Eine Frage der Aufklärung Insektengift-Allergie immer noch zu selten behandelt
Wien, Österreich (ots)
Eine Insektengift-Allergie kann tödlich verlaufen. Aber sie ist auch eine gut behandelbare Erkrankung. Die Erfolgsaussicht einer kausalen Behandlung durch die spezifische Immuntherapie (SIT) liegt bei nahe 100 Prozent. "Trotz der nachweislich guten Verträglichkeit und Wirksamkeit wird eine SIT aber immer noch viel zu selten durchgeführt. Vermutlich ist die mangelnde Aufklärung der Patienten die Ursache." Dieses Fazit zog Franziska Ruëff, Expertin für Insektengift-Allergien an der dermatologischen Klinik der Ludwig Maximilians-Universität in München, anlässlich des 25. Kongresses der European Academy of Allergology and Clinical Immunology (EAACI) in Wien.
Eine Allergie auf Insektengifte wird hervorgerufen durch die überschießende Reaktion des Immunsystems, meistens auf den Stich einer Wespe oder Biene. Die Folgen können Juckreiz und Hautausschlag an Handflächen und Fußsohlen, Atemnot, Schwindel und Übelkeit oder sogar ein lebensgefährlicher anaphylaktischer Schock sein. Bei schätzungsweise einem Viertel der europäischen Bevölkerung kann durch Bestimmung spezifischer IgE-Antikörper oder bei Hauttests eine Insektengift-Sensibilisierung nachgewiesen werden. Zu schwerwiegenden oder gar lebensgefährlichen Symptomen kommt es bei bis zu fünf Prozent der Bevölkerung. Europaweit schwanken die Angaben über die Häufigkeit von Insektengift-Allergien zwischen 0,34 und 7,5 Prozent.(1) Trotz möglicher lebensbedrohlicher Folgen wird aber nur jeder fünfte Patient mit einer spezifischen Immun¬therapie (SIT) behandelt.
Ruëff stellte auf dem Kongress eine internationale, multizentrisch angelegte Beobachtungsstudie über die Diagnose- und Therapiegewohnheiten einzelner europäischer Länder vor. Die Studie ergab sowohl regionale Unterschiede in der Verteilung von Wespen- und Bienengift-Allergien als auch Unterschiede in der Verträglichkeit der verwendeten Allergen-Präparate. Während in Deutschland Allergien gegenüber Wespengift häufiger waren, überwogen in Österreich und der Schweiz die Zahl allergischer Stichreaktionen durch Bienen. In der Studie zeigte sich auch, dass die Präparate zur SIT gegen eine Bienengift-Allergie weniger gut verträglich und weniger wirksam waren als die Präparate gegen eine Wespengift-Allergie. "Die Wirksamkeit und Verträglichkeit der SIT wird in den europäischen Ländern unterschiedlich bewertet. Auch gibt es große Unterschiede in den Behandlungsverfahren. Dies könnte der Grund für die größere Zurückhaltung gegenüber der SIT in manchen Ländern, beispielsweise in der Schweiz oder Österreich, aber auch Süddeutschland sein", so Ruëff. Ein überraschendes Ergebnis der vorgestellten Studie war laut Ruëff die ausgesprochen schlechte Therapiebereitschaft auch von Patienten, die deutliche Risikofaktoren aufwiesen. "Im Rahmen unserer Untersuchungen waren nur 80 Prozent der Betroffenen bereit, die lebenswichtige Therapie durchzuführen. Eine bessere und umfangreichere Aufklärung über die Gefahren und die Behandlungsmöglichkeiten auch von Seiten der Hausärzte könnte hier Abhilfe schaffen", sagt Allergologin Franziska Ruëff von der Ludwig Maximilians-Universität in München.
1. Biló BM, Ruëff F, et al. Diagnosis of Hymenoptera venom allergy. Allergy 2005: 60: 1339-1349
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