Media Service: Heute in der Handelszeitung vom Mittwoch, 15. Juli 2009
Zürich (ots)
Panalpina-CEO Monika Ribar: "Anwaltskosten könnten höher werden"
Die Chefin des Logistikkonzerns ärgert sich über die unberechenbaren Korruptionsuntersuchungen in den USA. "Dies ist ein Bereich, den wir nicht beeinflussen können", sagt Ribar gegenüber der "Handelszeitung". So würde das US-Departement of Justice Panalpinas Anwälte instruieren, wie diese die Untersuchung zu führen hatten. "Im Moment gehen wir von Rechtskosten in der Grössenordnung von 40 Mio Fr. aus. Allerdings besteht ein Risiko, dass es mehr wird", so Ribar. Die Chefin hofft auf einen Abschluss des laufenden Verfahrens im letzten Quartal 2009. "Vermutlich wird es einen Vergleich geben", sagt sie. Rückstellungen habe das Unternehmen keine gebildet. Des Weiteren sei das Unternehmen daran, die Kosten um rund 130 Mio Fr. zu senken. Entsprechend hat Ribar seit Anfang Jahr rund 10% des Personals abgebaut. "Wir planen keinen weiteren Abbau, aber wir wissen nicht, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird", so die Panalpina-Chefin. Trotz düsteren Aussichten soll Panalpina aber schneller wachsen als der Markt und Übernahmen tätigen. Für diese steht laut Ribar ein dreistelliger Millionenbetrag zur Verfügung.
Looser-CEO Tim Talaat: "Wir sind bereit für Zukäufe"
Laut dem CEO der Industrieholding Looser, Tim Talaat, ist die Firma gut aufgestellt. "Dank der Kapitalerhöhung können wir unsere Schulden verringern und unsere finanzielle Flexibilität erhöhen. Damit sind wir auch bereit für allfällige Arrondierungszukäufe", sagt Talaat gegenüber der "Handelszeitung". In Sachen Zukäufe hat der CEO jedoch noch kein besonderes Objekt ins Auge gefasst. "Wir haben derzeit keine konkreten Projekte in der Pipeline, erhalten jedoch laufend Dossiers zugesandt, die wir prüfen", sagt Talaat. So gäbe es einige Konkurrenten, die in Schwierigkeiten geraten seien oder noch in solche geraten könnten. "Entscheidend ist allerdings, dass wir nicht mehr in die Breite wachsen. Wir wollen keine fünfte Division mehr, sondern die bestehenden Bereiche stärken", so der Looser-CEO. Über den laufenden Geschäftsgang äussert sich der CEO noch verhalten. "Es ist noch etwas zu früh, um über die Resultate im 1. Halbjahr zu sprechen. Grundsätzlich sehen wir aber keine Abschwächung gegenüber dem 1. Quartal." Für das 2. Semester fehle noch die Visibilität, so seien die Geschäfte sehr kurzfristig. "Doch wir haben viele Anfragen, deshalb ist bisher keine Abschwächung in Sicht", sagt Talaat.
Arbeitsmarkt: 80 000 Jobs sind in Gefahr
Die Rezession erfasst die Schweiz mit voller Wucht. Die Arbeitslosenquote steigt nächstes Jahr gemäss Seco-Prognose auf rekordhohe 5,5%, was gegenüber heute einem weiteren Arbeitsplatzabbau von rund 80 000 Stellen entspricht, davon 25 000 in der MEM-Industrie. "Es sind auch noch andere Industriebereiche betroffen, wie die Uhrenindustrie, die chemische Industrie, die Textilindustrie und die Kunststoffindustrie", sagt Arbeitgeberdirektor Thomas Daum gegenüber der "Handelszeitung". Zudem nehme die Arbeitslosigkeit im Dienstleistungsbereich zu, und sie werde in den nächste Monaten auch den binnenwirtschaftlichen Bereich erfassen. Laut dem Direktor des Angestelltenverbandes, Stefan Studer, gibt es für viele kurzarbeitende Firmen noch Spielraum bis Ende Jahr. Doch: "Für diejenigen, die früh mit Kurzarbeit angefangen haben, zum Beispiel in der Textilmaschinenindustrie, könnte es im Herbst zu Problemen kommen."
Jelmoli-CEO und VR-Delegierter Michael Müller: "Es braucht nicht zwei CEOs"
Noch existiert kein Integrationsplan für die neue Immobiliengesellschaft, die aus der Übernahme von Jelmoli durch die SPS entstehen wird. Für den Jelmoli-CEO Michael Müller ist jedoch klar, dass entweder der Chef der Immobiliengesellschaft SPS oder er selber über die Klinge springen muss. "Aber momentan operieren wir noch völlig unabhängig", erklärt Müller gegenüber der "Handelszeitung". So habe man mit der SPS bis anhin nur einen neuen grossen Aktionär erhalten und mehr nicht. Für den weiteren Geschäftsverlauf ist Müller besonders für die Mieterlöse von Jelmoli optimistisch. "Wir rechnen mit einem Mieterlös von 220 Mio Fr. für das Gesamtjahr", sagt er. Für den Detailhandel zeigt er sich dagegen zurückhaltend. "Wir gehen von konservativen Erwartungen aus und rechnen mit einem negativen Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich für das laufende Jahr", sagt Müller.
UBS-Steueraffäre: Experten gehen von akzeptabler Lösung aus
Für Alfred Mettler, Professor für Finanzwesen an der Georgia State University (Atlanta) ist klar: Die UBS, die US-Steuerbehörde und die Schweiz, müssen sich für den Vergleich in der Mitte finden. «Zu erwarten ist, dass ein kleiner Teil der Fälle für den Grossteil der Steuersumme verantwortlich ist, um die gestritten wird», sagt er gegenüber der "Handelszeitung". Bei dieser Gruppe sei nun zu klären, wo es sich um Steuerbetrug handle. In den Augen von Franco Taisch, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Luzern, dürfte der Vergleich die Lieferung von einigen tausend der insgesamt 52 000 Kundendaten umfassen sowie für die UBS eine Strafzahlung im dreistelligen Millionenbereich. Für die UBS wäre damit die leidige Angelegenheit in den USA vom Tisch. Die Verhandlungen sind jedoch eine einzige Gratwanderung, jeder juristische Kniff könnte massive Auswirkungen haben: «Es wäre fatal, wenn Kundendaten ohne hinreichend begründeten Verdacht auf Steuerbetrug ausgeliefert würden», so Sarasin-Analyst Rainer Skierka. Damit wäre der Weg für den automatischen Informationsaustausch mit der EU vorgezeichnet, denn verschiedene EU-Staaten würden laut Skierka auf Gleichbehandlung mit den USA pochen. Alfred Mettler erachtet den Reputationsverlust für die UBS in den USA als nicht so gross. «Darum muss die UBS meiner Meinung nach auch ihr US-Geschäft nicht aufgeben - ausser natürlich, es rentiert nicht mehr.»
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