Führende Experten drängen auf Verpflichtung seitens Industrie und internationaler Geber zur Vorbereitung auf die Einführung von Pneumokokken-Impfstoffen
London (ots/PRNewswire)
- Millionen von Todesfällen könnten durch Routine-Schutzimpfungen gegen eine der Hauptursachen von Pneumonie und Meningitis in den Entwicklungsländern vermieden werden
In der heutigen Online-Ausgabe der Zeitschrift The Lancet hat sich eine Gruppe führender Weltgesundheitsexperten zusammengetan, um Hersteller von Impfstoffen und internationale Geber dazu aufzurufen, bezahlbare Preise für Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe auszuhandeln und Regierungen der Entwicklungsländer und ihre Partner aufzufordern, Netzwerke zur Überwachung von Krankheiten aufzubauen und Vorbereitungen für die Einführung von Pneumokokken-Impfstoffen zu treffen.
Die Experten glauben, dass wegen der enormen Belastung durch diese Krankheit dringendes Handeln zur Einführung routinemässiger Pneumokokken-Impfungen im Kindesalter erforderlich ist - die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass ca. 1,6 Millionen Menschen einschliesslich bis zu einer Million Kinder unter fünf Jahre jedes Jahr an Pneumokokken-Pneumonie, Meningitis und Sepsis sterben.(1) Bei Bevölkerungen mit hohen Kindersterblichkeitsraten ist Pneumonie die häufigste Todesursache aufgrund von Infektionen und trägt zu ca. 20 bis 25% aller Todesfälle im Kindesalter bei.(2)
Dieser Aufruf zum Handeln ergeht am Vorabend einer Konferenz der G8-Minister zur Diskussion über die Finanzierung von Impfstoffen. Dies ist offenbar die neueste Massnahme einer Reihe wichtiger Änderungen, die in den letzten fünf Jahren hinsichtlich der Finanzierung von Impfungen durchgeführt wurden; hierzu gehört die Schaffung des GAVI Alliance (Global Alliance for Vaccines and Immunization) Fund. Dr. Orin Levine, der Hauptautor des Artikels und Executive Director von PneumoADIP - einer Nichtregierungsorganisation, deren Ziel die Verkürzung der Zeit zwischen dem Einsatz eines Impfstoffs in Industrienationen und seiner Einführung in den Entwicklungsländern ist - erläuterte: "Wir hoffen, dass, sobald diese Mechanismen etabliert sind, alle Entwicklungsländer beginnen darüber nachzudenken, dass Millionen von Kindern nunmehr durch die einfache Beigabe dieses Impfstoffs zu bestehen Impfprogrammen gerettet werden können."
Dr. Thomas Cherian, Koordinator bei Ad Interim, EPI und der WHO sowie Co-Autor des Artikels, fügte hinzu: "Der Pneumokokkeninfekt ist eines der Hauptgesundheitsprobleme der Welt; erfolgversprechend ist die Tatsache, dass ein siebenvalenter Impfstoff, der gegen die sieben bekannten Bakterienstämme der Krankheit wirksam ist, bereits eine Lizenz besitzt und in mehr als 60 Ländern eingesetzt wird und dass Rezepturen, die zusätzliche Serotypen des Organismus enthalten und die ebenso für Entwicklungsländer relevant sind, sich in Entwicklung befinden. Die WHO sieht Pneumokokken-Impfstoffe als eine Priorität an und erkennt die Dringlichkeit, diese Impfstoffe für Kinder in den Entwicklungsländern zu Verfügung zu stellen."
Andere Pneumokokken-Impfstoffe sind in Entwicklung, die zusätzliche auf Bakterienstämme der Krankheit zielende Serotypen enthalten, einer Erkrankung, die in Entwicklungsländern häufig die Ursache für Tod oder Invalidität ist; es wird jedoch noch mehrere Jahre dauern, bis diese Impfstoffe zur Verfügung stehen. Die Einführung eines siebenvalenten Impfstoffs zum jetzigen Zeitpunkt bedeutet, dass ab sofort Leben gerettet werden kann. Dieser von Wyeth hergestellte Impfstoff ist wirksam, gut verträglich und kann über bestehende Impfprogramme geliefert werden. Kontrolldaten aus den USA zeigen, dass der Herdenimmunitäts-(i)Effekt einer routinemässigen Pneumokokken-Impfung im Kindesalter zweimal so viele Fälle verhindert wie die direkten Auswirkungen der Impfung selbst und damit sowohl gefährdete Erwachsene als auch Kinder schützt.
Als Reaktion auf das in The Lancet erschienene Papier sagte Julian Lob-Levyt, Executive Secretary der GAVI Alliance "Es gibt einen überzeugenden Beweis der Vorteile von Impfungen gegen einige Hauptursachen der Kindersterblichkeit, besonders dann, wenn solch ein einfacher gesundheitsfördernder Eingriff helfen könnte, das UN Millennium Development Goal Nr. 4 zu erreichen, nämlich die Kindersterblichkeitsrate bis zum Jahr 2015 um zwei Drittel zu reduzieren. GAVI wird genau untersuchen, wie den Ländern, in denen die Pneumokokken-Erkrankung eine erhebliche Belastung der Volksgesundheit darstellt, am besten geholfen werden kann."
Jean Stephenne, Präsident von GlaxoSmithKline Biologicals, des Geschäftsbereichs Impfstoffe der GlaxoSmithKline PLC, begrüsste diesen Aufruf zum Handeln in der Zeitschrift The Lancet ebenfalls und sagte, "GSK Bio hat viele Jahre in die Entwicklung eines Impfstoffs investiert, der vor den 10 wichtigsten Bakterienstämmen von Pneumococcus-Serotypen weltweit Schutz bietet und unser Kandidat wird nunmehr in einem globalen klinischen Programm untersucht. Wir haben langjährige Erfahrungen in der Lieferung von Impfstoffen in Entwicklungsländer und engagieren uns dafür, unseren Pneumokokken-Impfstoff weltweit zu tragbaren Preisen zur Verfügung zu stellen. Wir hoffen, dass unsere Partner in Regierungen, Geberagenturen, Wohltätigkeitseinrichtungen und internationalen Organisationen mit einer verbindlichen Kaufverpflichtung auf uns zukommen, damit wir so viele Menschenleben wie möglich retten können."
James Connolly, Executive Vice President und General Manager der Abteilung Impfstoffe bei Wyeth Pharmaceuticals, stimmte dem Aufruf zum Handeln zu und erklärte, "Prevnar wurde bereits in 60 Ländern am Markt eingeführt und hat sich in erheblichem Mass dort, wo es eingesetzt wird, auf die Gesundheit von Kindern ausgewirkt. In den Vereinigten Staaten kam es drei Jahre nach dem routinemässigen Einsatz von Prevnar zu einer 94-%igen Reduzierung von Pneumokokken-Erkrankungen, die durch in den Impfstoffen enthaltene krankheitserregende Serotypen verursacht wurden. Wir arbeiten mit internationalen Agenturen aktiv daran, dazu beizutragen, dass Prevnar für Kinder in Entwicklungsländern zugänglich wird.
In der Zwischenzeit setzen die Forscher von Wyeth ihre Arbeit an neuen Formen von Prevnar fort, zu denen eine Form gehört, die gegenüber 13 der häufigsten Serotypen invasiver Pneumokokken-Erkrankungen wirksam ist und sowohl Kindern als auch Erwachsenen weltweit nutzen wird."
(i) Herdenimmunität ist die Resistenz einer Population gegen die Verbreitung eines infektiösen Organismus aufgrund der Immunität eines hohen Populationsanteils - die US-Studie legt nahe, dass der Herdenimmunitätseffekt einer Pneumokokken-Impfung besonders stark ist.
Quellenangaben
1. WHO. Pneumococcal vaccines. Wkly Epidemiol Record 2003; 14: 110-19
2. Williams BG, Gouws E, Boschi-Pinto C et al. Estimates of
worldwide distribution of child deaths from acute respiratory infections.
Lancet Infect Dis 2002; 2: 25-32
Hinweise für Redakteure
Die Pneumokokken-Erkrankung ist eine durch Streptococcus pneumoniae verursachte Infektion. Wenn diese Bakterien in die Lunge gelangen, verursachen sie die am weitesten verbreitete Art der bakteriellen Pneumonie. Das Bakterium kann auch in die Blutbahn (Bakteriämie) und/oder die das Hirn sowie das Rückenmark umgebenden Gewebe und Flüssigkeiten (Meningitis) gelangen.
Laut WHO sind Pneumokokken-Pneumonie und Meningitis pro Jahr für zwischen 800.000 bis eine Million Todesfälle bei Kindern verantwortlich und mehr als 90% der auf Pneumokokken-Pneumonie zurückzuführenden Todesfälle treten bei Kindern in Entwicklungsländern auf.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Spezialorganisation der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen. Sie wurde am 7. April 1948 gegründet. Das Ziel der WHO gemäss ihrer Satzung ist es, allen Völkern dabei zu helfen, den bestmöglichen Gesundheitsgrad zu erreichen. In der Satzung der WHO wird Gesundheit als ein Zustand vollständigen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung definiert.
Das Ziel des Pneumococcal Vaccines Accelerated Development
and Introduction Plan (PneumoADIP) ist die Verkürzung der Zeit zwischen dem Einsatz eines Impfstoffs in Industrienationen und seiner Einführung in den Entwicklungsländern durch Reduzierung der Ungewissheit hinsichtlich der Nachfrage und Erreichen eines bezahlbaren, nachhaltigen Angebots an Impfstoffen. Dieser neuartige Ansatz wird von der Global Alliance for Vaccines and Immunization (GAVI) über ihren Partner, den Vaccine Fund, finanziert. PneumoADIP hat seinen Sitz an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health. Die Aufgabe von PneumoADIP ist es, die Überlebenschancen und die Gesundheit von Kindern durch eine Beschleunigung der Beurteilung und Freigabe neuer lebensrettender Pneumokokken-Impfstoffe für die Kinder der Welt zu verbessern. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Website unter der Internet-Adresse: www.preventpneumo.org.
The GAVI Alliance (The Global Alliance for Vaccines and
Immunization) wurde im Jahr 2000 gegründet, um den Anteil der Immunisierung der Bevölkerung zu erhöhen und die steigenden globalen Diskrepanzen beim Zugang zu Impfstoffen umzukehren. Regierungen in Industrienationen und Entwicklungsländern, UNICEF, WHO, Weltbank, Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, Hersteller von Impfstoffen sowie Forschungs- und Gesundheitsinstitute arbeiten als Partner in der Allianz zusammen, um gemeinsame Immunisierungsziele in Anerkennung der Tatsache zu erreichen, dass nur durch starke und gemeinsame Bemühungen eine grössere Unterstützung der globalen Immunisierung erreicht werden kann. Gelder, die durch die Finanzierungsorganisation der GAVI, den GAVI Fund (ehemals Vaccine Fund), kanalisiert werden, werden dafür verwendet, Gesundheits- und Schutzimpfungsdienste zu verstärken, den Zugang zu ausgewählten Impfstoffen und neuen Impftechnologien zu beschleunigen - insbesondere solchen Impfstoffen, die neu sind oder nicht ausreichend eingesetzt werden - und die Injektionssicherheit zu verbessern. Zusätzlich zu der erheblichen finanziellen Unterstützung durch die Bill & Melinda Gates Stiftung wurde der Vaccine Fund von bislang zehn Regierungen unterstützt - Kanada, Dänemark, Frankreich, Irland, Luxemburg, den
Niederlanden, Norwegen, Schweden, Grossbritannien und den Vereinigten Staaten - sowie der Europäischen Union und privaten Spendern.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte folgende Website:
www.preventpneumo.org
Pressekontakt:
Pressekontakte: Hans Kvist, Director, Communications, GAVI's
PneumoADIP, Mobil: +1-410-736-8243, eMail: hkvist@jhsph.edu oder
Selina Haylock, Consultant, Ruder Finn Communications, Mobil:
+44-7768-823-989, eMail: shaylock@ruderfinn.co.uk