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Handelszeitung

Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom 28. Oktober 2009

Zürich (ots)

Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher:
"Protektionismus macht mir Sorgen"
Die Chefin des Chemiekonzerns Ems-Chemie, der stark von der 
Autoindustrie abhängig ist, zeigt sich über die protektionistischen 
Massnahmen grosser Wirtschaftsnationen besorgt. "Anfang September 
haben die USA Schutzzölle für Autoreifen - ein Geschäft, welches wir 
weltweit beliefern - aus China erlassen", sagt Martullo-Blocher im 
Interview mit der "Handelszeitung". Im Gegenzug habe China 
Anti-Dumping-Zölle auf Kunststoffe erhoben, welche Ems als Rohstoffe 
verwende. Zwar habe Ems den bisherigen Einkaufspreis sicherstellen 
können. "Doch es könnte uns 2010 treffen", warnt die Ems-Chefin und 
zeigt sich beunruhigt über den politischen Trend, den Welthandel 
mittels Zöllen einzuschränken. "Für die Schweiz als Exportstandort 
ist dies sehr problematisch", sagt Martullo-Blocher. Doch es gibt 
auch positive Nachrichten: "Wir stellen in allen unseren Märkten eine
Erholung fest", erklärt Martullo-Blocher. "Zwar noch auf bescheidenem
Niveau, der Tiefpunkt ist aber klar durchschritten." Im Hinblick auf 
die Wintermonate sei Ems auf alle Szenarien vorbereitet. "Im Dezember
werden wir mit Ferien überbrücken können, so dass wir weiterhin keine
Kurzarbeit mehr benötigen." Wichtig sei, was nachher komme. "Das 1. 
Quartal 2010 wird sicherlich besser sein als das 1. Quartal 2009", so
Martullo-Blocher. Auch für einen unerwartet starken Aufschwung sei 
der Konzern gerüstet.
Bankier Hans Vontobel: Neue Banker-Generation ist nötig
Nach 66 Jahren im Geschäft weiss Bankier Hans Vontobel, dass 
Finanzkrisen eine Gemeinsamkeit haben: "Die Banken gehen 
Klumpenrisiken ein und kennen ihre eigenen Grenzen nicht. Es sind 
nicht in erster Linie die finanziellen Grenzen, sondern die 
personellen. Anders gesagt: Eine Bank darf nur expandieren, wenn sie 
die richtigen Leute mit der richtigen Ausbildung hat", sagt der 
Bank-Vontobel-Ehrenpräsident im Interview mit der "Handelszeitung". 
Um weitere Krisen aktuellen Ausmasses zu verhindern, fordert Vontobel
ein Umdenken - schon im Kindergarten. "Es braucht eine neue 
Generation, die anders geschult ist. Die Kinder müssen schon in der 
Schule lernen, dass es nicht nur auf die Zahlen ankommt." 
Entscheidend sei der Glaube an die Menschen. "Heute geht es darum, 
dass die Resultate kurzfristig stimmen. Die Manager wollen in jedem 
Quartal von der Finanzgemeinde gute Noten erhalten", kritisiert 
Vontobel. Um die Anreize für Banker langfristig anzusetzen, ist laut 
Vontobel jetzt Eigeninitiative gefragt. "Man könnte einen Sozialkodex
schaffen, dem eine Firma beitreten kann. Aus diesem Kodex ergeben 
sich Konsequenzen betreffend Geschäfts -und Lohnpolitik. Bei den 
Banken, die diesen Kodex nicht unterzeichnet haben, werden die jungen
Leute dann je länger, je mehr kein Geld mehr anlegen", glaubt 
Vontobel.
Valora: Vor Übungsabbruch mit "Avec"-Läden in Deutschland?
Kioskbetreiberin Valora will endlich wieder wachsen und hofft 
dabei auch auf das Convenience-Konzept "Avec". So wurde im deutschen 
Gelsenkirchen ein "Avec"-Standort eröffnet. Im 2. Halbjahr sollte ein
weiterer deutscher Laden dazukommen. Passiert ist dies bisher jedoch 
noch nicht. Gemäss Informationen der "Handelszeitung" liegen die 
Ergebnisse des ersten Testladens deutlich unter den Erwartungen. Ein 
mit der Sache vertrauter Manager sagt: "Der Markt Deutschland ist 
preislich gesehen knallhart. Die haben nicht auf uns gewartet." Wenn 
die Ergebnisse dieses Testladens in den nächsten Wochen "nicht 
deutlich besser werden, werden wir die Übung wohl wieder abbrechen", 
so der Manager. Valora-Sprecherin Stefania Misteli erklärt nur: "Wir 
sind noch daran, inhaltliche Anpassungen vorzunehmen. Bei der 
Kundschaft kommt der 'Avec' gut an. Wir betrachten ihn aber klar noch
als Test." Bis Ende Jahr werde man einen zweiten "Avec" in Essen 
eröffnen.
BKW-CEO Kurt Rohrbach: Neue Lösung für AKW-Streit
Die BKW bieten Konkurrentin Alpiq einen Kompromiss an: Alpiq soll 
ihr Kraftwerkprojekt auf Eis legen, das Gesuch aber nicht 
zurückziehen. "Wir sollten uns auf die Reihenfolge der Bearbeitung 
einigen. Das dritte Gesuch muss ja nicht zurückgezogen werden", sagt 
Kurt Rohrbach gegenüber der "Handelszeitung". Damit schlägt der CEO 
der Bernischen Kraftwerke BKW der Konkurrentin Alpiq eine neue Lösung
für den Streit um die zwei geplanten Atomkraftwerke vor. Die BKW 
möchten gemeinsam mit der Axpo die ältesten Schweizer Kernkraftwerke 
Beznau und Mühleberg ersetzen. Alpiq jedoch sperrt sich und pocht 
darauf, eines der beiden neuen Werke in Gösgen zu bauen, wo sie 
Hauptteilhaberin ist. Alpiq bezweifelt, dass der Rückhalt im 
Kernenergie-kritischen Kanton Bern für die BKW gross genug ist, um 
das Projekt Mühleberg durchzuziehen. Laut BKW-CEO Kurt Rohrbach 
bliebe Alpiq mit einem Ja zum Angebot ohne Rückzug ihres 
Gösgen-Gesuchs im Rennen: "Treten im Laufe der Projektierung an einem
Standort unüberwindbare Hindernisse auf, kann man sich immer noch für
ein anderes Projekt entscheiden", sagt er.
Nationale-Suisse-CEO Hans Künzle: "Wir bauen Spezialversicherungen
aus"
Nationale Suisse konnte im 1. Halbjahr bei Spezialversicherungen 
wie etwa für Kunst Wachstum von über 10,4% erzielen. "Diese Bereiche 
werden wir in den nächsten Jahren kraftvoll ausbauen", sagt Hans 
Künzle, CEO Nationale Suisse, gegenüber der "Handelszeitung". Grund: 
Nischenversicherungen sind von der Rezession kaum betroffen. "In 
Krisenzeiten steigt das Risikobewusstsein ganz allgemein, und dies 
bei fast allen Kunden", sagt Künzle. Als Folge würden beispielsweise 
vermehrt Kunstversicherungen abgeschlossen. Für Nationale Suisse ist 
Künzle optimistisch: "Wir werden unsere gesetzten Wachstumsziele für 
2009 weitgehend erreichen", betont er. Und optimistisch ist er auch 
für die anstehenden Quartalszahlen verschiedener Versicherer. So sei 
in der Branche das Risikomanagement stark verbessert worden. "Ich 
rechne darum damit, dass die Ergebnisse nach oben zeigen werden", so 
Künzle.
EFG-International-CEO Lonnie Howell: "Ein Going Private wäre 
vorstellbar"
Der Geschäftsgang im 3. Quartal 2009 stimmt den CEO der Privatbank
EFG International zuversichtlich: Im nächsten Jahr könnte ein 
Kundenberater schon wieder die anvisierten 30 bis 40 Mio Fr. pro Jahr
bringen. "Wir sind auf dem Weg, wieder an das organische Wachstum von
20 bis 30% anzuknüpfen, das wir vor 2008 erzielt haben", sagt Howell 
im Interview mit der "Handelszeitung". Im Moment seien alle 
Kundenberater, die schon mehr als ein Jahr dabei sind, mindestens 
breakeven. Auch das angekündigte Kostensparprogramm zeigt seine 
Wirkungen. "Bisher haben wir rund 25 Mio Fr. eingespart. Damit liegen
wir in unseren Vorgaben", sagt Howell. EFG will jährlich rund 40 Mio 
Fr. einsparen. Auch bei den anderen Zielsetzungen sei das Unternehmen
auf Kurs. "Eine Bruttomarge von 110 Basispunkten sollte machbar sein.
Sie kann aber vorübergehend sinken, wenn die Zahl der Neugelder 
schneller wächst. Über die kotierte EFG-Aktie ist Howell nicht jeden 
Tag erfreut. "Ein Going Private wäre vorstellbar. Wenn keiner die 
Aktie mag, ist eine Privatisierung sinnvoll", sagt Howell.
HSG-Professor Beat Bernet: Schockiert über Umgang mit 
ausländischen Bankkunden
Beat Bernet, Professor für Banking an der Universität St. Gallen, 
geht mit seiner Branche hart ins Gericht: "Ich bin schockiert, wie 
gewisse Banken momentan mit ihren ausländischen Kunden umgehen", sagt
er in einem Interview mit der "Handelszeitung". Genau diese Kunden 
würden in wenigen Jahren wieder aktiv umworben werden. "Die Banken 
werden erstaunt sein, wie schwierig es ist, deren Vertrauen 
zurückzugewinnen", warnt Bernet. Jetzt müsse der Finanzplatz neu 
positioniert und die "Marke Schweiz" neu definiert werden. 
"Privatsphärenschutz ohne Schutz vor Steuerhinterziehung", heisse 
hier die Devise. Es werde zu einer verstärkten Rollenteilung zwischen
den europäischen Finanzplätzen kommen. Bernet: "Die Rolle der Schweiz
kann im Private Banking im Rahmen des 'Clean Offshore' liegen."

Kontakt:

Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung" Zürich
Tel. 043 444 59 00

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