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Angenehme Überraschung, Kommentar zum Emissionskalender des Bundes für das vierte Quartal, von Kai Johannsen.

Frankfurt (ots)

Mit einer derartig angenehmen Überraschung, wie sie Vater Staat gestern den deutschen Steuerzahlern präsentiert hat, würde so mancher Finanzminister der klammen Eurozonen-Staaten wohl auch gern einmal aufwarten. Mitten in der Schuldenkrise verkündet der Bund, dass er angesichts der konjunkturbedingt guten Haushaltslage weniger Schulden machen wird, als bislang vorgesehen war.

Gegenüber den bisherigen Planungen wird die Deutsche Finanzagentur - der Schuldenmanager des Bundes - in den kommenden drei Monaten die Mittelaufnahme über die Märkte um 16 Mrd. Euro stutzen. Damit fährt der Bund nun schon das zweite Quartal in Folge die Beanspruchung der Märkte zurück. Im dritten Quartal wurde die Mittelbeschaffung bereits um 11 Mrd. Euro reduziert. In diesem Jahr kommt der Bund gemäß angepasster Planungen auf ein Emissionvolumen an Schuldpapieren von insgesamt 275 Mrd. Euro. 302 Mrd. Euro wurden im Dezember vergangenen Jahres in der Vorausschau veranschlagt.

Positiv entwickelt sich für den Bund auch der Markt. Angesichts der Verunsicherung aufgrund der Schuldenkrise strömen die Anleger in Scharen zum Bund. Das treibt die Kurse nach oben und damit die Renditen der Bundeswertpapiere auf der gesamten Laufzeitenkurve nach unten. Seit einiger Zeit liegt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen nun schon unter 2%, zeitweise waren es schon weniger als 1,7%. In dem etwas mehr als 1,1 Bill. Euro schweren Schuldportfolio, das die Schuldenmanager vor sich herschieben, ist der Effekt der Renditerückgänge noch nicht sonderlich ausgeprägt zu spüren. Wie auch? In dem Portfolio befinden sich Papiere von zwei bis 30 Jahren Laufzeit, die nicht gerade auf Renditetiefpunkten emittiert wurden und auch schon seit einiger Zeit im Bestand sind. Um die rekordniedrigen Renditen in größerem Umfang zu spüren, müsste sich der Renditeabstieg noch ein wenig fortsetzen bzw. die Renditen nachhaltig auf niedrigen Niveaus bleiben.

Genau danach sieht es derzeit allerdings aus. Stimmungsindikatoren deuten sehr deutlich an, dass die Schuldenkrise Spuren in der Realwirtschaft hinterlassen wird. Klamme Staaten werden Ausgaben zurückfahren (müssen), Verbraucher schränken aufgrund der Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Krise ebenfalls ihre Ausgaben ein. Die Konjunktur wird wahrscheinlich schwächeln. In einer derartigen Lage werden die Renditen der Zinspapiere kaum steigen. Der Bund kann sich zumindest auf der Renditeseite auf rosige Zeiten einstellen.

(Börsen-Zeitung, 28.9.2011)

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