Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom 28. April 2010
Zürich (ots)
Immobilien-Makler laufen Sturm gegen SNB-Warnung
Im Schweizer Markt für Wohneigentum gebe es zwar einen "rechten Boom", aber keine Blase: Das sagt Ansgar Gmür, Direktor des Schweizerischen Hauseigentümer-Verbandes (HEV). Urs Tschudi, Geschäftsleitungsvorsitzender des Maklers Walde & Partner, hält kürzlich geäusserte Warnungen für übertrieben: "Wir merken in unserem täglichen Geschäft nichts von einer Preisblase", sagt Tschudi in der "Handelszeitung". Die Makler widersprechen damit nicht nur der Einschätzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die kürzlich Kreditnehmer und Hypothekarbanken zu Vorsicht ermahnt hatte. Sie kritisieren auch das renommierte Immobilienberatungsbüro Wüest & Partner, das vor kurzem vor einer "tickenden Zeitbombe" im Wohnungsmarkt gewarnt hatte. "Diese Warnung ist schreierisch", sagt Jan P. Eckert, Immobilienexperte der Bank Sal. Oppenheim. Sowohl die SNB als auch Wüest & Partner haben laut Eckert nicht bedacht, dass nicht nur die Wohneigentumspreise gestiegen sind, sondern auch die Einkommen der Käufer. Doch auch wenn der Crash nicht bevorzustehen scheint, gibt es für die fernere Zukunft warnende Anzeichen: "Eine zu lange Phase des Preisanstieges ist ungesund", sagt CS-Immobilienexperte Fredy Hasenmaile. Und bei den Banken hat der Boom von Festhypotheken dazu geführt, dass in den Bilanzen zu viele Guthaben langfristig gebunden sind. "Das Bilanzstrukturrisiko ist die derzeit grösste Gefahr für den Schweizer Bankensektor", sagt Harald Nedwed, CEO Migros Bank.
Fusion Orange-Sunrise: Branche kritisiert mühsame Rekursverfahren
Orange und Sunrise müssten rund drei Jahre auf einen Rekursentscheid bezüglich ihrer Fusion warten. Viel zu lange, kritisiert die Branche. Swisscom-Chef Carsten Schloter sagt im Interview mit der "Handelszeitung": "Wenn man drei Jahre lang auf einen Entscheid warten muss, dann gibt es faktisch keine Rekursmöglichkeit. Das ist problematisch, denn diesen beiden Firmen ist durch das Urteil ein Schaden entstanden." Nun prüft der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse Verbesserungen. "Ein beschleunigtes Verfahren in solchen Fällen wäre sinnvoll", sagt Dominique Reber, Mitglied der Geschäftsleitung von Economiesuisse. "Wir prüfen mit unseren Mitgliedern, wie man die Situation verbessern könnte." Für Orange und Sunrise kämen allfällige Neuerungen im Verfahrensablauf aber wohl zu spät. Branchenkenner erwarten, dass Orange wie angekündigt gegen das Weko-Urteil rekurrieren wird - nur schon aus Image-Gründen. Parallel dazu prüfe man aber ein abgeändertes Gesuch, heisst es. Swisscom-Chef Carsten Schloter blickt mit gemischten Gefühlen auf den Weko-Entscheid: "Kurzfristig kann sich Swisscom freuen, dass die Fusion nicht stattfindet", sagt er. "Denn Orange und Sunrise sind nun geschwächt. Langfristig gesehen aber droht uns von der Politik eine härtere Regulierung nach dem Motto: Jetzt wurden Orange und Sunrise geschwächt, jetzt muss man auch Swisscom schwächen." Dies hätte aber auch Nachteile für die Konsumenten.
AFG-CEO Edgar Oehler: "In einzelnen Bereichen 100 Prozent mehr Aufträge"
AFG Arbonia-Forster ist im laufenden Geschäftsjahr besser unterwegs als erwartet. Dies sagt Edgar Oehler, Chef der Bauzulieferer- und Technologiegruppe, im Gespräch mit der "Handelszeitung". Zwar habe sich in der Baubranche der harte Winter in den ersten zwei Monaten negativ auf den Geschäftsgang ausgewirkt. Dieser Rückstand sei im März aber bereits wieder aufgeholt worden. "Wenn ich an EgoKiefer denke, dann sind wir sogar sehr gut unterwegs", so Oehler. Einen massiven Einbruch um 43% hatte AFG im Jahr 2009 im Bereich der Oberflächentechnologie (STI Hartchrom) erlebt. Im laufenden Jahr scheint sich nun auch in dieser Division eine Erholung zu manifestieren. "Wir arbeiten teilweise wieder in zwei Schichten", sagt Oehler und ergänzt: "In einzelnen Bereichen haben wir 100% mehr Aufträge".
Energiedienst-CEO Martin Steiger: "Die Strompreise werden steigen"
In der Schweiz und in Europa müssen Dutzende Kraftwerke erneuert werden. Der CEO des Stromversorgers Energiedienst, Martin Steiger, hält darum höhere Preise für unausweichlich. "Die Preise werden weiter steigen. Im westeuropäi¬schen Kraftwerkspark ist ein riesiger Ersatzbedarf vorhanden", sagt Steiger im Interview mit der "Handelszeitung". Möglichen Übernahmen gegenüber ist der Chef des Stromversorgers nicht abgeneigt, er zeigt sich aber wählerisch: "Die potenziellen Objekte kann ich an einer Hand abzählen", sagt er. "Klar ist, dass wir in unserem Marktgebiet bleiben. Wir werden uns nicht in der Türkei an einem Kohlekraftwerk beteiligen."
Datacolor-VR-Präsident Werner Dubach: "Werden kleinere und mittelgrosse Zukäufe tätigen"
In den kommenden drei bis fünf Jahren will Datacolor, eine auf Farbmanagement spezialisierte Firma, einen Umsatz von 200 Mio Fr. erzielen. Heute verzeichnet das Unternehmen erst 50 Mio Fr. Umsatz. VR-Präsident Werner Dubach erklärt im Interview mit der "Handelszeitung": "Nach einer Erholung der Wirtschaft sollte Datacolor wieder auf den Umsatz der früheren Jahre von rund 80 Mio Fr. kommen." Neben dem organischen Wachstum setze man auf Akquisitionen: "Wir werden aber auch kleinere und mittelgrosse Zukäufe tätigen müssen", so Dubach. Ein neuer Markt, der derzeit noch in den Kinderschuhen stecke, sei zum Beispiel der Automobilsektor. "Die Autobauer müssen in ihrer gesamten Wertschöpfungskette das Farbmanagement einführen, um ihre Arbeitsprozesse zu vereinfachen und effizienter zu machen." Bereits arbeite Datacolor mit BMW, Porsche und VW zusammen. Dubach: "Derzeit sind wir mit amerikanischen und japanischen Autoherstellern im Gespräch."
Debitkarten: Visa steigt ab 2011 ein
Eine Debitkarte wird genutzt zum Bezahlen oder um Bargeld zu beziehen. Dick im Geschäft ist Betreiberin Mastercard. Nun will auch Visa in diesen Bereich einsteigen: Mit dem in Europa bereits verbreiteten Debitkartensystem V-Pay. Laut Visa Europe sollen sich mehrere Banken dazu bekannt haben, ab 2011 ihr System umzustellen und V-Pay Karten herauszugeben. Gegenüber der "Handelszeitung" heisst es bei der UBS, ein Umstieg auf die Debitkarten von Visa werde geprüft, entschieden sei aber noch nichts. Die Raiffeisen unterstreicht die grosse Abhängigkeit von Mastercard, derzeit werde auch dort die Einführung von V-Pay geprüft. Sicher nicht eingeführt wird die V-Pay-Karte dagegen bei der Zürcher Kantonalbank. Auch PostFinance, mit rund 2 Mio Karten die Nr. 2 im Debitmarkt, prüft momentan keinen Umstieg. Bei Mastercard gibt man sich trotz der neuen Konkurrenz gelassen: "Der Bargeldanteil in der Schweiz beträgt noch immer 60%, das bietet genügend Wachstumspotenzial", so ein Sprecher zur "Handelszeitung".
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Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
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