Deutsches Biotech-Unternehmen bietet Alternative zu Cox-II-Hemmern
Orthogen schließt Arthrosestudie mit körpereigenem Medikament ab
Düsseldorf (ots)
Bei der Behandlung der Volkskrankheit Arthrose stehen Ärzte und Patienten vor einem Dilemma: Nach der Marktrücknahme der Cox-II-Hemmer, wie zum Beispiel Vioxx, fehlen Alternativen in der Arthrosetherapie. Das deutsche Biotech-Unternehmen Orthogen AG (Düsseldorf) legt nach erfolgreichem Abschluss einer klinischen Studie eine Alternative vor: die Behandlung mit der Orthokin-Therapie ist wirksam und sicher. Auch im Vergleich der Nebenwirkungen schnitt das körpereigene, biotechnisch hergestellte Medikament bestens ab. Das mittelständische Unternehmen, das mit renommierten Universitäten wie Harvard kooperiert, bringt derzeit außerdem eine Stammzelltechnologie zur Knorpelregeneration in die klinische Anwendung.
Das deutsche Biotech-Unternehmen Orthogen AG hat eine klinische Studie mit 400 Patienten zur weltweit ersten körpereigenen Arthrosebehandlung mit Orthokin erfolgreich abgeschlossen. Die nach höchsten klinischen und internationalen Standards durchgeführte Studie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ergab, dass die Orthokin-Therapie mit dem aus Patientenblut gewonnenen Protein IL-1Ra wirksam und sicher ist. "Im Vergleich zur Injektion von Hyaluronsäure als Standardtherapie und Placebo zeigte sich bei der Orthokin-Therapie ein deutlich größerer Behandlungserfolg bei hoher Sicherheit", sagte der Vorstandsvorsitzende der Orthogen AG Prof. Dr. med. Peter Wehling am Dienstag in Düsseldorf.
Biologicals als neue Blockbuster in der Arthrosetherapie
In der westlichen Welt leiden zehn bis zwanzig Prozent der Bevölkerung an Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen. Es handelt sich nach Krankheiten des Kreislauf- und Verdauungssystems um die kostenintensivste Erkrankung des Gesundheitswesens mit einem hohen Marktpotenzial. Die orthopädischen Erkrankungen summieren sich allein in Deutschland auf Krankheitskosten von 25 Mrd. Euro, etwa ein Drittel davon wird durch Gelenkarthrose verursacht (Statisches Bundesamt). Bei der Arbeitsunfähigkeit und dem damit verbundenen volkswirtschaftlichen Schaden rangieren die Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems seit vielen Jahren auf Platz 1.
"Mit den herkömmlichen Therapien, wie Schmerzmittel, Kortison oder Hyaluronsäure können die Symptome, jedoch nicht die Krankheitsursachen behandelt werden", erläuterte Wehling. Das Biological Orthokin setzt hingegen bei der Entstehung der Arthrose an und verhindert den weiteren Abbau des Gelenkknorpels. "Orthokin hat das Potenzial, sich als neuer Standard in der Arthrosetherapie zu etablieren", betonte Wehling. Auch Pharmaexperten sehen die Zukunft der Medikamentenentwicklung bei Biologicals.
Die privat finanzierte Aktiengesellschaft, die 1993 mit Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen wurde, hält schon im kommenden Jahr weltweit zweistellige Millionenumsätze für realistisch. Allein mit dem Schmerzmittel Vioxx hatte Merck zuletzt weltweit einen Jahresumsatz von 2,5 Mrd. Dollar erzielt. Im September 2004 wurde Vioxx wegen möglicher Gesundheitsschäden weltweit vom Markt zurückgerufen. Biologicals dürften in Zukunft Blockbuster wie Vioxx vollständig ersetzen. Der weltweite Markt für Arthrosemittel soll laut Datamonitor von 21 Mrd. Dollar (2005) auf 26 Mrd. Dollar im Jahr 2010 wachsen.
Bei Arthrose stehen Schmerzen bei der Bewegung im Vordergrund. "Das mit dem Orthokin-Verfahren gewonnene Protein greift in den Schmerzmechanismus ein und lindert deshalb die Schmerzen. Im Gegensatz zu den Cox-II-Hemmern greift Orthokin außerdem in den Knorpelabbau ein", erklärte Wehling, der sich über die Rolle der Zytokine bei der Schmerzentstehung habilitiert hatte. Die klinische Studie ergab, dass 75 Prozent der Orthokin-Patienten positiv auf die Behandlung reagierten. Demgegenüber wurden mit der Standardtherapie (Hyaluronsäure) oder Placebobehandlung jeweils rund 25 Prozent erreicht. Für die Behandlung mit der Orthokin-Therapie zahlt der Patient zwischen 700 und 1500 Euro.
Das Unternehmen
Orthogen ist eine biopharmazeutische Unternehmensgruppe, die seit zwölf Jahren im Bereich der molekularen Orthopädie tätig ist. Sie hat sich - in enger Zusammenarbeit mit führenden Universitäten wie Harvard und Pittsburgh - auf die Entwicklung von therapeutischen Biologicals spezialisiert. Das Düsseldorfer Unternehmen entwickelte 1995 die weltweit erste Gentherapie bei Rheumatoider Arthritis, 1997 folgte die Entwicklung der körpereigenen Arthrosetherapie Orthokin. Im Juli 2004 wurde die erste klinische Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Orthokin bei Nervenwurzelentzündungen (Ischias) mit positivem Ergebnis abgeschlossen. "Unsere Stärken sind die gute wissenschaftliche Vernetzung und die frühe klinische Anwendung", sagte Wehling. Insgesamt sind rund 25 Mitarbeiter am Firmensitz in Düsseldorf tätig.
Pipeline: Stammzellen zur Knorpelregeneration im klinischen Einsatz
In enger Zusammenarbeit mit der Harvard-Universität entwickelt Orthogen eine Technologie zur Bildung von Gelenkknorpel aus adulten Stammzellen. "Wir haben im Tierversuch gezeigt, dass die Methode funktioniert und wir Knorpel in sehr guter Qualität erhalten. Bei Patienten mit Knorpelschäden gibt es bereits erste positive Erfahrungen zur Machbarkeit und Sicherheit. Die Wirksamkeit muss noch bestätigt werden", erklärte Wehling. Der große Vorteil besteht darin, dass im Vergleich zur Knorpeltransplantation nur eine Operation statt zwei Operationen nötig ist. Die gesamte Behandlung wird somit einfacher und kostengünstiger. "Wir arbeiten daran, dass Potenzial der ethisch unbedenklichen adulten Stammzellen für die Orthopädie weiter auszuschöpfen", so der Wissenschaftler und CEO.
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