Handelskreditrichtlinen in der Schweiz verschärfen sich
Zürich (ots/PRNewswire)
- Atradius-Umfrage: Anteil verspäteter Zahlungen sank 2023 von 60 auf 57 Prozent
- 76 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem erhöhten Insolvenzrisiko im B2B-Handel
Die steigenden Zinsen und die straffe Geldpolitik setzen Schweizer Unternehmen massiv unter Druck. Die Folge: Der Grossteil der Unternehmen nutzt Warenkredite zum Ausgleich seiner Rechnungen. Steigende Kreditkosten führen jedoch zu einer Neubewertung des strategischen Kreditmanagements, um Zahlungsverzögerungen abzumildern. So sank der Anteil an verspäteten Zahlungen an allen Rechnungen zwischen Kunden und Lieferanten im vergangenen Jahr von 60 auf 57 Prozent. Das geht aus dem jüngsten Zahlungsbarometer des internationalen Kreditversicherers Atradius für die Schweiz hervor. „Unternehmen werden aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen gezwungen, ihre Liquidität zu schützen. Als Konsequenz ist es notwendig, die Handelkreditrichtlinien und Zahlungsbedingungen zu verschärfen", sagt Mathias Freudenreich, Generalbevollmächtigter und Geschäftsführer von Atradius Schweiz.
Massnahmen für die Verbesserung des Kreditmanagements sind ein verringertes Angebot an Krediten, was vor allem in der Schweizer Chemiebranche als Strategie erkennbar ist. Daneben setzt die Agrar- und Lebensmittelindustrie auf verkürzte Zahlungsfristen, um das Risiko von Liquiditätsungleichgewichten zu minimieren. Vor diesem Hintergrund berichten 56 Prozent der befragten Unternehmen von einem stabilen Trend bei den Zahlungspraktiken ihrer B2B-Kunden im Jahr 2023. Gleich geblieben ist ebenfalls der Anteil uneinbringlicher Forderungen im B2B-Bereich – bei elf Prozent. Eine Verbesserung des DSO-Werts (Days-Sales-Outstanding, DSO), welcher als Indikator für die Lage der schweizer Wirtschaft gesehen werden kann, gaben über die Hälfte der befragten Unternehmen, insbesondere in den Branchen Chemie und Stahl/Metall, an. Mehr als ein Drittel der Schweizer Agrar- und Lebensmittelunternehmen berichteten von einer Verschlechterung des DSO, welche die Konzentration auf die Zahlungsrichtlinen erklären könnte, um den Cashflow zu verbessern.
Insgesamt warten 57 Prozent der 210 von Atradius befragten Schweizer Unternehmen länger auf die Bezahlung ihrer Rechnungen. „Die Folge für die betroffenen Unternehmen sind unmittelbare Investitionsverzögerungen, erhöhte Kreditkosten und die Abhängigkeit von kurzfristigen Finanzierungen", erklärt Mathias Freudenreich. Weitere Folgen sind Verzögerungen bei der Bezahlung der eigenen Lieferanten sowie von Rechnungen und Gehältern und Schwierigkeiten bei der Erfüllung finanzieller Verpflichtungen.
Wahl des Finanzierungsmittels variiert
Die langen Wartezeiten auf Zahlungen von B2B-Kunden erhöhen für die Unternehmen die Notwendigkeit, für den Liquiditätserhalt zur Sicherung des laufenden Betriebs zu sorgen. So bevorzugten Schweizer Unternehmen aus der Chemiebranche sowie der Agrar- und Lebensmittelindustrie in den vergangenen zwölf Monaten als Hauptfinanzierungsquelle Bartransaktionen und boten weniger Handelskredite – also Kredite, die Lieferanten ihren Kunden einräumen, um ihre Verbindlichkeiten zu begleichen – an. Im Gegensatz dazu erhöhte der Schweizer Stahl- und Metallsektor das Angebot an Handelskrediten, welche für 60 Prozent der Unternehmen die Hauptfinanzierungsquelle darstellte. „Der Schweizer Chemiesektor zeigt eine Tendenz zur Vorsicht, indem weniger als die Hälfte des B2B-Umsatzvolumens auf Kreditbasis abgewickelt wird", erläutert Mathias Freudenreich. Insgesamt gaben 62 Prozent der befragten Unternehmen an, in den vergangenen zwölf Monaten Handelskredite als wichtigstes Zahlungsmittel in Anspruch genommen zu haben, während 54 Prozent die Zahlung auf Rechnung bevorzugten. Für 44 Prozent stellten Bankdarlehen die wichtigste Finanzierungsquelle dar und 27 Prozent beglichen ihre Rechnungen mit internen Mitteln.
Sorge um zukünftige heimische Wirtschaftslage
Die Atradius-Umfrage macht deutlich, dass exportorientierte Volkswirtschaften wie die Schweiz vor allem Bedenken in Bezug auf den Aussenhandel haben. Die Unternehmen zeigen sich kurz-, mittel- und langfristig besorgt aufgrund der schwachen globalen Nachfrage, der steigenden internationalen Konkurrenz und der Zunahme an regulatorischen Anforderungen. Mathias Freudenreich: „Langfristig gesehen haben alle Branchen Sorge wegen des unsicheren Ausblicks für der heimische Wirtschaft." Rund 40 Prozent der Schweizer Unternehmen im Chemiebereich gehen davon aus, dass Geschäftsbläufe im kommenden Jahr beeinträchtigt werden. Vor diesem Hintergrund steigt auch die Furcht vor einer steigenden Zahl von Unternehmenspleiten: 76 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem erhöhten Insolvenzrisiko im B2B-Handel. „Diese Zahl verdeutlicht die Besorgnis über die zukünftige wirtschaftliche Stabilität in der Schweiz", erläutert Mathias Freundenreich. Besonders deutlich wird diese negative Einschätzung in der Schweizer Chemiebranche.
Die unterschiedlichen Erwartungen der Schweizer Unternehmen in Bezug auf die Effizienz des Forderungseinzugs und das Cashflow-Management im kommenden Jahr werden in der Umfrage deutlich. Insgesamt wird ein positiver Trend bei der Aussenstandsdauer erwartet. So gehen 33 Prozent aller befragten Schweizer Unternehmen von einer Verbesserung und 51 Prozent von keiner signifikaten Veränderung aus. Vor allem Unternehmen aus der Stahl-/Metallindustrie sowie der Agrar- und Lebensmittelbranche blicken optimistisch in das kommende Jahr. 75 Prozent der Stahl-/Metallunternehmen erwarten keine signifikante Veränderung, während 45 Prozent der Agrar- und Lebensmittelunternehmen einen verbesserten DSO erwarten. Im Gegensatz dazu rechnen doppelt so viele Chemieunternehmen mit einen verschlechterten DSO und einem damit einhergehenden erhöhten Kundenkreditrisiko. Generell gaben jedoch 85 Prozent aller Unternehmen an, entweder eine Verbesserung oder zumindest eine gleichbleibende Entwicklung bei den Zahlungspraktiken ihrer B2B-Kunden zu erwarten.
Das Atradius-Zahlungsmoralbarometer Schweiz 2024
Das Atradius Zahlungsmoralbarometer Schweiz ist Teil der aktuellen Zahlungsmoralbarometer-Studie Westeuropa des internationalen Kreditversicherers Atradius. Für die Studie wurden Unternehmen in insgesamt 14 Märkten zum Zahlungsverhalten im Firmengeschäft befragt: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz, Spanien, dem Vereinigtes Königreich und zum ersten Mal auch Finnland. In der Schweiz wurden insgesamt 210 Unternehmen befragt aus den Bereichen Agrar- und Lebensmittel, Chemie und Stahl/Metall. Die Grösse der befragten Unternehmen reichte von kleinen Unternehmen bis hin zu grossen Konzernen. Die vollständigen Umfrageergebnisse finden Sie hier.
Über Atradius
Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen, Bürgschaften, Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von Atradius angebotenen Produkte schützen Unternehmen weltweit vor den Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf Kredit. Atradius ist Mitglied von GCO, einem der grössten Versicherer in Spanien und einem der grössten Kreditversicherer der Welt. Weitere Informationen finden Sie online unter www.atradius.ch.
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