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Vertrauensschaden, Kommentar zu den verfehlten Gewinn- und Umsatzzielen der Software AG, von Sabine Wadewitz.

Frankfurt (ots)

Die Software AG hat ihre Investoren gänzlich auf dem falschen Fuß erwischt. Der zweitgrößte deutsche Softwarekonzern hatte noch Ende Oktober die Gewinnprognose bestätigt und eine Rekordentwicklung im dritten Quartal hervorgehoben. Nichts deutete darauf hin, dass das traditionell starke Schlussquartal, in dem die Kunden für gewöhnlich ihre IT-Restbudgets verfrühstücken, ausbleiben sollte. Nun sind die Ertragsziele für 2011 zehn Tage nach dem Jahreswechsel kassiert worden - erstaunlicherweise erst nach Ultimo.

Diese Schockwellen mussten für einen herben Vertrauensbruch im Markt sorgen. Entsprechend brach die Aktie des TecDax-Wertes zeitweise um ein Viertel ein. Mehr als 600 Mill. Euro an Marktwert lösten sich in Luft auf.

Zwar hatte das Unternehmen unterjährig wegen der Verschiebung von Großprojekten schon einmal die Erwartungen im Markt verfehlt. Auch hatte das Management im Herbst die Wachstumsprognose für den Umsatz von zuvor 5 bis 7% auf 2 bis 5% gesenkt. Die Gewinnerwartung mit einer in Aussicht gestellten Steigerung um 10 bis 15% wurde jedoch bestätigt. Und der Konzern genoss bislang den Ruf, seit 2003 in jedem Turnus die zu Jahresanfang gegebene Vorhersage übertroffen zu haben. Dieses Image ist nun erst einmal angekratzt.

Verhagelt wurden die Erwartungen durch ein schwaches US-Geschäft - in der Region laufe es weiterhin sehr gut, hatte das Management auch noch Ende Oktober bekräftigt. Beunruhigen muss das Signal, dass die Nachfrageschwäche im weltgrößten IT-Markt nicht rasch behoben sein wird. Das erste Quartal werde die Auftragslücke nicht schließen, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Streibich. Die nun angekündigte Marketing- und Vertriebsoffensive lässt aufgrund der damit verbundenen Kosten für die Margen ebenfalls nichts Gutes erwarten.

Bei allen Hiobsbotschaften, die Software AG wird zwar das erste Mal seit Jahren kein Umsatz- und Gewinnwachstum zeigen, sondern nur Stagnation. Doch in diesen Zeiten zeugt auch das von einer robusten Natur, die sich der Konzern gern bescheinigt. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren international eine bemerkenswerte Wachstumsstory hingelegt und dürfte diese nach einer konjunkturellen Delle fortsetzen. Dass nun, obwohl die Mittel da wären, größere Zukäufe erstmal zurückgestellt werden, ist in der aktuellen Situation folgerichtig. Doch seine langfristigen Ziele, Umsatz und Gewinn alle fünf bis sechs Jahre zu verdoppeln, wird der Vorstand nicht aus den Augen verlieren.

(Börsen-Zeitung, 11.1.2012)

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