Media Service: Heute in der «Handelszeitung» vom Mittwoch, 14. Oktober 2009
Zürich (ots)
Gewerbeverband-Chef Hans-Ulrich Bigler: «Null-Lohnrunde soll die Regel sein»
«Die Null-Lohnrunde sollte die Regel sein, ausser bei Erfolgsgeschichten», sagt Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewerbeverbandes (SGV) im Gespräch mit der «Handelszeitung». Kleine und mittlere Unternehmen, die 99,6% der über 320 000 Unternehmen in der Schweiz ausmachen, leiden unter der abgekühlten Binnenkonjunktur. In diesen Betrieben habe das Gürtel-enger-Schnallen Tradition. Immerhin wollen 44% der KMU die Teuerung von rund 0,9% auszugleichen, wie eine Umfrage des Instituts Gfs Zürich ergab. «Nullrunden müssen vor allem in jenen Branchen diskutiert werden, die unter der Rezession gelitten haben», sagt Arbeitgeberdirektor Thomas Daum. Dazu gehören grosse Teile der Exportwirtschaft, allen voran die MEM- und die Uhrenindustrie sowie Transport, Logistik, Tourismus und Gastro. Die generelle Lohnforderung des Gewerkschaftsbundes (SGB) von 1,5 bis 2% sei, so Daum, zu undifferenziert. Vielerorts mehr zu reden als die Lohnprozente machen neue Arbeitsmodelle, um Personalkosten zu sparen. Nach den Industriekonzernen Rieter, Georg Fischer und OC Oerlikon rief auch der IT-Konzern HP zum freiwilligen Lohnverzicht auf. Bei Rieter machen 70% der angefragten Angestellten beim Verzicht mit.
Streit in Deutschland: Bâloise sitzt in einer Sackgasse
Im Streit um die Gruppe Deutscher Ring (DR) zwischen der Bâloise und dem deutschen Versicherer Signal Iduna verhärten sich die Fronten zusehends. Streitpunkt ist nach wie vor die Frage, ob und wie der Deutsche Ring zerschlagen werden sollte. Während Signal Iduna sich bereit erklärt hat, die gesamte Gruppe in ihre Obhut zu nehmen, hält Bâloise weiterhin an den beiden Sparten DR Leben und DR Sach fest. Dabei kam es erst im August zu einem Geheimtreffen zwischen Signal-Iduna-CEO Reinhold Schulte und Bâloise-Verwaltungsratspräsident Rolf Schäuble in Deutschland. Nach dem Gespräch seien sich die Parteien einig geworden, wie mehrere Quellen unabhängig von einander der «Handelszeitung» bestätigen. Doch schon eine Woche später hätten die Schweizer wieder einen Rückzieher gemacht. Die Baustelle in Deutschland hemmt die Pläne von Bâloise, denn der Konzern will zulegen. «Es ist unser klares Ziel, in Deutschland zu wachsen», sagt Bâloise-Finanzchef German Egloff der «Handelszeitung».
Charles-Vögele-CEO André Maeder: Für das Gesamtjahr droht ein Verlust
Wegen Bereinigung des Altwarenlagers wird der Modekonzern Charles Vögele im laufenden Jahr wohl Verlust schreiben. «Wir hätten im Sommer schwarze Zahlen geschrieben, wenn wir die Bereinigung nicht gemacht hätten», sagt Charles-Vögele-CEO André Maeder im Interview mit der «Handelszeitung». «Es ist durchaus möglich, dass wir auch Ende Jahr rot bleiben.» Derweil baut der Hedge-Fonds Laxey wieder Positionen ab, was Spekulationen um eine Übernahme durch Migros anheizt. «Wir sind für mehrere Leute interessant, strategisch und finanziell. Denn unsere Firma ist attraktiv. Wir besitzen ein grosses Filialnetz, sind international tätig und haben eine gute Beschaffung», sagt Maeder. Noch sei aber kein Kaufinteressent auf ihn zugekommen.
Fall UBS: Warum Informant Birkenfeld 40 Monate hinter Gitter wandert
Der frühere UBS-Berater Bradley Birkenfeld lieferte den US-Behörden die entscheidenden Hinweise über die Machenschaften der Grossbank. Zur Überraschung vieler Beobachter kassierte er dennoch 40 Monate Gefängnis. Jetzt zeigt die Urteilsverkündung, die der «Handelszeitung» vorliegt, warum der Whistleblower so hart bestraft wurde: Birkenfeld beriet nach seinen Geständnissen weiter Steuerhinterzieher. Für US-Richter William Zloch ist Birkenfeld ein Wiederholungstäter, etwa weil er nach seinem Ausscheiden bei der UBS den Exil-Russen Igor Olenicoff bei der Umgehung von Steuern beraten habe. Besonders verstimmt hat den Gerichtsvorsitzenden, dass Birkenfeld sogar nach seinem Schuldeingeständnis die Finger nicht von den solchen Geschäften lassen konnte.
Streit um neue Atomkraftwerke: Alpiq taktiert beim Standortentscheid
Erneut versprechen Exponenten der Stromwirtschaft, dass sich die Gesuchsteller Axpo, BKW und Alpiq bis Ende Jahr auf zwei konkrete Projekte für neue Atomkraftwerke einigen werden. Doch dazu wird es wohl nicht kommen: Gesuchsteller Alpiq will mit dem Entscheid offensichtlich zuwarten. Aussagen von Alpiq-Mediensprecher Andreas Werz in der «Handelszeitung» legen nahe, dass sich die Stromversorgerin kaum bis Ende Jahr zu einem Beschluss durchringen kann. Der Standortentscheid für neue Atomkraftwerke könnte sich deshalb bis mindestens 2011 verzögern.
Sulzer: Kunden bestellen nur zögerlich
Am 19. Oktober wird Industriezulieferer Sulzer den Auftragseingang per Ende September vorlegen. Zwar wird Sulzer von einigen positiven Entwicklungen berichten können, insbesondere in Brasilien. «Das Land will bei der fossilen Energieversorgung autark sein», erklärt Sulzer-CEO Ton Büchner der «Handelszeitung». Deshalb habe die Gesellschaft bekannte Ölfelder entwickelt und Plattformen gebaut, um fördern zu können. «Darüber hinaus hat Petrobras diverse Explorationsarbeiten gestartet, um neue Felder zu finden - und war dabei sehr erfolgreich.» Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern würde Brasilien noch immer auch in die kohlewasserstoffverarbeitende Industrie, Downstream-Geschäft genannt, investieren. Dennoch bleibt die Lage nach wie vor durchzogen, wie Sulzer bestätigt. «Im Upstream-Geschäft werden bestehende Projekte verschoben», sagt Büchner. Und im Downstream-Bereich seien die Aktivitäten noch immer schwach.
Ypsomed-Präsident Willy Michel: Zurück zu den alten Wachstumsraten
Ypsomod-Verwaltungsratspräsident Willy Michel blickt positiv in die Zukunft: 2009 sei zwar wie angekündigt ein Übergangsjahr, die kommunizierten Vorgaben könnten jedoch eingehalten werden. «Was das Wachstum betrifft, so werden wir ab 2010/11 wieder Werte wie in den guten Zeiten erreichen», so Michel in einem Interview mit der «Handelszeitung». 2009 bezeichnet Michel als «Ausnahme», «weil die heutige Situation zu einem gewissen Teil von uns selber verschuldet war». Michel nennt eine zu starke Abhängigkeit von den Insulin-Pens von Sanofi-Aventis als Grund. «Es ist ein Teil unserer Strategie, dass wir unsere Umsatzbasis mit neuen Pharmakunden verbreitern und im Diabetesgeschäft eine umfassende Produkt- und Servicepalette anbieten können», sagt Michel weiter. Kleinere Zukäufe in Europa schliesst er nicht aus. Offen ist, ob im Bereich der Blutzuckermessgeräte die Beteiligung am Hauptlieferanten Bionime in Taiwan noch ausgebaut wird.
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