Media Service: Kritik am Personalbeurteilungssystem des Bundes
Zürich (ots)
Das Personalbeurteilungssystem des Bundes sorgt für Kritik. Dies berichtet die «Handelszeitung». So werden 96 Prozent aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundes in ihrer Leistung und ihrem Verhalten als «gut» und «sehr gut» beurteilt. Diese zwei Qualifikationen, zwei von vier, berechtigen automatisch zu einer individuellen Lohnerhöhung von 1 bis 3 Prozent. Im Personalbudget des Bundes für das Jahr 2019 sind rund 5,9 Milliarden Franken für rund 37000 Vollzeitstellen reserviert.
Bürgerliche Politiker der zuständigen Finanzkommission äussern Zweifel am Realitätsgehalt der jährlichen Mitarbeiterbeurteilung. Sie glauben, dass der 96-Prozent-Wert eine Folge der Verknüpfung von Beurteilung und Lohn ist und nicht einer wahrhaften Beurteilung entspricht. «Dieses Verhalten ist eine systematische, aber verdeckte Gefälligkeit der Vorgesetzten an die Mitarbeiter und kostet ganz einfach Steuergelder», sagt der Präsident der zuständigen Subkommission der Finanzkommission, Franz Grüter (SVP/LU) zur «Handelszeitung».
Auch als Führungsinstrument sei das Beurteilungssystem hoch problematisch. Ein Chef könne nicht loben, ohne dass sein Budget belastet werde. Hans-Ulrich Bigler (FDP/ZH), ebenfalls Mitglied der Subkommission EFD, sagt: «Es ist absurd, wenn 96 Prozent der Mitarbeiter mit 'gut' oder 'sehr gut' beurteilt werden. Wenn, dann sollten die Beurteilungen ungefähr der statistischen Normalverteilung entsprechen.»
Das Eidgenössische Personalamt, seit 2008 unter der Leitung von Barbara Schaerer, verteidigt das System. Es funktioniere «erfolgreich seit Jahren», in der Verwaltung steige der Lohn «primär leistungsbezogen». Auch werde die jährliche Lohnsumme dadurch nicht erhöht. Sie koste den Steuerzahler per saldo nichts. «Sie werden vollumfänglich aus Fluktuationsgewinnen finanziert», sagt ein Sprecher. Eine Zahl nennt er nicht. Die «Handelszeitung» schätzt den Umfang auf 45 Millionen Franken jährlich.
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