Media Service: Firmen sparen auf Kosten der AHV: Unternehmen umgehen mit umstrittenen Versicherungen Sozialabgaben in Millionenhöhe.
Zürich (ots)
Die Sicherung der Altersvorsorge gehört zu den heissen Themen der Schweizer Politik. Bundesrat Alain Berset schlägt neu eine Reihe von Leistungskürzungen vor. So sollen Frauen erst mit 65 Jahren in Rente gehen, und die steuerlichen Anreize für Frühpensionierungen sollen abgebaut werden. Ein Teil dieser Massnahmen wäre überflüssig, würden Firmen ihre Sozialabgaben so zahlen, wie sie müssten. Denn grosse Unternehmen umgehen mit ausgeklügelten und umstrittenen Versicherungskonstrukten die Beitragszahlungen. Dadurch entgehen der AHV Millionen.
Die Lösungen basieren auf einer Software zum Management von Absenzen der Firma HRM Systems. Verschiedene Versicherungen, darunter Swica, Visana und Concordia, bieten diese Produkte an. Sie sehen vor, dass die Lohnfortzahlungen an erkrankte Angestellte über einen Versicherungsmantel laufen. So werden diese zu sogenannten Ersatzleistungen - mit dem Vorteil, dass sie von den Sozialabgaben befreit werden. Um Kosten zu sparen, setzen immer mehr Grossunternehmen und selbst Verwaltungen solche Modelle ein, so etwa die Migros. Die Grossverteilerin weist wie die Versicherungen darauf hin, dass die Lösung von den Aufsichtsbehörden geprüft und bewilligt sei.
Bei den Sozialversicherungen ärgert man sich, dass die Bundesbehörden dieser Praxis keinen Riegel vorschieben. «Der Schritt von einer klassischen Taggeldversicherung hin zu einer Pseudo-Lohnzahlung ist offensichtlich möglich», kritisiert Andreas Dummermuth, Vizepräsident der Konferenz der kantonalen Ausgleichskassen, gegenüber der «Handelszeitung». Das mache ihm Sorgen. Auch bei der Suva fragt man sich, weshalb der Bund nicht einschreitet. «Mit einer Versicherung im herkömmlichen Sinne haben diese Modelle nichts zu tun», klagt Felix Jenny von der Unfallversicherung. Er weist darauf hin, dass verschiedene Versicherungsfachleute Bedenken gegenüber der Zulassung von solchen Produkte hätten: «Aus ihrer Sicht handelt es sich um Lösungen zur Umgehung von Sozialleistungen.»
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