonomischen Gründen 
faktisch gezwungen, ihre Dienste über das sich abzeichnende, neue 
Infrastrukturmonopol zu erbringen und so die Swisscom auch in den 
nächsten Jahrzehnten mitzufinanzieren".
Swisslog-CEO Remo Brunschwiler: "Wir sind bis September 
ausgelastet"
Der Logistikkonzern Swisslog ist bis September ausgelastet. Dies sagt
Swisslog-CEO Remo Brunschwiler im Interview mit der "Handelszeitung".
"Sollten wichtige Aufträge ausbleiben, müssten wir Personal 
reduzieren." Doch Swisslog hat dieses Jahr bereits zwei Grossaufträge
an Land gezogen. "Insgesamt erwarten wir bis Ende Jahr maximal fünf 
Grossaufträge." Zum Thema Fusion oder Übernahme sagt er: "Im Moment 
haben wir immer noch relativ wenig Hardware. Deshalb gibt es 
sicherlich Synergien mit Firmen mit Hardware."
Von-Wattenwyl-Gespräche zum Finanzmarkt: SVP sorgt mit Schreiben 
an Bundesrat Hans-Rudolf Merz für Wirbel
Dicke Luft zwischen den Spitzen der Schweizerischen Volkspartei (SVP)
und dem Bundespräsidenten und Finanzminister Hans-Rudolf Merz. Die im
Vorfeld der Von-Wattenwyl-Gespräche zur Gesamtstrategie des Schweizer
Finanzmarkts vom kommenden Freitag verschickten Unterlagen seien 
absolut ungenügend, moniert die SVP in einem Schreiben an Merz. Das 
haben Recherchen der "Handelszeitung" ergeben. Besonders vermisst 
würden eine Gesamtstrategie und eine "klare" Zielsetzung: "Es scheint
kein Konzept vorhanden zu sein, wie der Bundesrat gedenkt, die 
Interessen der Schweiz und insbesondere die Interessen unseres 
Finanzplatzes zu verteidigen", kritisiert die SVP in diesem 
Schreiben. Bis eine solche Strategie vorliege, dürfe der Bundesrat 
keine Zugeständnisse machen, "die den Finanzplatz Schweiz schwächen",
fordert die Partei.
Schwarzarbeit: Schweizer Schattenwirtschaft floriert
Die Firmen arbeiten kurz, und ihre Angestellten schwarz. Diese These 
hat Friedrich Schneider, Schattenwirtschaftsexperte und 
Wirtschaftsprofessor an der Universität Linz, geprüft. Sein Ergebnis:
Die "inoffizielle" Schweizer Wirtschaft, zu der neben der 
Schwarzarbeit auch  kriminelle Aktivitäten gezählt werden, erreicht 
in diesem Jahr ein Volumen von 36,4 Mrd Fr., was 8,3% des 
Bruttoinlandprodukts (BIP) entspricht. Das ist ein Plus von einer 
halben Milliarde Franken gegenüber dem Vorjahr. Für Schneider ist 
klar, dass der Grund für die Zunahme in der Wirtschaftskrise liegt. 
Der Druck auf die Saläre, die Kurzarbeit und die Arbeitslosigkeit 
führten dazu, dass viele Leute nach einem Nebeneinkommen suchen, das 
sie aber nicht deklarieren.
Mehr Schwarzarbeit ist zwar schlecht für den Staat, aber gut für die 
Bau- und Heimwerkermärkte, denn irgendwo müssen sich die 
"Heimlichwerker" schliesslich mit Werkzeugen und Material eindecken. 
"Wir haben ein sehr gutes 1. Quartal gehabt und liegen im Vergleich 
zum Vorjahr klar im Plus", erklärt Andreas Frischknecht, Leiter von 
Coop Bau+Hobby. Ob Coop davon profitiere, dass Kurzarbeiter als 
Heimwerker besonders aktiv werden, lasse sich zwar nicht belegen. 
"Aber ich will nicht ausschliessen, dass es da einen Zusammenhang 
gibt", sagt Frischknecht. Zudem geht er davon aus, dass in 
Krisenzeiten die Leute weniger in die Ferien verreisen und dafür umso
mehr am eigenen Heim herumwerken. Bei Hornbach stellt zwar 
Marketingleiterin Marianne Limacher keinen besonderen Ansturm fest, 
aber sie räumt ein, dass die These "Kurzarbeiter sind die besten 
Heimwerker" durchaus zutreffen könnte.
Gewalt gegen Manager: Verbale Aggressionen nehmen zu
In mehreren Ländern sind Wirtschaftsgrössen roher Gewalt ausgesetzt. 
Schweizer Chefs blieben von tätlichen Angriffen bisher verschont, 
nicht aber von verbalen Attacken. Sie sollten die Warnsignale ernst 
nehmen. Die Finanzbranche und namentlich die oft gescholtene UBS hält
sich mit Äusserungen betreffend Aggressionen zurück: "Zum Thema 
Sicherheit - darunter fällt auch die physische Sicherheit - 
veröffentlichen wir keine Statistiken", hält UBS-Sprecher Dominique 
Gerster fest. Im Gespräch mit betroffenen Finanzmanagern wird 
deutlich, dass es unter der scheinbar ruhigen Oberfläche gewaltig 
brodelt. Der Tenor ist einhellig: Es gibt verbale Aggressionen und 
Übergriffe gegen Finanzmanager; insbesondere deren Frauen haben Angst
vor Anschlägen, und ihre Kinder werden teilweise beschimpft. Die 
anhaltende Medienschelte, die Anfeindungen im Bekanntenkreis, die 
Finanz- oder Stellenprobleme verunsichern und verärgern 
Finanzmanager. Über Attacken und Ängste möchten sie aber lieber nicht
sprechen. Arbeitspsychologen warnen vor einer Zunahme an Bedrohungen 
oder physischer Gewalt am Arbeitsplatz, da immer mehr Jobs wackeln 
und sich der Stress der Angestellten markant erhöht.
Golf: Golfer sind die besseren Manager
Das wird jene Chefs freuen, die ihr Networking vornehmlich auf dem 
Golfplatz betreiben: Golfer sind nämlich die besseren Manager. Das 
jedenfalls behauptet eine Studie der Business School Lausanne. Katrin
Muff (39), die Dekanin eben dieser Kaderschmiede am Lac Léman, hat - 
gestützt auf drei Jahre angewandte Forschung - den Beweis erbracht, 
"dass Golf eine viel versprechende Option für die Entwicklung der 
Leistungsfähigkeit für Manager darstellt". Bei dieser Sportart würden
Fähigkeiten erlangt und ausgebaut, die einem bei der Bewältigung des 
Berufsalltags dienlich seien, behauptet Muff.

Kontakt:

Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung" Zürich
Tel. 043 444 59 00

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